Tennis:Rückkehr des Lieblings

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Zeigt sein Können in diesem Sommer in Großhesselohe: Der ehemalige Weltranglisten-Zweite Tommy Haas, hier bei seinem Gastauftritt 2019 mit Dachau. (Foto: Claus Schunk)

Tommy Haas schlägt im kommenden Sommer als Spitzenspieler für die Herren 30 des TC Großhesselohe auf. Der in den USA lebende 43-Jährige hatte schon vor zwei Jahren das Publikum beim TCG entzückt - damals allerdings noch in Diensten des Gegners Dachau.

Von Sebastian Hepp, Pullach

Noch läuft der Coup unter "top secret", nur ein paar handverlesene Insider wissen davon. Doch wenn sich die Nachricht bei den eingefleischten Großhesseloher und Münchner Tennisfans wie ein Lauffeuer verbreitet haben wird, wird ihr Herz auf jeden Fall höher schlagen. Tommy Haas, die ehemalige Nummer zwei der Tennis-Weltrangliste und über viele Jahre das deutsche Idol dieser Sportart, wird das Großhesseloher Bundesligateam der Herren 30 in diesem Sommer als Spitzenspieler verstärken. Exakt am letzten Tag vor dem Fristende für die namentliche Mannschaftsmeldung gab der seit geraumer Zeit mit seiner Familie in Indian Wells/Florida lebende Ex-Profi seinem alten Klub den Zuschlag für zumindest zwei Heimspiele.

"Wir freuen uns sehr, dass wir Tommy unter Vertrag nehmen konnten", zeigt sich TCG-Präsident Roland Benedikt begeistert darüber, dass Haas sich nicht nur pro forma auf die Meldeliste setzen, sondern tatsächlich auch spielen will. An welchen Spieltagen er zum Einsatz kommen wird, hängt laut Benedikt vor allem davon ab, wann er die Zeit finden wird, um mit seinen Kindern einige Ferientage in seinem Elternhaus in München zu verbringen. "Geplant ist, dass Tommy beim ersten Heimspiel der Großhesseloher am 29. Mai gegen Iphitos München zum Einsatz kommt, sowie beim Heimspiel am 3. Juli gegen den TVA 1860 Aschaffenburg", sagt Benedikt.

Der bald 43-jährige Haas hat beim TC Großhesselohe schon früh seine Spuren hinterlassen: Vor mehr als 20 Jahren verdiente er sich bei seinen ersten Bundesligaeinsätzen für den Klub im Isartal seine ersten Sporen als aufstrebendes Nachwuchstalent. Und 2019 feierte Haas ein erfolgreiches Comeback auf dem dortigen Center Court: Da traf der damals für Dachau spielende ehemalige Profi im Spitzeneinzel der Herren-30-Bundesliga auf den Großhesseloher Maximilian Wimmer.

2019 war stand Haas zuletzt auf Großhesselohes Center Court und begeisterte 600 Fans - damals in Diensten von Dachaus Herren 30

Wie viele Fans quer durch alle Altersklassen Haas immer noch hat, zeigte sich an jenem Junitag deutlich. Rund 600 Zuschauer zählte der TCG damals, der Center Court glich einem Hexenkessel und die Derbystimmung erinnerte an die Bundesligazeiten Ende der 1980er und Anfang der 1990er Jahre, als Paul Vojtischek die Großhesseloher Zuschauer mit seinem attraktiven Stil regelmäßig in seinen Bann zog. Oder als die Münchner Tennisfans in Scharen zum MTTC Iphitos pilgerten, um den aufgehenden Stern Michael Stich im Spitzeneinzel aufschlagen zu sehen. Ihren besonderen Reiz bezog die Partie zwischen Haas und Wimmer auch aus ihrem Charakter als Generationenduell: Hier der damals 41-jährige ehemalige Davis-Cup-Spieler, der seine Profikarriere gerade erst beendet hatte, da der Lokalmatador Maximilian Wimmer (32), der den etwas in die Jahre gekommenen Champion herausforderte.

Jede gute Aktion des einen wie des anderen Spielers wurde von den Fans mit Applaus quittiert, und wenn Haas mit seinem Paradeschlag, der Rückhand longline, punkten konnte, ging ein Raunen durch die Reihen und Tennis-Ästheten konnten sich davon überzeugen, dass Haas an spielerischer Qualität noch nichts eingebüßt hatte. Am Ende siegte der "Senior" in zwei engen Sätzen.

Haas ist der Auftritt an seiner alten Wirkungsstätte offenbar in so guter Erinnerung geblieben, dass er ihn wiederholen möchte - künftig freilich nicht als Gegner, sondern als Mannschaftskollege von Wimmer. Für sein neues Großhesseloher Team bedeutet der Zugang ohne Frage einen großen Gewinn: Haas wird die Nummer eins im Kader sein und das Ziel Klassenerhalt, das Teambetreuer Jaro Becka für diese Saison erneut ausgegeben hat, dürfte nun deutlich leichter zu erreichen sein. Wenn man so will, ist der Herren-30-Kader mit der Verpflichtung von Haas auch seiner Linie treu geblieben, schwerpunktmäßig auf Eigengewächse zu bauen.

"Wir wollen unter die Top 3", sagt Bernard Eßmann, der Teammanager von Großhesselohes Bundesliga-Herren

Das ist beim Großhesseloher Bundesligakader der Herren naturgemäß nicht möglich, der sich heuer mit hochkarätigen Spielern wie der deutschen Nummer eins Jan-Lennard Struff (Weltranglisten-37.) oder dem Franzosen Jérémy Chardy (64.) verstärkt hat. Letzterer stand schon vergangene Saison, die dann ja wegen der Corona-Pandemie ausfiel, auf der Meldeliste des Klubs. Die beiden Argentinier Federico Coria (85.) und Francisco Cerundolo kommen ebenfalls hinzu, wie auch der österreichische Doppelspezialist und 17-malige Turniersieger Jürgen Melzer. "Wir wollen unter die Top 3", formuliert Teammanager Bernard Eßmann ein durchaus ambitioniertes Saisonziel.

Im Finnen Emil Ruusuvuori und dem Österreicher Dennis Novak, beides Top-100-Spieler, dem langjährigen deutschen Spitzenspieler Philipp Kohlschreiber, dem Polen Kamil Majchrzak, dem Österreicher Jurij Rodionov, dem Deutschen Rudolf Molleker sowie den altgedienten Großhesseloher Bundesliga-Größen Peter Gojowczyk, Matthias Bachinger und Florian Mayer stehen ihm weitere schlagkräftige Spieler zur Verfügung. Die wird er auch brauchen, denn etliche seiner Spitzenkräfte dürften speziell in der zweiten Hälfte der Bundesligasaison ab August bei ATP-Turnieren in den USA oder bei den Olympischen Spielen in Tokio im Einsatz sein. Auf Tommy Haas trifft das nicht zu. Ihm dürfte einfach daran gelegen sein, für Großhesselohe zu punkten und die Tribüne wieder zum Beben zu bringen.

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