THW Kiel vor dem Handball-Supercup:Gut getarnt als graue Maus

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Vor einer schwierige Saison: Filip Jicha und der THW Kiel. (Foto: dpa)

Handball-Rekordmeister THW Kiel will der Konkurrenz beibringen, dass er als Außenseiter in die neue Saison geht. Beim Supercup, der erstmals in Bremen ausgetragen wird, trifft der THW auf seinen schärften Herausforderer.

Von Jörg Marwedel, Kiel

Normalerweise hätte der THW Kiel im Super-Cup an diesem Dienstag in Bremen (20.15 Uhr/live bei Sport1) mal wieder gegen sich selber antreten müssen. Auch in der vorigen Saison hat der Handball-Rekordsieger ja wieder beide nationalen Titel gewonnen, die Meisterschaft und den DHB-Pokal. Als Ersatz springt, wie schon oft, die SG Flensburg-Handewitt ein. Was aber ungewöhnlich ist: Nicht die Kieler sind in diesem "Handball-Urderby schlechthin", so Flensburgs Geschäftsführer Dierk Schmäschke, der Favorit, sondern das Team von der dänischen Grenze. Und das gilt nicht nur für die Begegnung zum Auftakt, die im Grunde noch ein Testspiel ist, sondern womöglich für die gesamte Saison 2013/2014.

Die Kieler haben jedenfalls schon lange nicht mehr so tiefgestapelt wie vor der kommenden Spielzeit. Der Aufsichtsratsvorsitzende Klaus-Hinrich Vetter hat ausdrücklich erwähnt, es wäre "kein Beinbruch", wenn einmal keine Meisterschaft herausspringe. Denn sowohl die Kieler als auch Mitfavorit HSV Hamburg sehen sich wegen ihres mannschaftsinternen Umbruchs im Nachteil gegenüber dem eingespielten Vorjahrs-Zweiten aus Flensburg.

SG-Trainer Lubomir Vranjes wehrt sich allerdings heftig dagegen, die Außenseiterrolle abzugeben: Wenn man aus Hamburg oder Kiel vier Millionen Euro abbekomme, "dann reden wir auch von Titeln", giftete er. Der Flensburger Etat ist etwa drei Millionen niedriger als bei den beiden Nord-Konkurrenten, die jeweils etwa neun Millionen Euro zur Verfügung haben.

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Gleichwohl ist die Aufgabe, die THW-Trainer Alfred Gislason vor sich hat, zwar "spannend", wie er findet, aber durchaus mit offenem Ausgang. Mit den beiden Welthandballern, Torhüter Thierry Omeyer und Rückraumspieler Daniel Narcisse, die nach Frankreich zurückgekehrt sind, Momir Ilic (Veszprem) sowie Kapitän und Kreisläufer Marcus Ahlm (wechselt nach Karriereende in den Aufsichtsrat), verliert der Coach fast sein komplettes Gerüst. Und er erinnert sich ans vergangene Jahr, als Marko Vujin, der Nachfolger von Kim Andersson, "bis Februar brauchte, bis er unser System verinnerlicht hatte".

Entsprechend rechnet auch Gislason mit Rückschlägen bei "diesem kreativen Prozess", bei dem auch die Profis viel Videos gucken müssen, wie er anmerkte. Man habe eine Menge "Baustellen" und werde vermutlich erst in der Rückrunde stabiler sein, erwartet er. Der Isländer, der in sein sechstes Jahr in Kiel geht und laut Vertrag noch mindestens vier weitere Jahre bleiben soll, will sich für die Baustellen Zeit nehmen. Es geht um Johan Sjöstrand, der gemeinsam mit seinem schwedischen Landsmann Andreas Palicka künftig das Torhüter-Duo stellt wie in der Nationalmannschaft. Oder um den dänische Mittelmann Rasmus Lauge Schmidt aus Silkeborg, der Narcisse ersetzen soll. Auch der erste Tunesier der Bundesliga, der linke Rückraumspieler Wael Jallouz, 22, muss noch mehr lernen als Deutsch zu sprechen.

Gislason hat jetzt nicht mehr so viele gute Spieler wie früher, als er zuweilen komplette Mannschaftsteile durchwechselte. Gleichwohl ist ihm die neue Bescheidenheit der Klubführung, so gut sie gemeint ist, im Grunde ein Dorn im Auge. Es sei ja nicht so, "dass wir um keinen Titel mitspielen wollen", relativiert er die Aussagen der Klubführung. Auch der zum Kapitän bestimmte Rückraumschütze Filip Jicha ("Eine Ehre, nach Stefan Lövgren und Marcus Ahlm diesen Job zu übernehmen") will den Neuen vor allem beibringen, wie viel sie "investieren müssen, um unsere Systeme zu beherrschen" und ihnen das Kieler "Sieger-Gen" einimpfen.

Man wird also versuchen, die "neue Ära THW" (so die vereinseigene Broschüre zum Saisonauftakt) mit den alten Werten voranzubringen, die Jicha schon von seinen Vorgängern gelernt hat. Da macht es nichts, dass beim Blick in die Zukunft auch mal ein Sprachbild etwas missglückt. Manager Klaus Elwardt versuchte sich darin, die neue Rolle der Kieler zu beschreiben. Er sagte: "Wir wollen die graue Maus im Schafspelz sein."

© SZ vom 20.08.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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