SZ-Gespräch mit Trainer Oleg Blochin:"Alles hängt von Schewtschenko ab"

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Kurz vor der EM wissen viele Fußballfans in der Ukraine nicht, was sie von diesem Turnier sportlich erwarten sollen. Im Gespräch mit der SZ erklärt Nationaltrainer Oleg Blochin, weshalb er trotzdem an den Viertelfinaleinzug der Ukraine glaubt - und weshalb es keinen Sinn ergibt, Fußball und Politik in seinem Land zu trennen.

Nicht weit entfernt vom neuen Kiewer Olympiastadion, in dem am 1. Juli das Finale der Europameisterschaft stattfindet, hat der ukrainische Verband kürzlich sein "Haus des Fußballs" errichtet. Auch Oleg Blochin, einst einer der besten sowjetischen Fußballer und seit 2011 zum zweiten Mal Nationaltrainer des EM-Gastgebers Ukraine, hat dort ein Zimmer; doch das Interview mit der Süddeutschen Zeitung möchte er lieber in einem Besprechungsraum geben. Der 59-Jährige setzt sich hinter einen Schreibtisch, im Hintergrund machen es sich zwei seiner zahlreichen Assistenten auf dem Sofa bequem: Ruslan Boltschanskij raucht, Jurij Kalitwinzew spielt mit dem iPad, und ab und an quatschen die beiden auch mal rein.

Vorfreude auf die EM: Stürmer Andrej Schewtschenko und Trainer Oleg Blochin. (Foto: dpa)

Kurz vor der EM wissen viele Fußballfans in der Ukraine nicht, was sie von diesem Turnier sportlich erwarten sollen. Kapitän Anatolij Timoschtschuk spielt beim FC Bayern nur unregelmäßig, Angreifer Andrej Schewtschenko ist oft verletzt, mehr als 40 Akteure hat Blochin zuletzt getestet.

Blochin ist dennoch nicht unzufrieden. "Im Moment läuft alles nach Plan. Unsere jüngsten Ergebnisse waren schon etwas besser, aber noch nicht so, wie wir uns das vorstellen", sagt er: "Aber man hat vor Testspielen oft auch nur ein, zwei Tage mit der Mannschaft. Du kannst weder an der Physis noch an der Taktik richtig arbeiten und nur versuchen, die Mannschaft psychologisch gut einzustellen. Da bleibt dir nichts anderes übrig, als Kopf oder Zahl zu spielen. Alle diese Tests sind doch unwichtig." Sein Ziel bleibe weiterhin der Einzug ins Viertelfinale.

Die ukrainischen Fans debattieren derzeit vor allem, ob Andrej Schewtschenko mit zur EM fährt. "Alles hängt von ihm ab. Er ist wichtig für die Mannschaft, und ich weiß, was das Turnier für ihn bedeutet", sagt Blochin: "Aber Namen spielen auf dem Platz nicht, nur Fußballer, die sich in guter körperlicher Verfassung befinden. Ist er fit, nehmen wir ihn mit."

Blochin, früher selbst einmal Abgeordneter im ukrainischen Parlament, verteidigte zudem den großen Einfluss der Politik auf den Fußball. "Wir können ja nicht die Politik vom Fußball abkoppeln. Es gibt das Land, das Leben, den Fußball. Fußball ist Kultur und Show-Business", sagte er: "Die Frage ist doch nur, welche Folgen das hat. Ich denke, die Gelder, die man derzeit den Fußballern bezahlt, sind Über-den-Wolken-Summen. Die Spieler verdienen einfach zu viel."

Lesen Sie das vollständige Interview mit Oleg Blochin in der Oster-Ausgabe der SZ oder auf Ihrem iPad.

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