Sport kompakt:Piszczek droht weltweite Sperre

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Polnischer Verband will Fifa und DFB zu Straf-Ausdehnung für den Spielmanipulator bringen, trotz Özil-Tor kann Real Madrid gegen Barcelona nicht gewinnen, in der englischen Premier League tun sich die Favoriten am ersten Spieltag schwer, der Leichtathletik droht eine Doping-Affäre um zwei prominente Sprinter. Sport kompakt

Fußball-Profi Lukasz Piszczek vom deutschen Meister Borussia Dortmund droht eine weltweite Sperre. Wie das Fachmagazin kicker berichtet, wollen Hardliner im polnischen Verband PZPN durchsetzen, dass der für die polnische Nationalmannschaft bis 2012 gesperrte Verteidiger bis zu diesem Zeitpunkt auch für seinen Arbeitgeber keine Spiele mehr bestreiten darf.

Guter Einstand für Mesut Özil in die neue Saison: Der deutsche Mittelfeldspieler traf zum 1:0 gegen Barcelona im Supercup. (Foto: AP)

"Mit hoher Wahrscheinlichkeit kann Piszczek auch in der Bundesliga und in der Champions League nicht spielen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass FIFA und DFB eine Strafe für Korruption ignorieren werden", sagte Artur Jedrych, der Vorsitzende der polnischen Disziplinarkommission, die den BVB-Profi in der vergangenen Woche für alle Länderspiele bis Februar 2012 gesperrt hat. Piszczek hatte sich im vergangenen Jahr wegen der Beteiligung an einer Spielmanipulation in der Saison 2005/06 selbst angezeigt und war im Juni vom Bezirksgericht Breslau zu zwölf Monaten Haft auf Bewährung und 25.000 Euro Geldstrafe verurteilt worden. Das Sportgericht des Verbandes hatte Piszczek dann vergangene Woche auch bei der Nationalmannschaft vorerst aus dem Verkehr gezogen. Borussia Dortmund möchte sich zu dieser Angelegenheit derzeit nicht konkret äußern. "Wir beobachten die ganze Entwicklung mit Staunen", sagte BVB-Pressesprecher Josef Schneck auf SID-Nachfrage.

Real Madrid hat sich trotz eines Treffers von Nationalspieler Mesut Özil im 214. Clasico gegen den FC Barcelona mit einem Unentschieden begnügen müssen. Im Hinspiel des spanischen Supercups trennte sich der Pokalsieger 2:2 (1:2) vom Meister und Champions-League-Sieger, für den David Villa (36.) und Lionel Messi (45.) trafen. Özil hatte in der 13. Minute für die frühe Führung der Gastgeber gesorgt, auch Sami Khedira stand in der Startelf Reals. Xabi Alonso (55.) traf nach der Pause zum Ausgleich. Das Rückspiel zwischen den beiden Erzrivalen findet am Mittwoch (23.00 Uhr/Sport1) in Barcelona statt. Folgerichtig erzielte Özil nach Vorlage von Karim Benzema mit einem eleganten Linksschuss das 1:0. Barcelona ließ über weite Strecken das gewohnte Kombinationsspiel vermissen und kam durch Einzelaktionen zu Toren. Spaniens Rekordtorschütze Villa traf von der Strafraumgrenze, dann schob Messi freistehend vor Iker Casillas ein. Nach der Pause gelang Xabi Alonso zumindest noch der Ausgleich für die Königlichen.

US-Tourneuling Keegan Bradley hat die PGA Championship in Johns Creek/Georgia gewonnen. Der 25-Jährige besiegte seinen US-Landsmann Jason Dufner im Stechen am dritten Extra-Loch. Nach der vierten Runde hatten die beiden das Feld mit jeweils 272 Schlägen gemeinsam angeführt. Titelverteidiger Martin Kaymer (Mettmann) und US-Superstar Tiger Woods waren nach zwei Runden am Cut gescheitert. Als erster Spieler seit seinem Landsmann Ben Curtis 2003 bei den British Open holte Bradley bei seinem ersten Major-Start auf Anhieb den Titel. Er ist der Neffe von Pat Bradley, die als eine der erfolgreichsten US-Golferinnen in ihrer Karriere zwischen 1980 und 1986 sechsmal bei Major-Turnieren triumphierte. Der neue Champion war 2008 zu den Profis gewechselt und spielt 2011 sein erstes Jahr auf der US PGA Tour.

Stolpersieg zum Saisonauftakt: Fußball-Erstligist Manchester United hat mit einem 2:1 (1:1)-Erfolg bei West Bromwich Albion als einziges Spitzenteam am ersten Spieltag der englischen Premier League einen Sieg erringen können. Zuvor waren der FC Chelsea (0:0 gegen Stoke City), der FC Arsenal (0:0 gegen Newcastle) und der FC Liverpool (1:1 gegen Sunderland) nicht über ein Unentschieden hinausgekommen. Auch in West Bromwich sah es am Sonntag lange nach einem Fehlstart für Manchester aus, ehe Zugang Ashley Young in der 81. Minute den Siegtreffer für die Gäste schoss.

