Sportpolitik:Vorerst der Sieger

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Alfons Hörmann, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes, steuert einer weiteren Amtszeit entgegen: Die Spitzenverbände sprachen sich für seine erneute Kandidatur aus. Die Kritiker im DOSB hingegen wollen weiter einen Gegenkandidaten aufbieten.

Von Johannes Aumüller, Frankfurt

Alfons Hörmann verließ gut gelaunt die Zentrale des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB). Fast alles lief am Dienstag so, wie es sich der vielkritisierte Präsident des deutschen Sportdachverbandes gewünscht hatte. Erst teilte der Tischtennis-Funktionär Thomas Weikert mit, dass er bei der DOSB-Mitgliederversammlung Anfang Dezember nicht antreten wird. Kurz danach sprachen sich bei der Konferenz der Spitzenverbände fast alle Anwesenden für eine erneute Kandidatur Hörmanns aus, nur zwei Enthaltungen gab es. Und damit deutet alles darauf hin, dass der Allgäuer im Dezember in Düsseldorf auf eine neuerliche Amtszeit zusteuert. Eine "sehr schöne Weichenstellung" sei das, erklärte Hörmann.

Doch auf den zweiten Blick ist die Sache nicht ganz so klar. Denn die Widerstände gegen Hörmann im deutschen Sport sind so groß, dass dies keine normale Mitgliederversammlung werden dürfte. Es soll, so sagte es ein Hörmann-Gegner auch nach der Sitzung der Spitzenverbände am Dienstag noch mal der SZ, auf jeden Fall einen Gegenkandidaten geben. Das offenkundige Kalkül der Kritiker: Vielleicht ist es nicht möglich, Hörmann an der Spitze des DOSB abzulösen. Aber sie wollen zumindest verhindern, dass er als einziger Kandidat antritt und es zu einer offenen Akklamation kommt, bei der sich unzufriedene Delegierte nicht trauen, gegen Hörmann zu votieren. Stattdessen soll es auf jeden Fall eine geheime Wahl geben. Und dann wäre durchaus interessant zu sehen, wie viel Unterstützung Hörmann wirklich hat.

Der deutsche Sport erlebt in diesen Tagen eine ungewöhnliche Situation. Der Unmut über den Frontmann Hörmann, der früher den Skiverband anführte, 2013 an die Spitze des DOSB rückte und im Hauptberuf als Vorstandschef des Baden-Badener Bauzulieferers Schöck arbeitet, ist immens weit verbreitet. Das liegt insbesondere an seinem Führungsstil und seinem Auftreten, mit dem er viele Verbandsverantwortliche vergrätzt hat. Das Großprojekt Leistungssportreform wiederum stockt und birgt noch viele Ungewissheiten; selbst die Athleten, deren Besserstellung doch angeblich das Ziel war, meldeten sich kürzlich mit einem Brandbrief zu Wort.

Vor diesem Hintergrund entstand vor geraumer Zeit um die Vertreter einiger wichtiger Sommersport-Verbände herum eine Oppositionsbewegung. Und diese überlegte, wen sie für den DOSB-Führungsposten ins Spiel bringen könne - zumal Hörmann selbst eine neuerliche Kandidatur lange offenließ und somit ein Vakuum schuf. Zahlreiche Namen schwirrten umher, von Sportpolitikern und (Ex-)Politikern, aber keiner sagte verbindlich zu. Am Dienstag nahm schließlich auch Tischtennis-Mann Weikert, 56, von einer Kandidatur Abstand. Der Rechtsanwalt aus Limburg ist seit 2017 Chef des Tischtennis-Weltverbandes (ITTF). Für beide Ämter und seinen Beruf sei der zeitliche Aufwand zu groß, teilte er mit.

Damit gibt es bisher nur einen Kandidaten, nämlich Hörmann, aber das dürfte sich noch ändern. Nach SZ-Informationen berichtete Ruder-Boss Siegfried Kaidel als Sprecher der Spitzenverbände am Dienstag, dass noch weitere Funktionäre eine Bewerbung überlegten. Unter anderem Martin Engelhardt, Chef der Deutschen Triathlon-Union (DTU), wird zu denen gerechnet, die antreten würden, bevor Hörmann im Solo die nächste Amtszeit beginnen kann.

Hörmann selbst gibt sich demonstrativ gelassen. Das klare Votum am Dienstag sei das, was zähle, und er werde sich nicht "in irgendeine Form des Wahlkampfes" begeben. Er konnte in der Auseinandersetzung der vergangenen Tage unter anderem auf die Landessportbünde und die Winter-Verbände bauen. Auch ließ sich damit werben, dass es zuletzt einen Mittelzuwachs durch das Bundesinnenministerium (BMI) von 30 Millionen Euro gab; bald soll es noch mehr werden. Hörmanns Verhältnis zur Fachabteilung Sport gilt zwar als schwierig, sein Draht an die Ministeriumsspitze zu den CSU-Parteifreunden Horst Seehofer und Stephan Mayer aber als gut. Doch wer weiß angesichts der baldigen Landtagswahl in Bayern schon, ob das auch noch die Konstellation ist, wenn Anfang Dezember der DOSB-Mitgliederkonvent ansteht.

© SZ vom 04.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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