Sport kompakt:Geschütztes "Vizekusen"

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Leverkusen lässt sich den Ausdruck rechtlich schützen, DFB-Manager Bierhoff lobt Kuranyi, Klitschkos fordern David Haye heraus, Hertha protestiert offiziell gegen Schiedsrichter. Sport kompakt

Fußball-Bundesligist Bayer Leverkusen geht in der Vermarktung weiter ungewöhnliche Wege. Der Werksklub hat beim Marken- und Patentamt in München den von einer Boulevard-Zeitung einst abfällig gemeinten und kreierten Begriff "Vizekusen" rechtlich schützen lassen. "Wir haben uns die Frage gestellt, was können wir mit dem Begriff tun? Und wir wollten verhindern, das von anderen Schindluder damit getrieben wird", sagte Bayer-Mediendirektor Meinolf Sprink auf SID-Anfrage und bestätigte einen entsprechenden Bericht des Kölner Express. Unter dem Aktenzeichen 3030100115726 ist "Vizekusen" seit dem 19. März 2010 für Bayer Leverkusen im Register eingetragen. Ebenfalls schützen gelassen haben sich die Leverkusener die Begriffe "Meisterkusen" sowie bereits seit geraumer Zeit "Werksklub" und "Pillendreher". Der Begriff "Werkself", den Bayer ebenfalls schützen lassen wollte, wurde indes vom Marken- und Patentamt abgelehnt. Der Begriff Vizekusen tauchte erstmals im Jahr 2002 auf, als die Rheinländer in der Meisterschaft den zweiten Platz sowie jeweils die Finals in der Champions League und im DFB-Pokal erreicht hatten. Beide Endspiele wurden damals verloren. In den letzten zwölf Jahren ist Bayer insgesamt sechsmal Vize in den drei Wettbewerben geworden.

Der zweifache Schwergewichts-Champion Wladimir Klitschko hat in einer Video-Botschaft den WBA-Weltmeister David Haye aufgefordert, kein Feigling zu sein und sich endlich im Ring zu stellen. "Du kannst nicht immer vor mir weglaufen. Stell Dich diesem Kampf, wenn Du respektiert werden möchtest. Ich bin bereit. Worauf wartest Du noch?", heißt es in dem Video, das das Klitschko-Management am Montag veröffentlichte. Der 29 Jahre alte Haye hält den einzigen Schwergewichts-Gürtel, der der ukrainischen Klitschko-Familie noch fehlt. Bereits zweimal hat er einen WM-Kampf gegen die Klitschko-Brüder platzen lassen. Zuletzt verteidigte Haye seinen WBA-Titel durch einen Abbruch-Sieg in Manchester über Herausforderer John Ruiz aus den USA. Danach hatte er erklärt, einem Fight mit den Klitschkos nicht ausweichen zu wollen: "Ich will diese großen Kämpfe, ich will die Kämpfe, die die Fans sehen wollen", hatte Haye gesagt. Trotz der deutlichen Worte von Wladimir Klitschko wird der Brite vorerst wohl nicht gegen den IBF-und WBO-Weltmeister und auch nicht gegen dessen Bruder und WBC-Champion Vitali Klitschko in den Ring steigen. Haye bekommt es zunächst mit dem Usbeken Ruslan Chagaev aus dem Hamburger Universum-Stall oder dem Australier Kali Meehan zu tun. Mit einem Kampf gegen Klitschko wird frühestens Ende des Jahres gerechnet.

Kurz vor dem Untergang intensiviert Hertha BSC noch einmal alle Rettungsversuche und schreckt auch vor Skandal-Theorien nicht zurück. Vier Spieltage vor dem Saison-Halali wehrt sich das abgeschlagene Tabellen-Schlusslicht der Fußball- Bundesliga mit einem offiziellen Protestbrief gegen vermeintliche massive Benachteiligungen durch die Schiedsrichter. "Die Summe der Fehlentscheidungen" habe gravierend in den Abstiegskampf eingegriffen, begründete Manager Michael Preetz die ungewöhnliche Maßnahme des Berliner Vereins, eine Protestnote direkt an den Deutschen Fußball-Bund (DFB) zu schicken. Nach zwei Entscheidungen von Referee Michael Weiner und seiner Assistenten, die nach Ansicht von Hertha das jüngste 0:1 im Heimspiel gegen den VfB Stuttgart maßgeblich beeinflusst hätten, legte der für den Profibereich zuständige Chef Preetz jede Zurückhaltung ab. In einer Medien-Offensive in den Hauptstadt-Blättern beklagte er gleich eine Serie von vermeintlich falschen Entscheidungen gegen seinen Club. Es seien Fehlurteile dabei gewesen, "die verhindern wollten, dass wir gewinnen". Mit Blick auf die Auswahl der Referees von einem Skandal. "Das ist unglaublich", protestierte er gegen die Ansetzung des Trios gegen Stuttgart, weil der Schiedsrichter und einer seiner Assistenten aus dem Raum Hannover kommen. Hannover 96 ist Hauptkonkurrent von Hertha im Abstiegskampf. Volker Roth, Vorsitzender des DFB-Schiedsrichterausschusses, zeigte sich empört. "Eine Benachteiligung durch einen Linienrichter zu unterstellen, nur weil der aus Hannover kommt, ist lächerlich, abwegig, vollkommen unmöglich", sagte er in der Berliner Morgenpost.

