Spanien:Der Torero

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In Madrid spielt Dani Ceballos kaum, das Verhältnis zwischen Real-Coach Zidane und ihm ist angespannt - bei der U21 blüht der Mittelfeldspieler auf, auch, weil er das Vertrauen des Nationaltrainers spürt.

Von Javier Cáceres

Zinédine Zidane, so sagte es Dani Ceballos nach dem 5:0-Sieg Spaniens vom Samstag gegen Polen, "mag Fußball". Und er gehe daher davon aus, dass der Franzose, der sein Trainer bei Real Madrid ist, sich die Spiele der U21-EM auch ansehe. Was so viel heißt wie: auch die Spiele von Ceballos. Das Verhältnis von Zidane und Ceballos, 22, ist seit geraumer Zeit so gespannt, dass es fast unmöglich ist, an eine Weiterbeschäftigung von Ceballos bei Real zu denken. Obwohl er bei der U21-EM glänzt. Und gegen Polen wie schon beim Sieg gegen Italien ein Traumtor erzielte, diesmal per direktem Freistoß in den Winkel, zum zwischenzeitlichen 4:0 (71.).

Dass der Andalusier Ceballos 2017 bei Real Madrid landete, geschah gegen den Rat seines Managers. Dieser hatte ihm zum FC Barcelona geraten, dort würde er mehr Einsatzzeit bekommen. Barça suchte einen Ersatz für Andrés Iniesta, am Ende kam der bisher glücklose Brasilianer Coutinho. Für Ceballos kam es, wie sein Berater befürchtete: Er fand ob der erschlagenden Konkurrenz kaum ins Team - und wenn doch, schickte ihn Zidane auch nach guten Leistungen auf die Bank oder die Tribüne. Wäre Zidane nach der Saison 2017/18 nicht zurückgetreten, hätte er sich einen neuen Klub gesucht, hat Ceballos einmal gesagt; er warf Zidane vor, das System verändert zu haben, um ihn nicht spielen zu lassen. Im Frühjahr 2019 kehrte Zidane auf die Trainerbank bei Real zurück. Und Ceballos wusste, dass er eigentlich flüchten muss. Nur: Sein Vertrag läuft bis 2022, das Nettojahresgehalt liegt bei angeblich zwei Millionen Euro, die festgeschriebene Ablösesumme bei 200 Millionen Euro. Tottenham Hotspur und der AC Milan haben sich um ihn bemüht. Bisher ohne Erfolg.

Ceballos ist ein Mittelfeldspieler, der die Eleganz eines Toreros hat, dazu Torgefahr, Übersicht, ein gutes Passspiel; er läuft bis zur Erschöpfung, obwohl er nicht die Physis eines Mittelstrecklers hat. Bei der EM blüht er auf, weil ihn Spaniens U21-Trainer Luis de la Fuente zum Leader erklärt hat. Zidane hat das alles gesehen. Ob er es goutiert, ist eine andere Frage.

© SZ vom 24.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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