Tennis:Zverev hat jetzt auch einen Super-Coach

Lesezeit: 3 min

Arbeitet nun mit Juan Carlos Ferrero zusammen: Alexander Zverev. (Foto: Shaun Botterill/Getty Images)
  • Alexander Zverev arbeitet künftig mit Juan Carlos Ferrero zusammen.
  • Vom früheren French-Open-Sieger erhofft er sich vor allem bei den Grand-Slam-Turnieren rasche Hilfe.
  • Der 20-Jährige will endlich die großen Spieler nicht nur ärgern, sondern sie auch besiegen.

Von Matthias Schmid

Nach Wimbledon hat sich Alexander Zverev erst einmal anderen Sportarten gewidmet. So zeigt ein Video in den Sozialen Netzwerken den professionellen Tennisprofi dabei, wie er von einer Segelyacht furchtlos ins Meer springt. Vermutlich vollführte der 20-Jährige den Bauchpflatscher, in Fachkreisen auch Splash jump genannt, irgendwo an der Küste Floridas. Ein bisschen Spaß und Abwechslung im entbehrungsreichen Leben eines Profisportlers muss ja sein. Denn in dem südöstlichen Sonnenstaat bringt sich Zverev in diesen Tagen in Form für die bevorstehende Hartplatz-Saison in den Vereinigten Staaten, mit dem Höhepunkt US Open.

Und wie man nun weiß, hilft ihm und seinem Vater, der auch sein Trainer ist, in der Vorbereitung ein neuer prominenter Coach: der Spanier Juan Carlos Ferrero. "Willkommen im Team, JFC", schrieb Zverev am Samstag auf Instagram und stellte dabei ein Bild mit dem früheren Weltranglistenersten dazu. Der 37-Jährige soll zumindest bei den Turnieren bis zu den US Open mithelfen, dass Zverev nicht nur die großen Spieler ärgern, sondern sie künftig auch besiegen kann. "Wir reden immer darüber, dass ich aus jeder Niederlage lerne", hatte der Hamburger nach seiner Fünfsatz-Niederlage im Achtelfinale von Wimbledon gegen Milos Raonic frustriert geklagt: "Irgendwann habe ich keine Lust mehr zu lernen."

Alexander Zverev in Wimbledon
:"Ich will endlich solche Spiele gewinnen"

Nach der knappen Niederlage erhält Alexander Zverev in Wimbledon viel Lob. Der deutsche Tennisspieler allerdings ist genervt - und verliert langsam die Geduld.

Von Matthias Schmid

Zverev will kein Lernender, kein Zuschauer mehr sein, sondern ein Protagonist, wenn bei den vier Grand-Slam-Turnieren die Pokale vergeben werden. Die Zeit drängt also, zumindest sieht das Zverev selbst so nach seiner erst zehnten Teilnahme an einem Major-Hauptfeld. Er verliert langsam die Geduld, obwohl noch nichts Ungewöhnliches passiert ist. Er befindet sich nach wie vor in bester Gesellschaft. Roger Federer zum Beispiel, der 19-malige Grand-Slam-Turniersieger, hat 16 Anläufe benötigt, bis er bei seinem 17. Versuch in Wimbledon erstmals die Siegertrophäe in den Himmel recken durfte. Zverev hat bei seiner Niederlage gegen Raonic aber gemerkt, dass er schon viel weiter hätte kommen können. Er hatte die Partie, die er mit Leichtigkeit dominiert hatte, verloren, weil er unter anderem nur drei seiner 17 Breakchancen verwandeln konnte. Es war eine Partie der verpassten Möglichkeiten, eine Partie, die gleichzeitig auch den Blick in die Mängel des Hochbegabten öffnete.

Rasche Hilfe versprechen sich Alexander Zverev und sein Vater nun von Ferrero, dem French-Open-Sieger von 2003. Zverev hat gesehen, dass ehemalige Champions großen Einfluss auf Karrieren haben können. So coachte unter anderem Ivan Lendl Andy Murray zu seinem ersten Major-Titel 2012 bei den US Open. Lendl ist nur einer der sogenannten "Super-Coaches" auf der Tour. Andre Agassi kümmert sich im Moment um den strauchelnden Novak Djokovic, den davor Boris Becker in eine neue Tennis-Dimension mit vier Grand-Slam-Titeln in Folge geführt hatte.

Wimbledon
:Lebensberater für Novak Djokovic

Die ehemalige Nummer eins der Welt steckte in einer Sinn- und Schaffenskrise. Dann holte er Andre Agassi als Coach. Der arbeitet auch an Problemen, die nichts mit Tennis zu tun haben - und verlangt kein Geld.

Von Matthias Schmid

Zverev erhofft sich von Ferrero vor allem in mentaler Hinsicht Hilfe. Der Spanier hat alle Situationen schon erlebt, die Zverev gerade erst kennen lernt. Er weiß, wie es sich anfühlt, bei den Grand-Slam-Turnieren in der zweiten Woche zu spielen. Er kennt die Nuancen, die auf dem höchsten Niveau über Sieg und Niederlage entscheiden. Es sind in den wenigsten Fällen technische Unzulänglichkeiten, sondern es geht vor allem um die richtige Einstellung, um die fehlende Gier und Entschlossenheit in den entscheidenden Momenten.

Die Gründe, warum seine Wahl gerade auf Ferrero gefallen ist, behält Zverev bisher noch für sich. Es waren spanische Medien, die über die Zusammenarbeit als erstes berichtet hatten. "Zverev ist ein ganz besonderer Spieler, er hat das Zeug dazu, ein Champion zu werden", wird Ferrero selbst in einer Mitteilung seiner JCFerrero-Equelite Academy zitiert. Die neue Aufgabe sei eine Herausforderung, die ihn begeistere und in ihm den Wunsch wecke, das Beste zu geben. Ferrero hat schon während seiner aktiven Karriere mit Junioren-Spieler trainiert. Zuletzt hatte er den spanischen Profi Pablo Carreno Busta unter die besten 20 geführt.

Zverev verfolgt aber ganz andere Ziele, der Weltranglisten-Elfte will Grand-Slam-Turniere gewinnen. Das trauen ihm auch die meisten Experten zu, er ist von den jüngeren Profis, von der NextGeneration, wie sie die Spielerorganisation ATP vermarktet, am weitesten. Er beherrscht schon viele Facetten des hochkomplexen Tennisspiels. Er spielt variabel, er spielt mit Kopf und vor allem hat er ein Umfeld, das ihn nicht hemmt, sondern frei entfalten lässt. Das hat zuletzt auch der frühere Weltranglistenerste Mats Wilander im Interview mit der NZZ anerkennend hervorgehoben. "Er spielt ein ganz anderes Tennis als sein Bruder Mischa", sagte der Schwede: "Das zeigt mir, dass ihr Vater Alexander, der sie beide coacht, ihnen Raum gelassen hat, sich auf ihre eigene Weise zu entwickeln."

Wilander prophezeit, dass Alexander Zverev der Nächste sein wird, der von den jungen Spielern ein Grand-Slam-Turnier gewinnen werde. Aber noch nicht bei den US Open. "Der nächste Grand-Slam-Sieger nach Wimbledon wird entweder Rafael Nadal oder Roger Federer heißen", legte sich Wilander im NZZ-Interview fest. Es liegt nun an Alexander Zverev und auch an Juan Carlos Ferrero, die Einschätzung des alten Schweden zu widerlegen.

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