Spanien:Appelle an die Einheit

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Tore feiern sie schon noch zusammen, wenn auch eher routiniert: Real Madrids Mittelfeldspieler Isco (vorne) und Abwehrspieler Gerard Piqué vom FC Barcelona, der sich für die Unabhängigkeit Kataloniens einsetzt. (Foto: Jose Jordan/AFP)

Spanien ist für die WM qualifiziert. Doch weil Abwehrspieler Gerard Piqué offen die katalanischen Separatisten unterstützt, rumort es im Team. Und die meisten Zuschauer pfeifen.

Spanien hat sich zum elften Mal in Serie das Ticket für die Fußball-WM gesichert. Der Weltmeister von 2010 kann nach einem lockeren 3:0 (3:0) am Freitagabend gegen Albanien für die Endrunde planen. Spaniens Treffer erzielten Rodrigo (16.), Isco (24.) und Bayern Münchens Mittelfeldspieler Thiago (26.). Die Partie in Alicante stand jedoch vor allem unter politischen Vorzeichen.

Verteidiger Gerard Piqué vom FC Barcelona hatte sich solidarisch mit den katalanischen Unabhängigkeitsbestrebungen gezeigt und war bereits im Training von vielen spanischen Zuschauern heftig angefeindet worden. Auch beim Verlesen der Mannschaftsaufstellung sowie während des Spiels gab es Pfiffe gegen ihn. Bei seiner Auswechselung wurde er allerdings von der Mehrzahl der Zuschauer in Alicante beklatscht.

Die Affäre um Piqué dürfte Spaniens Nationalelf allerdings weiter belasten. Am vergangenen Wochenende, als in Katalonien das (vom obersten Gericht des Landes eigentlich verbotene) Referendum über die Loslösung der Region von Spanien stattfand, hatte er ein Foto aus der Wahlkabine gepostet und geschrieben: "Gemeinsam sind wir nicht zu stoppen!" Das hatten ihm nicht nur viele Fans außerhalb Kataloniens übelgenommen.

Umarmung mit Symbolkraft: Ramos und Piqué setzen ein Zeichen

Auch innerhalb der Nationalelf stößt er mit der Unterstützung der Separatisten auf Ablehnung. Sergio Busquets, der ebenfalls für Barcelona spielt, etwa sagte: "Seit ich in der Nationalelf bin, ist es der schwierigste Augenblick. Ich glaube nicht, dass sich eine Lösung für den Piqué-Fall wird finden lassen." Orfeo Suárez, Kolumnist der gut informierten Zeitung El Mundo, schrieb, einige Nationalspieler unter anderem von Barcelonas Erzrivale Real Madrid seien "auf Distanz, auch physischer" zu Piqué gegangen. Real-Profi Nacho sagte dem Sportblatt Marca: "Ich fühle mich als Spanier, sehr spanisch. Damit sage ich alles."

Der Katalane Piqué, der mit Popstar Shakira zwei Kinder hat, hatte vor der Partie auf einer spontan einberufenen Pressekonferenz versichert: "Die Selección ist meine Familie." Er sei "stolz, für Spanien spielen zu dürfen", wolle nicht zurücktreten und erwäge, auch nach dem Turnier in Russland weiter international zu spielen. Zusammen mit seinem Abwehrkollegen Sergio Ramos, Real-Profi und ein Symbol des Zentralstaates Spanien, hatte er dann auch vor dem Anpfiff ein Zeichen setzen wollen - die beiden hatten sich innig umarmt. "Wir haben eine sehr gute Beziehung, auch wenn wir bei gewissen Dingen unterschiedliche Ansichten haben", hatte Ramos zuvor gesagt.

Spaniens Nationaltrainer Julen Lopetegui sagte: "Es ist Zeit, sich im Fußball und in unserem Land auf die positiven Nachrichten zu konzentrieren. Da haben wir einige gute Dinge. Ich denke, der Sport und das Verhalten meiner Jungs in dieser Woche haben gezeigt, was wir sind und was wir als Team erreichen können." Lopeteguis Worte klangen als Aufruf zur Einheit, über den Fußball hinaus.

© SZ vom 08.10.2017 / SZ, dpa, sid - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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