Elf des Bundesliga-Spieltages
:Künstler und Kaffeemäuschen

Die Bundesliga und ihre Charaktere: Ein Schalker Ästhet, der in aller Ruhe lupft, ein hyperaktives Hoffenheimer Trainermaskottchen mit Getränke-Leidenschaft und ein Wolfsburger Rumpelstilzchen, dem eine Runde Zen-Buddhismus und Bachblüten gut tun würden. Die Elf des Spieltages.

Die Leichtathletik wird kurz der Weltmeisterschaft durch Dopingaffären um zwei 100-Meter-Mitfavoriten erschüttert. Knapp zwei Wochen vor dem Saison-Höhepunkt in Daegu/Südkorea (27. August bis 4. Sepember) gestand am Sonntag die größte US-Hoffnung Mike Rodgers die Einnahme verbotener Substanzen. Zwei Tage zuvor war der Weltranglisten-Dritte Steve Mullings überführt worden, der 2009 in Berlin an der Seite von Usain Bolt 4x100-m-Gold für Jamaika gewonnen hatte. Dem Wiederholungstäter droht eine lebenslange Sperre. "Positiv getestet auf ein Stimulanzmittel aus einem Energy Drink" twitterte Rodgers, mit 9,85 Sekunden Nummer vier der Weltrangliste, und sein Manager Tony Campbell gestand: "Er hat einen Fehler gemacht. Er war in Italien mit Freunden in einem Club und dachte, dass er Red Bull trinkt. Aber es war ein anderer Energy Drink. Einer, der eine verbotene Substanz enthält." Doch Campbell warnt: "Das war ein Stimulanz, kein Steroid. Ich möchte nicht, dass irgendjemand denkt, er wäre ein Junkie." Anders sieht dies Anti-Doping-Experte Prof. Werner Franke: "Die Ausreden sind das beste daran. So war es auch als vor Olympia 2008 in Peking zwei Jamaikaner aufgeflogen. Die ziehen sich doch alle möglichen Mittel rein. Und die US-Athleten treiben sich auch oft dort herum," sagte er dem SID.

FC Bayern in der Einzelkritik
:Gruppenknuddeln in Ekstase

Manuel Neuer hat seine Kollegen schrecklich lieb, Franck Ribéry wird einen ganzen Nachmittag lang ausgepfiffen, Toni Kroos bewirbt sich mit einer peinlichen Schwalbe für einen Stammplatz und Luiz Gustavo schießt ganz unverhofft ein wichtiges Tor. Der FC Bayern beim 1:0 in Wolfsburg in der Einzelkritik.

Maik Rosner, Wolfsburg

Novak Djokovic hat seiner beeindruckenden Tennis-Saison einen weiteren wichtigen Titel hinzugefügt. Der serbische Weltranglisten-Erste gewann am Sonntag (Ortszeit) das Endspiel des mit 2,43 Millionen Dollar dotierten ATP-Masters von Montreal gegen den US-Amerikaner Mardy Fish in 2:24 Stunden mit 6:2, 3:6, 6:4. Djokovic ist somit der erste Profi der Tennisgeschichte, der in einem Jahr bei fünf ATP-Masters triumphiert hat. Zuvor hatte der 24-Jährige bereits die Events in Indian Wells/Kalifornien, Miami, Madrid und Rom gewonnen. Der Erfolg von Montreal war sein ingesamt neunter Turniersieg in diesem Jahr.

Zwei Jahre nach ihrem WM-Gold haben Julius Brink und Jonas Reckermann endlich ihre Mißerfolgs-Serie bei Europameisterschaften beendet und sich erstmals den EM-Titel gesichert. Im ersten deutschen Männer-Finale bei Beachvolleyball- Europameisterschaften behauptete das Top-Duo am Sonntag im norwegischen Kristiansand knapp seine nationale Ausnahmestellung und bezwang die Berliner Jonathan Erdmann und Kay Matysik nach hartem Kampf mit 2:0 (25:23, 21:19). Für die dritte Medaille des Deutschen Volleyball-Verbandes (DVV) sorgten mit Bronze die entthronten Titelverteidigerinnen Sara Goller und Laura Ludwig.

