Snooker: Shaun Murphy:"Ronnie sagt, was er will"

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WM-Finalist Shaun Murphy über die Erfolge von Snooker außerhalb Großbritanniens und die Kritik von Ronnie O'Sullivan, der Sport würde langweilig werden.

Jürgen Schmieder

Shaun Murphy gehört zu den weltbesten Snookerspielern. Im Jahr 2005 wurde er im Alter von 22 Jahren überraschend Weltmeister, derzeit steht er auf Platz drei der Weltrangliste. Im Mai erreichte er erneut das WM-Finale in Sheffield, musste sich jedoch John Higgins geschlagen geben. Im Interview in München spricht er über die WM und die Aussage von Ronnie O'Sullivan, der Sport würde langweilig werden.

Shaun Murphy beim Schaukampf in München. (Foto: Foto: Gabi Klein)

sueddeutsche.de: Denken Sie noch an das WM-Finale? Sie unterlagen John Higgins deutlich mit 9:18.

Shaun Murphy: Beim Snooker hängt es davon ab, was einem der Gegner auf dem Tisch liegen lässt. Beim Golf spielt man nur gegen sich selbst, beim Fußball hat man zehn Freunde, die für einen mitlaufen und einem den Ball zuspielen. Aber in unserem Sport hat man kaum eine Chance, wenn der Gegner taktisch so hervorragend spielt wie John Higgins. Er hat absolut verdient gewonnen.

sueddeutsche.de: Sie haben auch einige leichte Bälle verschossen ...

Murphy: Das passiert, wenn der Gegner wenige Gelegenheiten zulässt. Ich wollte diese Bälle dann besonders perfekt spielen, das ist mir nicht gelungen. Aber selbst dann hätte ich kaum eine Chance gehabt.

sueddeutsche.de: Nun haben Sie in Berlin und München gespielt, die Schaukämpfe waren ausverkauft. Erobert der britische Sport Snooker das Festland?

Murphy: Es sieht so aus, wir haben auch in China phantastische Einschaltquoten, nicht zuletzt wegen einiger guter Spieler aus China. Snooker ist eine Sportart, die nicht mehr nur in Großbritannien stattfindet.

sueddeutsche.de: Und doch gibt es kritische Stimmen. Ausgerechnet der Weltranglistenerste Ronnie O'Sullivan erklärte, dass Snooker langweilig wird und am Sterben ist.

Murphy: Er macht Statements, die er eben machen möchte. Er kann sagen, was er will - wir leben schließlich in einer freien Welt.

sueddeutsche.de: Stimmen Sie ihm denn zu?

Murphy: Ich denke, dass jeder Spieler, der Snooker professionell ausübt, froh sein sollte, dass er sein Geld mit etwas verdienen darf, das ihm Spaß macht. Wir sollten alle sehr dankbar sein.

sueddeutsche.de: Aber hat er nicht ein wenig recht? Bei den Schaukämpfen herrscht gute Stimmung, bei den Ranglisten-Turnieren sind zwei Zuschauer vom Stuhl gekippt ...

Murphy: Man muss da unterscheiden. Bei Schaukämpfen geht es um Spaß, es ist egal, wer gewinnt. Wir Spieler haben Spaß und wir wollen den Zuschauern, die gutes Geld bezahlt haben, einen schönen Abend bereiten. Da streut man Späßchen ein und versucht auch mal einen Stoß, den man bei einem Turnier niemals versuchen würde. Ernsthaftes Snooker wird jedoch bei den großen Turnieren geboten, wenn es um etwas geht.

sueddeutsche.de: Also wird es Ihrer Meinung nach nicht langweilig?

Murphy: Auf keinen Fall. Ich denke, dass Snooker eine große Faszination ausübt, nicht nur in Großbritannien. Das zeigt das Interesse in China, Deutschland und anderen Ländern. Durch junge Spieler wird es dazu noch spannender.

sueddeutsche.de: Sie sprechen von Mark Selby, Mark Allen und von sich selbst ...

Murphy: Die Ausgeglichenheit der Akteure macht Snooker derzeit so interessant. Jeder aus den Top 16 kann ein Turnier gewinnen. Das war vor ein paar Jahren anders, das wusste jeder: Der Sieger des Turniers heißt entweder Steve Davis, Stephen Hendry oder Ronnie O'Sullivan. Das ist nun komplett anders.

sueddeutsche.de: Warum macht gerade das den Sport interessanter?

Murphy: Die Fans haben mehr Auswahl. Sie können den Spieler unterstützen, dessen Stil sie mögen. Die Zuschauer honorieren die Leistung bei den ernsthaften Events und sie haben Spaß bei den Schaukämpfen. Das ist doch eine gute Mischung.

sueddeutsche.de: Und Sie persönlich? Weltmeister sind Sie schon, welche Ziele gibt es noch?

Murphy: Ich denke, dass ich schon noch ein paar gute Jahre vor mir habe und der Schrank mit Trophäen ist noch nicht voll. Vor allem aber - und das kann ich nur noch einmal wiederholen: Ich bin dankbar, dass ich mit etwas mein Geld verdienen darf, das mir Spaß macht.

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