Sport kompakt:Andersen soll KSC vor dem Absturz retten

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Der ehemalige Bundesliga-Torschützenkönig Jörn Andersen ist neuer Trainer des Karlsruher SC, Fifa-Chef Blatter gibt sich ungewohnt selbstkritisch, beim Debüt von Nuri Sahin gelingen Real Madrid sieben Tore, der FC Barcelona lässt überraschend Punkte in Bilbao, Ex-Caddie beleidigt Tiger Woods, deutsche Handballer beenden den Supercup sieglos. Sport kompakt

Karlsruher SC, Jörn Andersen: Ein Norweger soll den Fußball-Zweitligisten Karlsruher SC als Trainer aus der Abstiegszone führen. Der KSC stellte den 48-Jährigen Jörn Andersen am Sonntag als Nachfolger des vor sechs Tagen entlassenen Rainer Scharinger vor.

Trainerneuvorstellung beim Karlsruher SC: Jörn Andersen bei seinem ersten öffentlichen Auftritt als neuer Trainer der Badener. (Foto: dpa)

Bei seiner letzten Trainerstation hatte der frühere Bundesliga-Torschützenkönig keinen Erfolg. Beim griechischen Erstligisten AE Larisa wurde Andersen nach dem Pokal-Aus und drei Niederlagen in der Liga ohne Torerfolg nach nur 22 Tagen im Januar entlassen. Bei seiner letzten Trainerstation in Deutschland hatte Andersen Licht und Schatten erlebt. Zunächst hatte er den FSV Mainz 05 als Nachfolger von Jürgen Klopp zurück in die erste Liga geführt. Doch nach einer DFB-Pokalpleite beim Regionalligisten VfB Lübeck hatte sich Mainz im August 2009 wegen interner Unstimmigkeiten noch vor dem Ligaauftakt von Andersen getrennt. Der KSC hatte seinen vorherigen Trainer Scharinger vor einer Woche nach zehn Spielen ohne Sieg entlassen. Am vergangenen Freitag hatten die Badener unter Interimstrainer Markus Kauczinski das Kellerduell gegen den FC Ingolstadt mit 3:2 gewonnen und sich etwas Luft zu den Abstiegsplätzen verschafft.

Fifa, Korruptionsskandale: Fifa-Präsident Sepp Blatter, 75, hat im Lichte der jüngsten Korruptionsskandale "schreckliche Fehler" im Fußball-Weltverband eingeräumt. "Die letzten 100 Tage der Fifa zählen zu den schwierigsten in der mehr als 100-jährigen Geschichte", schrieb er am Wochenende in einer Kolumne für die Internetseite insideworldfootball.biz. "Es braucht Zeit, den Baum zu schütteln, bis alle faulen Äpfel zu Boden gefallen sind. Auch wenn manche sich weigern, zuerst zu fallen", dichtete er weiter. An diesem Montag wird Blatter die Eröffnungsrede bei der Konferenz "International Football Arena" in Zürich halten. Dabei will er sich auch zu den am 21. Oktober vorgestellten Reform-Schritten äußern. Man müsse sich der Tatsache stellen, dass "Fehler gemacht wurden, darunter manch schreckliche", schrieb der Schweizer nun vorab. Korruptionsvorwürfe gegen mehrere Top-Funktionäre und Mitglieder des Exekutivkomitees sowie der Verdacht der Bestechung bei der umstrittenen WM-Vergabe an Russland (2018) und Katar (2022) hatten die Fifa in die Krise gestürzt. "Wir sind entschlossen, die Krankheiten der Vergangenheit zu kurieren", erklärte Blatter dazu in seinem Beitrag, deshalb habe er "relevante und starke Veränderungen ohne Wenn und Ob" ins Leben gerufen. Zugleich äußerte er sein Unverständnis für teilweise scharfe Kritik: "Ich bin mir der Kritik von vielen Seiten durchaus bewusst, einer Kritik, die gelegentlich ins Persönliche und unter die Gürtellinie abgleitet." Bei der nächsten Sitzung des Fifa-Vorstandes am 16./17. Dezember in Tokio werde er "weitere Fakten präsentieren, diesmal verbunden mit Namen, wie wir die nötigen Veränderungen voranbringen wollen. Wir werden Lösungen suchen, die uns auch wehtun. Alles kommt auf den Prüfstand." In der Vergangenheit habe sein Verband nicht immer transparent gearbeitet, "das war falsch." Konkrete Maßnahmen nannte Blatter aber abermals nicht.

