Tennis:Der Mentor aus Manacor

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Auf den ersten Blick nichts Auffälliges: Doch Rafael Nadal musste sein Service am Dienstag aufgrund von Rückenproblemen etwas umstellen. (Foto: Dave Hunt/AAP/Imago)

Rafael Nadal erreicht trotz Rückenproblemen im Eilschritt die zweite Runde in Melbourne. Von seinen Erfahrungen profitieren mittlerweile aufstrebende Talente.

Von Barbara Klimke, Melbourne/München

Am Dienstag hat Carlos Alcaraz, erst 17 Jahre alt, seine Feuertaufe auf den blauen Tennisplätzen in Melbourne überstanden. Auf Anhieb gewann er sein erstes Match im Hauptfeld eines Grand-Slam-Turniers, drei glatte Sätze gegen den Niederländer van de Zandschulp. Und ein wenig hat ihm dabei Rafael Nadal die Hand geführt - wenngleich nur im übertragenen Sinne. Vor den Australian Open durfte der junge Mann mit Nadal trainieren, und er lernte dabei, was sich hinter dem Fachbegriff "Intensität" verbirgt: auf jeden Ball, wirklich jeden, der angeflogen kommt, mit maximaler Wucht und Wachsamkeit zu donnern. "Das nehme ich mit", sagte er, was ihm prompt ein Kompliment Nadals eintrug: Wer so hart arbeite, könne ein Großer werden.

Auch den Südtiroler Jannik Sinner, 19, hatte der Mentor aus Manacor kürzlich unter seine Fittiche genommen. Inzwischen aber muss sich Nadal wieder seinem eigenen Fortkommen widmen, und das ist schwer genug. Denn er hat's im Rücken.

Zum Zustand der Muskelstränge in seinem Rumpf hat sich Rafael Nadal zuletzt ausführlich geäußert. Es sei kein Altersleiden, versicherte er, auch wenn er mit 34 Jahren derjenige Tennisprofi ist, der in der vierten Lebensdekade die meisten Grand-Slam-Trophäen erobert hat: nämlich sechs seiner bislang 20 Titel, den bisher letzten im Herbst bei den French Open. Vielmehr handelt es sich bei dem Rückenleiden offenbar um einen akuten Zustand vom Training in Adelaide. Erst am Sonntag hatte er wieder Aufschläge trainieren können, was eine Körperstreckung von den Sohlen bis zu den Fingerspitzen erfordert. Am Dienstag folgte nun sein erstes offizielles Match seit zwei Monaten: Nadal gewann in drei Sätzen gegen den Serben Laszlo Djere, 6:3, 6:4, 6:1. Aber von Entwarnung konnte keine Rede sein: Er quält sich weiter. "Ich gehe es Tag für Tag an", sagte er. Zunächst sei er "froh, in der zweiten Runde zu stehen".

Einmal hat Nadal bei einer Vielzahl von Anläufen die Australian Open gewinnen können, zwölf Jahre liegt das zurück. Sollte er den Coup wiederholen, würde er zum Profi mit den meisten Grand-Slam-Siegen in der Männer-Konkurrenz aufsteigen (21) und hätte seinen alten Rivalen Roger Federer, 39, überholt. Das mag Antrieb genug sein; denn der Schweizer fehlt im Pandemiejahr beim Turnier in Melbourne, und der Serbe Novak Djokovic, 33, Titelverteidiger am Yarra River und Trophäensammler Nummer drei (bislang 17), hat seine eigene Agenda und treibt die beiden vor sich her.

Nadals bewährte Allheilmittel: Intensität und Routine

Im Vorjahr endete Nadals Mission im Viertelfinale. Was der Körper diesmal hergibt, vermag er nicht zu sagen. Die Vorbereitung blieb unvollendet, auf sein Mitwirken am ATP-Cup, einem Teamturnier, hatte er vorsorglich verzichtet. Beim ersten Härtetest am Dienstag musste er seine Aufschlagbewegung schonend verändern. Und so bleibt Nadals Partie gegen Laszlo Djere, die Nummer fünf der serbischen Rangliste, zunächst ohne große Aussagekraft: Der Serbe hat noch nie ein Spiel in Melbourne gewonnen und überhaupt erst sieben gewonnene Matches auf einem Hartplatz in seiner Bilanz. Für Nadal war es ein Arbeitssieg - gewonnen mit Hilfe seiner beiden bewährten Allheilmittel: Intensität und Routine.

Er ist inzwischen gern bereit, seine Erfahrung weiterzugeben. Jannik Sinner äußerte sich beglückt nach den gemeinsamen Trainingseinheiten in Australien. Lehrreich sei für ihn vor allem die Lektion über die mentalen Herausforderungen des Tennis gewesen. Sein Auftaktmatch gegen den an Nummer elf gesetzten Kanadier Denis Shapovalov verlor Sinner zwar in fünf Sätzen. Aber der Antrieb für den Flug in die südliche Hemisphäre, so verriet er, seien ohnehin nicht allein die Australian Open gewesen. Sondern die Trainingsstunden mit dem Mentor aus Manacor.

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