System Salazar:Fünf Knochenbrüche und Suizid-Gedanken

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Mary Cain im Jahr 2012. (Foto: imago sportfotodienst)

Die einst als neue US-Wunderläuferin gefeierte Mary Cain erhebt schwere Vorwürfe gegen das Oregon-Laufprojekt von Nike und dessen Chefcoach Alberto Salazar.

Der weltgrößte Sportausrüster Nike gerät immer heftiger unter Druck der eigenen Athleten. Nachdem das langjährige, unter Dopingverdacht geratene Langlaufprogramm "Nike Oregon Project" (NOP) im Oktober eingestellt und Chefcoach Alberto Salazar sowie ein Hormonarzt für vier Jahre gesperrt wurden, erhob nun die einst als neue US-Wunderläuferin gefeierte Mary Cain schwere Vorwürfe. Cain erklärt, sie habe als NOP-Athletin unter stetem Druck gestanden, ihr Gewicht zu reduzieren und "dünner und dünner und dünner" zu werden. Das habe zum Verlust ihrer Periode über drei Jahre geführt, sie habe fünf Knochenbrüche erlitten und schließlich über Suizid nachgedacht, konstatierte sie nun in einem Beitrag für die New York Times.

Cain, als 17-jährige Rekordläuferin die große Hoffnung der US-Leichtathletik, erklärte, sie habe von Salazar zur Förderung des Abnehmprozesses Diuretika und Antibabypillen erhalten, was auch gegen Dopingregeln verstieße. "Ich wurde von einem System emotional und körperlich missbraucht, das Alberto entworfen und Nike unterstützt hat", so die 23-Jährige.

Der umwitterte Coach Salazar, der stets volle Rückendeckung von Nike-Vorstandschef Mark Parker hatte, wies alle Vorwürfe zurück. Jedoch offenbaren die Akten der US-Anti-Doping-Agentur Usada seine intensiven Versuche mit Testosteron- und Schilddrüsenpräparaten. Und unter Chef Parker, der im Oktober abtrat, hatte Nike Frauen zum Marketing-Kernziel erklärt.

Nun teilte der Konzern mit, man nehme Cains Vorwürfe "extrem ernst" und werde sie untersuchen, auch Ex-NOP-Athleten wolle man befragen. Dabei hat sich Nike bisher nie von dem gesperrten Salazar distanziert, der direkt an Parker berichtet hatte. Zu den Turbulenzen um spindeldürre Läuferinnen addieren sich Vorwürfe anderer Nike-Athletinnen, die bei Schwangerschaften mit drastischen Prämienkürzungen zu rechnen hatten.

© SZ vom 09.11.2019 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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