2. Bundesliga: Alemannia Aachen hat in seinem 1000. Spiel in der 2. Fußball-Bundesliga den letzten Tabellenplatz an den FC Ingolstadt weitergereicht. Den Mannen vom Tivoli reichte dazu am Sonntag bereits ein 2:2 (1:1) gegen den ebenfalls im Keller feststeckenden MSV Duisburg. Im zweiten Abstiegsduell am Sonntag trennten sich der FSV Frankfurt und Hansa Rostock torlos. Der SC Paderborn stellte durch ein 2:0 (0:0) bei Energie Cottbus den Anschluss ans Spitzenquartett her.

Primera Division: Fußball-Rekordmeister Real Madrid bleibt Spitzenreiter in der spanischen Primera Division. Das Team von Trainer Jose Mourinho gewann am Sonntag gegen CA Osasuna souverän mit 7:1 (3:1). Cristiano Ronaldo schaffte seinen vierten Dreierpack der Saison (23., 54., 58.) und steht nach elf Spielen bereits bei 13 Saisontoren. Die weiteren Treffer für Real erzielten Pepe (34.), Gonzalo Higuain (40.) und Karim Benzema (63., 81.). Für den zwischenzeitlichen Ausgleich hatte Ibrahima Balde (30.) gesorgt. Die deutschen Nationalspieler Mesut Özil und Sami Khedira standen in der Startelf und zeigten starke Leistungen, in der 67. Minute wurden beide ausgewechselt. Für Khedira kam der Ex-Dortmunder Nuri Sahin nach langer Verletzung zu seinem ersten Einsatz für die Königlichen. Der FC Barcelona hatte im Duell mit Athletic Bilbao dagegen arge Probleme und schaffte gegen die Basken am Sonntagabend erst in der letzten Minute ein 2:2 (1:1)-Unentschieden. Ander Herrera hatte Bilbao in der 20. Minute in Führung geschossen, nur wenig später glich Cesc Fabregas für den amtierenden Meister aus (24.). Kurz vor Schluss lenkte Pique einen Eckball ins eigene Tor (80.), bevor Lionel Messi dem Vorzeigeclub wenigstens noch einen Zähler rettete. Der Rückstand auf Real Madrid wuchs auf drei Zähler an. ( Alle Ergebnisse und die Tabelle der Primera Divison in der Übersicht.)

Premier League: Der englische Fußball-Erstligist Manchester United hat seinem Trainer Sir Alex Ferguson zum 25-jährigen Dienstjubiläum einen glanzlosen 1:0 (1:0)-Sieg gegen den AFC Sunderland beschert. Der amtierende Meister musste am 11. Spieltag der Premier League noch nicht einmal selbst den Ball einnetzen - ein Eigentor von Wes Brown (45.) genügte ManUnited, um einen wichtigen Dreier im Kampf um die Tabellenführung einzustreichen. "Das war ein verdammt langer Tag. Ich hatte Angst, dass meine Mannschaft sich von so einem emotionalen Anlass ebenso sehr einschüchtern lässt wie ich - aber da mussten wir jetzt einfach durch", sagte der Jubilar nach seinem 1409. Spiel auf Uniteds Trainerbank. Vor dem Spiel war die Nordtribüne von Old Trafford bereits nach Ferguson benannt worden.

