Tennis:Scharapowa wegen Dopings für zwei Jahre gesperrt

Lesezeit: 2 min

Lady in Schwarz und in Büßerpose: Maria Scharapowa versucht im Januar, ihren Dopingfall zu erklären. (Foto: Robyn Beck/AFP)

Die fünfmalige Grand-Slam-Siegerin war während der Australien Open im Januar positiv auf Meldonium getestet worden.

Maria Scharapowa ist nach ihrer positiven Dopingprobe vom Tennis-Weltverband ITF rückwirkend für zwei Jahre gesperrt worden. Die Russin, die am 26. Januar in Melbourne mit der verbotenen Substanz Meldonium im Blut erwischt worden war, darf erst nach den Australian Open 2018 auf die WTA-Tour zurückkehren. Diese Entscheidung gab die ITF am Mittwochnachmittag in London bekannt. Scharapowa kündigte sofort an, gegen die "unverhältnismäßig harte" Entscheidung vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS vorzugehen. "Ich werde darum kämpfen, so schnell wie möglich auf den Tennis-Court zurückzukehren", schrieb die 29-Jährige bei Facebook.

Die ITF nutzte nicht das maximale Strafmaß von vier Jahren und führte "mildernde Umstände" an. Scharapowa habe demnach nicht wissentlich, sondern fahrlässig gehandelt und den Missbrauch des Medikaments, das sie zehn Jahre lang eingenommen hatte, sofort eingestanden. Anders als die Biathlon-, Eisschnelllauf- und Radsport-Weltverbände, die Sportler in ähnlichen Fällen freigesprochen hatten, entschied sich die ITF für eine Sperre.

Scharapowa hatte in einer aufsehenerregenden Pressekonferenz am 7. März ihren positiven Dopingtest nach dem Viertelfinal-Aus bei den Australian Open öffentlich gemacht. Allerdings gab sie damals nur zwischen den Zeilen zu, das seit dem 1. Januar 2016 verbotene Medikament auch danach noch konsumiert zu haben. Dennoch wurde sie mit Wirkung vom 12. März provisorisch suspendiert.

Meldonium
:Wenn sich Doper selbst entlarven

180 Meldonium-Fälle sind zuletzt bekannt geworden. Am Beispiel der suspendierten Tennisspielerin Maria Scharapowa kann sich zeigen, wie ernst der Sport die Betrugsbekämpfung nimmt.

Von Thomas Kistner

Ursprünglich war davon ausgegangen worden, dass Meldonium innerhalb weniger Tage vom Körper restlos abgebaut wird. Dies stellte sich inzwischen offensichtlich als Irrtum heraus, die Dauer des Abbaus kann demnach sogar Monate betragen. Daher durften Athleten die vor dem 1. März 2016 mit weniger als einem Mikrogramm des Herzmittels erwischt worden waren, auf Gnade hoffen. Scharapowa gehörte anscheinend nicht dazu. Die Wada hatte im vergangenen April erklärt, dass die Werte in Scharapowas Tests "eindeutig" seien.

Ob die frühere Weltranglistenerste noch einmal auf die Tour zurückkehrt, ist nach der ITF-Entscheidung ungewiss. Während der Pressekonferenz im März in Los Angeles hatte sie allerdings noch erklärt: "Wenn ich einmal meine Karriere beende, dann nicht in solch einem Hotel, in Downtown Los Angeles, mit so einem hässlichen Teppich." Sie hoffe auf eine weitere Chance.

Die verweigerten ihr bereits langjährige Partner. Ausrüster Nike und Sponsor Porsche setzten die Verträge aus. Die Vereinten Nationen (UN) beriefen sie als Sonderbotschafterin ab. Auch prominente Weggefährten hatten nach dem positiven Test Konsequenzen für die auf der Tour wenig beliebte Scharapowa gefordert. Der Spanier Rafael Nadal sagte, sie solle bestraft werden.

Der Schotte Andy Murray meinte: "Wenn du ein verschreibungspflichtiges Medikament nimmst, das du eigentlich gar nicht brauchst, weil du nicht krank bist, dann ist das falsch." Da spiele es auch keine Rolle, dass die Einnahme der Substanz bis Ende des vergangenen Jahres erlaubt war. Einige Kolleginnen auf der WTA-Tour legten den Respekt vor der fünfmaligen Grand-Slam-Siegerin völlig ab. "Wir alle denken, dass sie eine Betrügerin ist", sagte die Französin Kristina Mladenovic zu Beginn der French Open in Paris: "Maria war nie höflich oder nett. Mit dem, was nun passiert, werden nicht viele Leute übrig bleiben, die sie mögen." Die Slowakin Dominika Cibulkova sagte: "Ich werde sie nicht vermissen. Wenn ich in der Umkleide neben ihr sitze, sagt sie nicht einmal 'hallo'."

© SZ.de/sid - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: