Sportpolitik:Das Feuer glimmt

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Rücktritte, Abrechnung in Rundmails, Vorwürfe: In der Deutschen Olympischen Gesellschaft, einst ein Mahner für Fair Play und den olympischen Gedanken, kracht es gewaltig. Auch die Zukunft des Magazins "Olympische Feuer" ist offen.

Von Johannes Aumüller

Wer durch die jüngste Ausgabe des Olympischen Feuers blättert, kann beim Blick ins Inhaltsverzeichnis den Eindruck gewinnen, es handele sich um ein druckfrisches Magazin. Eine Abhandlung zur "deutschen Medaillen-Manie" ist angekündigt, ein Bericht zum "Kuddelmuddel in der Leistungssport-Reform" zwischen Sport und Politik und ein Beitrag zur Frage, wie sich der deutsche Fußball von seinen Fans entfremde. Das sind alles Themen, die im Herbst 2018 sportpolitische Kreise bewegen, aber interessant an der Feuer-Ausgabe ist: Sie ist schon etwas älter, im Juli 2017 kam sie heraus. Seitdem erschien das Magazin gar nicht mehr. Und dieser Fakt steht durchaus stellvertretend für den gewaltigen Ärger, den es beim Herausgeber des Heftes gibt, der Deutschen Olympischen Gesellschaft (DOG) - und für die Vorwürfe gegen den Führungsstil des Präsidenten Peter von Löbbecke.

Die DOG ist kein ganz gewöhnlicher Akteur in der Sportwelt. Seit 1951 existiert sie, in der Frühphase war sie ein Geldbeschaffer für die deutsche Olympiamannschaft und eine Art Vorläufer der Sporthilfe, später der "Goldene Plan" für den Sportstättenbau eines ihrer großen Projekte. Sie versteht sich als besonderer Mahner, wenn es um Themen wie Fair Play oder den Erhalt des olympischen Kerngedankens geht. Und vor allem in den vergangenen Jahren erwies sie sich als sportinterner Stachel für den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB). Viel Kritik gab es aus DOG-Reihen am Sportdachverband, der gesellschaftspolitisch kaum noch wahrnehmbar ist. Nicht zuletzt über die Beiträge aus dem Olympischen Feuer ärgerten sich die DOSB-Oberen des Öfteren. Und als der deutsche Sport im Dezember 2016 seine umstrittene und medaillenfixierte Leistungssportreform verabschiedete, kam die einzige Nein-Stimme vom DOG-Delegierten Norbert Lamp.

Doch schon seit geraumer Zeit knirscht es immer stärker innerhalb der DOG. Manch alter Fahrensmann in den mehr als 40 bundesweiten Zweigstellen ist verstört und beklagt einen Niedergang der Organisation, und in diesen Tagen explodiert die Situation. Ende August traten in Christoph Meyer und Christian Tröger gleich zwei Vizepräsidenten zurück - und formulierten in einer Rundmail, die der SZ vorliegt, heftige Vorwürfe in Richtung des Präsidenten. "Die DOG ist kein Vehikel für eigene Interessen. Ein Präsident, der weder für seine Mitglieder noch für sein Präsidium da ist - mit dem ist kein Staat zu machen", heißt es da.

Es geht etwa um Löbbeckes mangelnde Unterstützung für das Olympische Feuer, dessen Herausgeber-Kollegium inzwischen zurückgetreten ist; auch um seinen Umgang mit der DOG Göttingen, der größten Zweigstelle, die sich, wie einige andere, immer stärker abwendet von der Bundeszentrale. Gegenüber der SZ begründet der frühere Schwimm-Weltmeister Tröger den Rücktritt so: "Der Präsident hat sich bedauerlicherweise weit entfernt vom Präsidium, inhaltlich wie zwischenmenschlich. Es gab immer mehr Alleingänge und zu wenig Transparenz. Und wenn die olympischen Werte selbst nicht gelebt werden, muss man sagen, dass es so nicht weitergeht, und seine Konsequenzen ziehen."

Löbbecke, 75, will die Vorwürfe aus der Mail nicht bewerten. "Das kommentiere ich nicht. Wenn jemand in diesem Stil zurücktritt, so ist das peinlich und seine Sache", sagt er. Der frühere Geschäftsführer des Berliner Olympiastadions sieht die DOG ungeachtet der Turbulenzen auf einem guten Weg. Man müsse jetzt an die Jugend ran, und er hält sich nicht zuletzt zugute, dass er die Beziehung zum DOSB befriedet habe - dabei war doch just die kritische Haltung gegenüber dem Sportdachverband ein Markenzeichen seiner Organisation. "Unstimmigkeiten der Vergangenheit sind ausgeräumt. Es geht uns um respektvollen Umgang miteinander, selbst für den Fall, dass es unterschiedliche Ansichten zu Sachfragen gibt", so sieht Löbbecke das.

Und die Zukunft des Magazins Olympisches Feuer? Man sei noch in der Entscheidungsfindung, wann, wie oft und in welcher Form es erscheine. Aber auf jeden Fall solle es dieses Jahr noch einmal herauskommen. Die Frage ist nur, ob es dann auch noch diesen kritischen Geist trägt, der es in den vergangenen Jahren geprägt hat.

© SZ vom 05.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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