Erzrivale Manchester City siegte in einer turbulenten Partie bei Aufsteiger Queens Park Rangers 3:2 (1:1) und behauptete seinen Fünf-Punkte-Vorsprung an der Tabellenspitze. Edin Dzeko (43.), David Silva (52.) und Yaya Toure (74.) trafen für ManCity. Jay Bothroyd (28.) hatte die Rangers in Führung gebracht, Heidar Helguson zum zwischenzeitlichen 2:2 ausgeglichen (69.). Der FC Chelsea konnte sich nach der dramatischen 3:5-Niederlage gegen Arsenal vom vergangenen Wochenende wieder fangen. Frank Lampard erzielte in der 51. den entscheidenden Treffer beim 1:0 (0:0)-Sieg gegen die Blackburn Rovers. Die Londoner verteidigten damit vorerst ihren vierten Platz. Derweil tastet sich der FC Arsenal nach dem durchwachsenen Saisonstart weiter an die Tabellenspitze heran: Während der deutsche Nationalspieler Per Mertesacker nach seiner durchwachsenen Leistung vergangene Woche die Bank hüten musste, traf sein Ersatzmann Tomas Vermaelen (39.) beim 3:0 (2:0)-Sieg gegen West Bromwich Albion. Robin van Persie (22.) und Arteta (74.) besorgten die weiteren Tore für die "Gunners". Arsenal steht momentan auf dem siebten Platz. ( Alle Ergebnisse und die Tabelle der Premier League in der Übersicht.)

Serie A: Miroslav Klose ist mit Lazio Rom in der italienischen Serie A weiter in der Erfolgsspur. Der Hauptstadt-Club setzte sich dank des späten Treffers von Giuseppe Sculli (85. Minute) mit 1:0 gegen den FC Parma durch und schob sich mit 21 Zählern auf den zweiten Tabellenrang. Neuer Spitzenreiter ist der punktgleiche Club Udinese Calcio, der am Sonntag mit 2:1 gegen AC Siena gewann. Titelverteidiger AC Mailand (20 Punkte) setzte seinen Höhenflug fort und ist nun Dritter. Das 4:0 gegen Catania Calcio war für den italienischen Fußball-Meister der fünfte Ligasieg in Serie. Die Partien SSC Neapel - Juventus Turin und CFC Genua - Inter wurden am Wochenende wegen des anhaltenden Unwetters in Norditalien abgesagt. ( Alle Ergebnisse und die Tabelle der Serie A in der Übersicht.)

Wahl zum Weltfußballer 2011
:Drei Deutsche gegen Lionel Messi

Der Weltverband Fifa hat 23 Kandidaten zum Weltfußballer des Jahres 2011 vorgestellt. Darunter Mesut Özil, Thomas Müller und Bastian Schweinsteiger. Doch kann sich irgendjemand Hoffnungen machen auf den Titel außer Lionel Messi vom FC Barcelona? Stimmen Sie ab.

Boxen, Joe Frazier: Der frühere Box-Champion Joe Frazier ist an Leberkrebs erkrankt und ringt mit dem Tod. Das bestätigte Leslie Wolff, Manager des ehemaligen Weltmeisters im Schwergewicht, dem US-TV-Sender CNN. Frazier sei derzeit in einem Hospiz in Philadelphia untergebracht, seine Krankheit sei erst vor rund einem Monat entdeckt worden. Die Boulevard-Zeitung New York Post hatte am Samstag von der Erkrankung berichtet und eine anonyme Person aus dem "engsten Umfeld" des 67-Jährigen zitiert: ""Es ist sehr ernst. Sie geben ihm nur wenig Zeit. Er braucht so viele Menschen wie möglich, die nun für ihn beten." Sehr wahrscheinlich stammen diese Aussagen ebenfalls von Wolff. "Smokin' Joe" Frazier, der Mann mit dem krachenden linken Haken, ist vor allem durch seine Rivalität mit der Box-Legende Muhammad Ali bekannt. Dreimal trafen sich die Giganten im Ring, 1971 fügte Frazier Ali im New Yorker Madison Square Garden die erste Niederlage in einem WM-Kampf zu und krönte sich damit zum Weltmeister. Es folgten zwei Niederlagen für Frazier, 1974 in New York und am 1. Oktober 1975 im legendären "Thrilla in Manila", bei dem sein Trainer nach 14 brutalen Runden das Handtuch warf. Ali, erbitterter Gegner des Vietnamkriegs und ein Idol der schwarzen Bürgerrechtsbewegung, warf Frazier immer wieder vor, ein Boxer für das weiße Establishment zu sein. Frazier verweigerte es im Gegenzug, Ali bei dessen neuem Namen zu nennen, und sprach weiter von Cassius Clay. Diesen Namen hatte Ali bei seinem Eintritt in die "Nation of Islam" abgelegt. Frazier beendete seine aktive Karriere 1981 nach einem gescheiterten Comeback. Zuvor war er von George Foreman in einem Kampf gleich sechsmal niedergeschlagen worden.

