Tennis:Zurück nach 2728 Tagen

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„Ich hatte da draußen ein gutes Gefühl“: Kim Clijsters, 36, beim Comeback in Dubai. (Foto: Kamran Jebreili/AP)

Die Belgierin Kim Clijsters, einst Nummer eins der Weltrangliste, schlägt sich bei ihrer erneuten Rückkehr achtbar. Nun will sie beides sein: Mutter und Profisportlerin.

Von Lisa Sonnabend

Kim Clijsters zögerte kurz, dann schritt sie los, vier Treppenstufen hinunter. Sie betrat den Platz, blickte nach oben zu den Rängen, strich sich übers Kinn. Siebeneinhalb Jahre lang hatte sie kein Match auf der WTA-Tour bestritten, doch nun war die 36-Jährige zurück. Die Zuschauer in Dubai klatschten, manche schrien nach ihr. Eineinhalb Stunden später hatte Clijsters ihr Match gegen Garbiñe Muguruza verloren, doch bei dem außergewöhnlichen Comeback am Montag hatte sie viel gewonnen.

Muguruza, die Anfang Februar beim Grand-Slam-Turnier in Melbourne im Finale stand, zeigte gegen Clijsters einen starken Auftritt. Schnell führte die Spanierin mit 6:2 und 3:0. Clijsters bewegte sich schlecht, sie war nervös. Doch dann kämpfte sich die Belgierin in die Partie - und zeigte, dass sie trotz 2728 Tagen Pause noch mithalten kann. Mit ihrer kraftvollen Vorhand traf Clijsters die Linien. Der Instinkt, die Schlagkraft, das Selbstbewusstsein, das Kämpferherz - alles noch da. Clijsters glich aus zum 4:4 und verlor den Satz erst mit 6:8 im Tie-Break. Nach dem Matchball zeigte Muguruza mit dem Schläger auf ihre Gegnerin und klatschte anerkennend. "Ich hatte da draußen ein gutes Gefühl", sagte Kim Clijsters zufrieden: "Manche Punkte habe ich dominiert."

Für Clijsters war es nicht der erste Comeback-Versuch. 2007 kündigte sie mit nur 23 Jahren an aufzuhören. Das Knie schmerzte, bald danach bekam sie eine Tochter. Doch zwei Jahre später war sie wieder da - und gewann sofort die US Open. Im Sommer 2012 sollte dann endgültig Schluss sein. Clijsters, viermalige Grand-Slam-Siegerin und 20 Wochen die Nummer eins der Welt, wurde in die Hall of Fame des Tennis aufgenommen, eine Ehre für Spitzenspieler, wenn die Karriere vorbei ist.

Im Herbst 2019 kündigte Clijsters, die inzwischen drei Kinder hat, überraschend ihre erneute Rückkehr an. "Ehrlich, ich vermisse das Gefühl", sagte sie und will nun beides sein: Mutter und Profisportlerin. Knieprobleme verzögerten den Wiedereinstieg ein bisschen - nun war es so weit. Dass sie noch nicht austrainiert ist, war in Dubai zu erkennen. Auch an ihrem Aufschlag muss sie noch feilen. Simona Halep, die in Dubai mit Clijsters trainierte, prophezeite dennoch: "Kim ist in der Lage, einiges zu reißen." Die nächste Station auf ihrer Comeback-Tour ist das Turnier in Indian Wells im März.

Elf verschiedene Siegerinnen hat es bei den vergangenen 13 Grand-Slam-Turnieren gegeben. Nach der Rückkehr von Clijsters ist das Frauentennis nun vielleicht noch ein bisschen unberechenbarer geworden.

© SZ vom 19.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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