Radsport:Düpiert vom Kraftpaket

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Zentimetervorsprung nach über sechs Stunden im Sattel: Jasper Philipsen (rechts) gewinnt den Klassiker Mailand-Sanremo vor Michael Matthews (Mitte) und Tadej Pogacar (links im weißen Trikot). (Foto: Marco Bertorello/AFP)

Tadej Pogacar verpasst erneut den Sieg bei Mailand-Sanremo. Gute Laune hat der Slowene trotzdem. Der Belgier Jasper Philipsen überrascht die Favoriten.

Tadej Pogacar ließ sich die Laune nicht verderben. Lächelnd knipste der Ausnahmefahrer an der Seite seiner Kollegen ein Erinnerungsfoto, und dass er dabei auf dem Podest nicht ganz oben stand, störte ihn keineswegs. "Ein Freund gewinnt, ein anderer Freund wird Zweiter", sagte Pogacar, nachdem er beim Frühjahresklassiker Mailand-Sanremo Dritter geworden war, "ich muss sagen, dass es sich sehr, sehr gut anfühlt, gegen solche Jungs und Freunde zu fahren."

Die Trophäe für den Triumph bei der Primavera hatte zuvor Kumpel Jasper Philipsen in seinen Besitz überführt. Der Belgier hatte die Favoriten düpiert und als erster Sprinter seit Arnaud Demare 2016 gesiegt. In einem packenden Finale, in dem auch Pogacar immer wieder Ausreißversuche gesetzt hatte, lag Philipsen nach 288 Kilometern um Zentimeter vor dem Australier Michael Matthews (Jayco-AlUla) und Pogacar. "Das macht mich wirklich stolz", sagte Philipsen nach der Zieldurchfahrt: "Ich war nicht daran gewöhnt, nach 300 Kilometern noch zu sprinten."

"Ich glaube, das war heute eines der einfachsten Rennen überhaupt", sagt Pogacar

Pogacar hatte im Sprint naturgemäß Nachteile gegen das Kraftpaket Philipsen. Vollends verausgabt hatte sich der Slowene in etwas mehr als sechs Stunden Fahrtzeit aber offenbar nicht. "Ich glaube, das war heute eines der einfachsten Rennen überhaupt", sagte er: "Wir sind in den ersten paar Stunden ein wirklich superleichtes Tempo gefahren. Aber für den Sieg muss alles perfekt sein. Es war nicht alles perfekt."

Mindestens ein weiteres Jahr muss Pogacar warten, um seine Sammlung der Radklassiker um Mailand-Sanremo zu erweitern. Die Flandern-Rundfahrt, Lüttich-Bastogne-Lüttich und die Lombardei-Rundfahrt zählen bereits zu seinem Palmarès. Sanremo und das Rennen Paris-Roubaix, für das der zweimalige Tour-Champion Gewicht zulegen müsste, fehlen noch in der Liste.

Vorerst hat er andere Ziele als die Königin der Klassiker. Ein dritter Tour-Titel soll her, Pogacar will in diesem Jahr auch den Giro und irgendwann die Vuelta gewinnen - neben Triumphen bei Weltmeisterschafen und Olympischen Spielen. "Ich will der Beste der Geschichte sein", sagte Pogacar kürzlich der L'Equipe. Schon am Montag sitzt er bei der Katalonien-Rundfahrt wieder im Sattel - mit Siegambitionen natürlich.

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Von Korbinian Eisenberger

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