Kultklub Alemannia Aachen
:1000 Spiele in der zweiten Liga

Wer kennt sie nicht, die Kämpfer von Alemannia Aachen: Will Landgraf, Günter Delzepich und Joaquin Montanes. Am Sonntag absolviert Aachen die 1000. Zweitliga-Partie - eigentlich ein Grund zum Feiern. Doch den Verein plagen sportliche und finanzielle Probleme.

Golf, Martin Kaymer: Mit einer sensationellen Aufholjagd auf der Schlussrunde hat der deutsche Golfstar Martin Kaymer doch noch die World Golf Championships in Shanghai gewonnen. Die Nummer sechs der Weltrangliste aus Mettmann spielte am Abschlusstag sieben Birdies auf den letzten neun Löchern und sicherte sich den Sieg mit dem Platzrekord von 63 (Par 72) sowie insgesamt 268 Schlägen. Lange hatte der Schwede Fredrik Jacobson das Tableau angeführt. Auf dem Kurs des Sheshan International Golf Clubs hatte Kaymer drei Tage lang solide, aber keineswegs überragend gespielt. Plötzlich aber versenkte er die schwierigsten Putts und hatte am Ende drei Schläge Vorsprung auf Jacobson. "Es war bisher ein ordentliches Jahr, jetzt ist es doch noch ein gutes", sagte Kaymer. Gesprächsthema Nummer eins war am Wochenende dennoch Steve Williams, der langjährige Caddie von Tiger Woods. Williams sorgte bei der alljährlichen Dinnerparty in Shanghai für einen Eklat. Der Neuseeländer beleidigte den US-Superstar, mit dem er 13 Major-Turniere gewonnen hatte, als "schwarzes Arschloch". Stunden später entschuldigte sich Williams, der von Woods im Juni entlassen worden war, auf seiner Homepage.

Handball, Supercup: Die deutschen Handballer haben den Supercup sieglos als Letzte beendet. Die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) verlor am Sonntag im westfälischen Halle gegen den WM-Dritten Spanien mit 23:27 (9:11) und wartet damit weiter auf den ersten Sieg unter dem neuen Bundestrainer Martin Heuberger. Zuvor hatte die deutsche Mannschaft bei dem Vier-Nationen-Turnier Niederlagen gegen den WM-Zweiten Dänemark (26:29) und den WM-Vierten Schweden (22:25) erlitten. Spanien hatte zuvor bereits als Turniersieger festgestanden. Im abschließenden Spiel warfen vor 7100 Zuschauern im Gerry-Weber-Stadion Markus Richwien (6) und Holger Glandorf (5) die meisten Tore für den Gastgeber, der erst am 7. und 8. Januar jeweils gegen Ungarn seine nächsten Länderspiele bestreitet. Oliver Roggisch sah nach der dritten Zeitstrafe die Rote Karte (59.). Die deutsche Mannschaft ging hochmotiviert zu Werke, musste aber schnell wieder einem Rückstand hinterherlaufen. Nach dem 1:2 (4.) wuchs der Abstand bis auf 4:9 (17.). Dank der teils spektakulären Paraden von Torhüter Silvio Heinevetter kam der Gastgeber jedoch wieder ins Spiel zurück und kämpfte sich bis zur Pause auf 9:11 heran. Angeführt vom starken Glandorf schaffte die deutsche Mannschaft beim 21:20 (52.) die Führung, brachte diese aber einmal mehr nicht über die Zeit.

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