Tennis:Federer: "Jetzt wird es episch"

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Roger Federer ist zurück auf der Tennisbühne. (Foto: Getty Images)

Der erfolgreichste Tennisspieler der Welt kehrt nach sechs Monaten Pause beim Turnier in Perth auf die große Bühne zurück. Fans und Gegner fragen sich, was der Maestro noch draufhat.

Von Philipp Schneider, Perth/München

Es gibt die Ostküste, es gibt die Westküste, und dazwischen liegt das Outback, so ist das immer in Australien. Anfang Januar allerdings trennt die Ozeane und ihre Küstenstädte Perth und Brisbane auch sportlich die Weite einer Wüste, wenn dort traditionell die Tennissaison der Profis beginnt. Entweder im Westen beim Hopman Cup in Perth, wo bei der inoffiziellen Mixed-Weltmeisterschaft alles ein bisschen beschaulicher zugeht als bei den meisten Turnieren. Oder eben bei der vergleichsweise gewöhnlichen Veranstaltung in Brisbane im Osten.

In Perth geht es den Spielern um Antrittsgelder und ein möglichst lockeres Einschlagen für die Tour; gespielt wird dort in Nationenteams mit jeweils einer Frau und einem Mann, zunächst in Vierergruppen. Drei Einzel und drei Mixed muss jeder bestreiten. Und auch wenn sich aus deutscher Sicht in der extrovertierten Andrea Petkovic und dem im Rampenlicht bisweilen noch irrlichternden Alexander Zverev ein denkwürdiges Paar gefunden hat, so ist es doch die Geschichte eines anderen, die nun die spannendste ist, die das kleine Turnier in down under zu erzählen hat.

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Roger Federer schlägt dort wieder auf, er kehrt zurück auf die Tour, nach sechs Monaten Pause. Zum ersten Mal seit seinem Sturz im Halbfinale von Wimbledon, bei dem er auf sein im Frühjahr operiertes linkes Knie gefallen war. Der in seiner Karriere für so ungewöhnlich lange Zeit Unversehrte gibt in Perth nach einem Jahr mit verletzungs- und operationsbedingten Pausen erstmals so etwas, was gemeinhin "Comeback" genannt wird.

Wohin das allerdings noch einmal führen wird bei einem, der fast nie verletzt war, das kann niemand seriös vorempfinden. Nicht einmal Federer kann das sagen. "Ich weiß nicht, was ich von mir selbst erwarten soll", erzählte der Schweizer vor Weihnachten in einem Interview mit der New York Times. "Die Zuschauer werden nicht wissen, was sie erwarten können, und meine Gegner werden auch keine Ahnung haben, was sie erwarten sollen. Diese Dreier-Konstellation wird ziemlich spannend sein."

Nun werden seine Gegner nicht davon ausgehen, dass dem Maestro mangels Matchpraxis der Schläger aus den Fingern gleitet, wenn er eine Vorhand durchzieht. Das nicht. Und doch begleiten die noch ungewisse Wucht der Rückkehr des Schweizers so viele Fragen, dass diese als exemplarisch gelten darf für eine schwierig zu prognostizierende Saison, die ja noch andere Antworten geben muss: Wie schlägt sich Rafael Nadal mit seinem neuen Coach Carlos Moya, nachdem er zweieinhalb Monate pausieren musste? Gelingt es einem der talentierten Jungen - Thiem, Zverev oder Kyrgios -, sich in der Weltspitze festzusetzen? Und vor allem: Wie geht es weiter mit Andy Murrays und Novak Djokovic' Zweikampf um Weltranglistenplatz eins, der sich gegen Jahresende zum Showdown verdichtet hatte? Auf der Tour ist alles im Fluss. Einstige Gesetzmäßigkeiten sind kaum mehr gültig. Und natürlich hängt das auch alles damit zusammen, dass der Schweizer im vergangenen Jahr kaum dabei war. Er, Federer, das langjährige Gravitationszentrum der Tenniswelt.

Federer hat das Duell der zwei Weltbesten zuletzt mit großem Interesse und wohl auch mit gewisser Sehnsucht verfolgt. Vor allem in den vergangenen Wochen, in denen er bereits das Gefühl hatte, dass er auf den Platz hätte zurückkehren können (was er wohlweislich unterließ, um keine weitere Verletzung zu riskieren), habe es ihn "selbst überrascht, wie oft ich mich dabei erwischt habe, dass ich Live-Scores verfolgt habe", sagt Federer. In dieser Zeit war er einfach nur Fan. Zum Zusehen verdammt in einem Sport, den er selbst wie kein Zweiter dominiert und geprägt hat.

Und er hat hart für seine Wiederkehr geschuftet. Gemeinsam mit seinem Athletiktrainer Pierre Paganini, der den Trainingseifer seines Spielers überschwänglich lobte. "Er ist niemandem etwas schuldig, arbeitet aber jeden Tag, als ob er allen etwas schuldig wäre. So seriös, so intensiv und trotzdem locker", sagte Paganini im Tagesanzeiger. Und nun spielt Federer erst mal ganz locker und trotzdem seriös in Perth; am Montag besiegte er zum Auftakt erst den Briten Dan Evans 6:3, 6:4, dann gewann er an der Seite von Belinda Bencic das Mixed gegen Evans und Heather Watson. Am Mittwoch trifft Federer auf Zverev, gegen den er schon verloren hat.

In Perth spielte er schon mit seiner Frau Doppel

Als Federer letztmals beim Hopman Cup spielte, hatte er noch kein Grand-Slam-Event gewonnen, und Mirka Vavrinec war zwar seine Mixed-Partnerin, aber noch nicht seine Ehefrau. 15 Jahre später kehrt er im Alter von 35 zurück. Als Vater von vier Zwillingen und 17-maliger Major-Sieger. Federer weiß ganz genau, worauf er sich einlässt. Er darf ruhig mal verlieren. Das Turnier bietet Spielpraxis, garantiert ihm drei Einzel und drei Mixed an der Seite von Bencic. Wer die Tour 2017 bestimmen wird, weiß Federer hingegen nicht. Er hat nur eine Ahnung: "Andy ist eine große Geschichte, Novak auch. Rafa ist offensichtlich auch immer eine gute Geschichte; und meiner Rückkehr wird hoffentlich auch eine schöne Geschichte folgen."

Dieser Jahresbeginn, verspricht Federer, insbesondere der nun folgende australische Sommer, "wird episch werden".

© SZ vom 04.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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