Tennis:Belohnung in Metz

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Sein vielleicht größter Sieg: Im Halbfinale des ATP-Turniers im französischen Metz schlug Bachinger 2018 den Japaner Kei Nishikori, damals Nummer 12 der Welt. (Foto: Jean-Christophe Verhaegen /AFP)

Matthias Bachinger besiegt im Halbfinale in Metz den Japaner Kei Nishikori - und verliert erst im Finale gegen den Franzosen Gilles Simon.

Von Gerald Kleffmann

Als Matthias Bachinger vor einer Woche nach Metz gereist war, war sein Ziel wie immer in solchen Momenten: erst mal versuchen, die Qualifikation zu überstehen. Und weitersehen, von Runde zu Runde. Dann gelang es ihm wirklich, sich mit zwei Siegen ins Hauptfeld des ATP-Turniers der 250er Kategorie zu kämpfen. Es folgte die erste Runde - Bachinger rang den talentierten Spanier Jaume Munar, 21, 6:4, 6:4 nieder. In der zweiten Runde nutzte Bachinger die Chance und bezwang den Franzosen Grégoire Barrère (6:0, 6:3), der als Lucky Loser ins Hauptfeld gerutscht war. Im Viertelfinale gewann Bachinger wie in der Qualifikation gegen Yannick Maden (6:3, 2:6, 6:4), der als Lucky Loser seinerseits aufgerückt war und mit Erfolgen gegen Mischa Zverev und Benoît Paire überzeugt hatte. Die größte Überraschung aber schaffte Bachinger: Er, die Nummer 166 der Weltrangliste, setzte sich in seinem erst dritten ATP-Halbfinale mit 2:6, 6:4, 7:5 gegen Kei Nishikori durch. Der Japaner ist die Nummer zwölf und ein Star in seiner Heimat. Mit 31 erreichte Bachinger sein erstes ATP-Finale.

"Das fühlt sich großartig an", sagte Bachinger noch vor dem Endspiel am Sonntag beim kurzen Interview mit der ATP Tour, "das ist ein spezieller Moment. Das bedeutet mir viel. Ich bin einfach nur wirklich, wirklich glücklich." Als er den Matchball gegen den natürlich hohen Favoriten Nishikori verwandelt hatte, hatte er mit dem Zeigefinger in den Himmel gezeigt, der da natürlich nicht zu sehen war, in Metz wird in der Halle gespielt. Aber er dachte offensichtlich an seinen Weg. Bachinger hatte 2016 einen Knie-Operation über sich ergehen lassen müssen, er war daraufhin nicht nur aus den Top 200 oder Top 300 gefallen, sondern aus den Top 500. Zu seiner besten Zeit im Jahre 2011 war er mal 85. in der Weltrangliste gewesen, eine Art Fahrstuhlspieler ist er, der sich zwischen den großen, mittleren und kleinen Touren bewegt. Zu was Bachinger fähig ist, wenn er fit ist über einen langen Zeitraum, bewies er in Metz. Wenngleich ihm im Finale gegen Simon die Energie in seinem siebten Match in Frankreich fehlte. Im ersten Satz hatte er seine Chance, doch im zweiten Satz war seine Gegenwehr nicht groß - 6:7 (2), 1:6. Damit wiederholte sich kein deutscher Triumph - im Vorjahr hatte Peter Gojowczyk, den Bachinger bestens kennt, seinen ersten Titel errungen.

"Das ist das beste Resultat meiner Karriere", das hatte Bachinger vor dem Sonntag gesagt, die Niederlage änderte die Beurteilung nicht. "Ein Finale zu verlieren, ist immer hart", sagte er bei der Siegerehrung, "aber hätte mir jemand gesagt, ich spiele im Finale, hätte ich das unterschrieben." Als er den Pokal im Empfang nahm, ertönten "Deutschland"-Rufe. Auch Simon lobte ihn. Er hatte sich diese Respektbekundungen verdient. In der Weltrangliste wird Bachinger, der in Metz von Coach Tobias Summerer betreut wurde, sich auf Rang 135 verbessern.

© SZ vom 24.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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