Der AS Rom soll nach einem Medienbericht an Innenverteidiger Simon Kjaer vom Bundesligisten VfL Wolfsburg interessiert sein. Die italienische Sporttageszeitung Gazzetta dello Sport berichtete am Sonntag, dass die Römer den Dänen vom deutschen Ex-Meister ausleihen wollen. Wolfsburgs Trainer und Manager Felix Magath jedoch dementierte am Sonntag den Bericht: "Ich habe vom AS Rom nichts gehört." Kjaer soll nach Angaben der Zeitung ein Jahr leihweise in Rom spielen. Sollte der Klub den 22-Jährigen anschließend verpflichten wollen, betrage der Kaufpreis acht Millionen Euro. Derzeit besitzen die Wolfsburger allerdings mit Marko Russ, Kjaer und Alexander Madlung nur drei etatmäßige Innenverteidiger. Nationalspieler Arne Friedrich laboriert immer noch an seinen Bandscheibenproblemen. Mit seiner Rückkehr ins Training wird erst in einigen Wochen gerechnet.

Nach Kevin Kuranyi ist ein weiterer ehemaliger Bundesliga-Stürmer in die russische Premier Liga gewechselt: Paraguays Nationalspieler Nelson Valdez unterschrieb am Sonntag einen Vertrag bei Rubin Kasan. Das gab der russische Fußball-Meister der Jahre 2008 und 2009 auf seiner Internetseite bekannt. Der 27 Jahre alte Valdez war zuletzt mit Hercules Alicante aus der ersten spanischen Liga abgestiegen. Davor bestritt er insgesamt 193 Bundesliga-Spiele für Borussia Dortmund und Werder Bremen. Kasan zahlte nach spanischen Medienberichten aber eine Ablösesumme von rund vier Millionen Euro für ihn. Der russische Champions-League-Qualifikant hatte vor einem Jahr schon rund 20 Millionen für den Brasilianer Carlos Eduardo von 1899 Hoffenheim gezahlt. In der Premier Liga trifft Valdez auch Kuranyi, Zvjezdan Misimovic oder Andrei Woronin (alle Dynamo Moskau) wieder.

Nach dem Gesamtsieg beim Nationenturnier in der Türkei hat Basketball-Bundestrainer Dirk Bauermann zwei Spieler aus seinem Kader für die Europameisterschaft gestrichen. Philip Zwiener und Chris McNaughton werden nicht an dem Turnier in Litauen teilnehmen. "Diese Entscheidung ist mir sehr schwer gefallen und war für die Jungs besonders bitter", sagte Bauermann am Sonntag. "Sie waren vor allem enttäuscht, weil sie sehr viel investiert haben." Andere Spieler seien nicht unbedingt besser, passten aber besser in die Mannschaft, erklärte er. Für Zwiener und McNaughton stoßen am Dienstag NBA-Champion Dirk Nowitzki und dessen Kollege Chris Kaman zum 14-köpfigen EM-Aufgebot. "Dann heißt es: Zurück auf Los. Die beiden zu integrieren wird von uns allen eine sehr große Anstrengung erfordern", betonte Bauermann.

Motorrad-Pilot Stefan Bradl hat im Kampf um seinen ersten Weltmeistertitel erneut Vorsprung eingebüßt. Im ersten Rennen nach der vierwöchigen Sommerpause wurde der WM-Spitzenreiter beim Großen Preis von Tschechien in der Moto2-Klasse hinter dem Italiener Andrea Iannone und seinem ärgsten Verfolger Marc Marquez aus Spanien Dritter. "Es war ein aufregendes Rennen, ich hatte viel Spaß", sagte Bradl. Der 21-Jährige freute sich aber über den dritten Platz und die wertvollen Punkte. "Ein Podiumsplatz ist immer gut. Es war ein gutes Rennen, wir sind konkurrenzfähig." Nach dem Podiumsplatz beim zehnten Saisonrennen in Brünn, wo Bradl vor drei Jahren den ersten Grand-Prix-Sieg seiner Karriere geholt hatte, liegt er mit 183 Punkten aber weiterhin deutlich vor Marquez (140).

Turner Fabian Hambüchen hat nach seiner siebenmonatigen Verletzungspause bei der ersten WM-Qualifikation ein Ausrufezeichen gesetzt. Beim Mehrkampf in Altendiez turnte der Mehrkampf-Europameister nach überstandenem Achillessehnenriss vier Disziplinen und glänzte dabei vor allem an seinem Lieblingsgerät Reck. Mit 16,25 Punkten bei einem Schwierigkeitsgrad von 7,5 erzielte der ehemalige Reck-Weltmeister dort nach einem starken Auftritt die Tageshöchstwertung. "Ich bin ich absolut zufrieden. Ich weiß selbst, wo noch was zu tun ist", sagte der Hesse. Den Tagessieg vor 650 Zuschauern sicherte sich der deutsche Mehrkampf-Meister Marcel Nguyen (Unterhaching). Der 23-Jährige empfahl sich mit 87,60 Punkten nach sechs Geräten bei Bundestrainer Andreas Hirsch für die Welttitelkämpfe vom 7. bis 16. Oktober in Tokio.

© sueddeutsche.de/dpa/sid/dapd - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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