Mit einem dicken Lob hat DFB-Teammanager Oliver Bierhoff die Spekulationen über eine Rückkehr von Kevin Kuranyi in die Fußball-Nationalmannschaft genährt. "Das Thema ist natürlich in den vergangenen Wochen wieder hochgekommen, ganz einfach, weil Kevin Kuranyi eine tolle Saison spielt und sich in sehr guter Form befindet", sagte der 41-jährige Bierhoff dem TV-Sender Eurosport: "Ich denke, Kevin verhält sich sehr gut. Er konzentriert sich voll auf Schalke." Laut Bierhoff gebe nur eine Maxime den Ausschlag pro oder contra Kuranyi: "Eines kann ich garantieren: Bundestrainer Joachim Löw wird nur an das Wohl der Mannschaft denken und überlegen: Wie kann ich den stärksten Kader aufstellen", sagte Bierhoff. Um den großen Titeltraum bei der WM in Südafrika zu realisieren, würden persönliche Befindlichkeiten zurückgestellt. Bierhoff: "Da werden auch die persönlichen Gefühle des Bundestrainers, die bei der Thematik vielleicht da sein könnten, hintenanstehen." Bis Mittwoch tagt Löw zusammen mit seinem Trainerstab in Baiersbronn im Schwarzwald. Das Thema Kuranyi steht natürlich auch auf der Tagesordnung. Am Wochenende hatte der Bundestrainer dem einst verbannten Kuranyi Hoffnungen auf eine WM-Teilnahme gemacht. Bislang hatte Löw kategorisch ausgeschlossen, dass der Schalker Torjäger, der bislang 18 Saison-Treffer erzielte, in seiner Amtszeit überhaupt noch einmal ein Länderspiel bestreitet.

Die fünffache Paralympics-Siegerin Verena Bentele ist Deutschlands "Sportlerin des Monats März". Die sehbehinderte Biathletin und Langläuferin gewann die Abstimmung unter den rund 3800 von der Sporthilfe geförderten Aktiven. Bentele war mit fünf Goldmedaillen die erfolgreichste Teilnehmerin bei den Paralympics in Vancouver. Mit 56,6 Prozent der Stimmen lag Verena Bentele deutlich vor Biathletin Simone Hauswald (35,3) und der Curling-Nationalmannschaft der Frauen (8,1).

Marcel Risse vom abstiegsgefährdeten Fußball-Bundesligisten 1. FC Nürnberg verspürt offenbar wenig Lust auf eine Rückkehr zu Bayer Leverkusen. Da sei hoffentlich das letzte Wort noch nicht gesprochen, sagte der U19-Europameister nach dem 0:2 des Club gegen den VfL Wolfsburg. Der 20 Jahre alte Risse ist von Leverkusen nach Nürnberg ausgeliehen.

13 Polizisten sind bei Krawallen zwischen rivalisierenden Rowdys am Rande des Fußball-Stadtderbys der italienischen Serie A zwischen Sampdoria Genua und dem FC Genua 1893 (1:0) am Sonntagabend verletzt worden. Die Polizei musste eingreifen, um die Ultras zu trennen, die in einem Stadtviertel unweit des Stadions unter anderem Müllcontainer in Brand gesetzt hatten. Die Polizisten wurden mit Flaschen und Stöcken beworfen, die Sicherheitskräfte mussten mit Tränengans gegen die Randalierer vorgehen. Sampdoria-Präsident Riccardo Garrone, der mit seinem Auto unweit des Stadions gehalten hatte, um mit einem Polizisten zu sprechen, wurde mit Flaschen beworfen. Das Spiel begann mit 15-minütiger Verspätung um 21.00 Uhr. Die Polizei hat inzwischen Ermittlungen eingeleitet, um die gewalttätigen Ultras ausfindig zu machen.

Auf dem Weg zur Europameisterschaft 2012 in Serbien warten auf die deutschen Handballer lösbare Aufgaben. In der Qualifikation ab Ende Oktober trifft der WM-Fünfte auf den Olympia-Zweiten Island, den EM-Neunten Österreich und einen Qualifikanten, der im Juni ermittelt wird. Das ergab die Auslosung am Montag in Belgrad. Die ersten zwei Teams der sieben Gruppen qualifizieren sich für die EM vom 17. bis 29. Januar 2012 in Belgrad, Vrsac, Novi Sad und Nis. Als EM-Teilnehmer stehen bislang der Gastgeber und Titelverteidiger Frankreich fast. Der Europameister von 2012 ist direkt für die Olympischen Spiele in London qualifiziert.

Die Schachspieler der OSG Baden-Baden bleiben deutscher Mannschaftsmeister. Am letzten Bundesliga-Spieltag sicherte sich das Team um Weltmeister Viswanathan Anand durch Erfolge gegen Mülheim (4,5:3,5) und Katernberg (7:1) am Sonntagabend zum fünften Mal in Folge den Titel. Der Inder fehlte dabei wegen der Vorbereitung auf seinen WM-Kampf gegen den Bulgaren Weselin Topalow. Von 15 Saison-Begegnungen verlor Baden-Baden (28 Punkte) nur ein Match gegen Werder Bremen. Die Bremer (27) belegten Platz zwei vor der SG Solingen (26). Absteiger sind Bayern München, der SK Heidelberg, der Erfurter SK und der SK König Tegel.

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