Wintersport:Deutsche Skispringer springen auf der grünen Matte hinterher

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Stell dir vor es ist Wintersport ohne Winter und Schnee - so passiert im polnischen Wisla. (Foto: JANEK SKARZYNSKI/AFP)

Beim Weltcup-Auftakt ohne Schnee schafft es im polnischen Wisla kein deutscher Skispringer unter die besten Zehn. Um der Fußball-WM in Katar aus dem Weg zu gehen, startet die Saison bereits jetzt.

Kein DSV-Adler unter den besten Zehn, Karl Geiger nicht einmal im Finale: Die deutschen Skispringer haben beim frühesten Weltcup-Auftakt der Geschichte noch einigen Nachholbedarf offenbart und auf der Mattenanlage im polnischen Wisla das Podest klar verpasst. Beim Sieg von Lokalmatador Dawid Kubacki im windigen Regenwetter war überraschend Routinier Pius Paschke (Kiefersfelden) als Zwölfter bester DSV-Starter. Youngster Constantin Schmid (Oberaudorf) hatte nach dem ersten Durchgang noch auf Platz sechs und in Schlagdistanz zum Podest gelegen, fiel dann aber auf Platz 16 zurück.

Paschke, der sich im internen Duell um den sechsten Platz im deutschen Team gegen Stephan Leyhe durchgesetzt hatte, lag knapp vor Markus Eisenbichler (Siegsdorf). Der sechsmalige Weltmeister durfte nach Verletzungen und Motivationsproblemen im Sommer mit Rang 13 zufrieden sein. Der zweimalige Olympia-Dritte Geiger, Weltcup-Gesamtzweiter des Vorjahres, zeigte im ersten Durchgang einen schwachen Sprung auf 115,0 m, rund ein Meter fehlte ihm als 34. zum zweiten Durchgang.

Kristoffer Eriksen Sundal auf der grünen Wiese. (Foto: KACPER PEMPEL/REUTERS)

Seinen sechsten Weltcupsieg feierte der frühere Tourneesieger Kubacki, der sich auf der Adam-Malysz-Schanze mit Sprüngen auf 130,5 und 132,5 m (272,2 Punkte) vor Norwegens Topstar Halvor Egner Granerud (266,6) und Österreichs Weltmeister Stefan Kraft (2574,5) durchsetzte. Weltcup-Titelverteidiger Ryoyu Kobayashi (Japan) wurde Siebter. Olympiasieger Marius Lindvik (Norwegen) stürzte im zweiten Durchgang bei der deutlichen Tagesbestweite von 136,5 m. Er blieb unverletzt, fiel aber auf Platz 22 zurück.

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Die Skispringer starten am Wochenende im polnischen Wisla in die Weltcup-Saison. Mangels Schnee werden sie auf Kunststoffmatten landen. Ein Szenario, auf das sich sämtliche Wintersportler einstellen dürfen - nicht nur die Profis.

Kommentar von Korbinian Eisenberger

Der deutsche Meister Andreas Wellinger (Ruhpolding), der als 30. nur knapp ins Finale gerutscht war, verbesserte sich im zweiten Durchgang auf Rang 23. Im Januar 2014 hatte der heute 27-Jährige in Wisla seinen ersten Weltcupsieg gefeiert. Philipp Raimund (beide Oberstdorf) schied bei seinem ersten Weltcup-Einsatz außerhalb der "nationalen Gruppe" in Heimspringen als 39. (117,0 m) aus und konnte seine Spitzenleistung aus der Qualifikation nicht bestätigen. Dort hatte der 22-Jährige am Freitag überraschend Platz vier belegt. Am Sonntag (16 Uhr/ARD und Eurosport) findet in Wisla ein weiteres Einzelspringen statt.

Auch die Frauen landen kein Top-10-Ergebnis

Am Mittag hatte die Olympiazweite Althaus (Oberstdorf) nur Platz 21 belegt - schlechter war sie zuletzt als 19-Jährige im Januar 2016 in Oberstdorf. Beim Sieg der Norwegerin Silje Opseth landeten Selina Freitag (Aue) als 19. und Agnes Reich (Isny) als 20. noch knapp vor der achtmaligen Weltcupsiegerin Althaus. Luisa Görlich (Lauscha) auf Platz 26 und Anna Rupprecht (Degenfeld) auf Platz 29 sammelten immerhin noch Weltcup-Punkte. "Heute können wir nicht zufrieden sein, das können wir deutlich besser", sagte Bundestrainer Maximilian Mechler: "Warum es nicht geklappt hat, müssen wir jetzt erörtern. Aber es war viel Nervosität dabei, weil wir es besonders gut machen wollten."

Eine solide Rückkehr nach anderthalb Jahren Wettkampfpause feierte Norwegens Topspringerin Maren Lundby, die Platz 16 belegte. Die Pyeongchang-Olympiasiegerin hatte wegen Gewichts-"Problemen" die vergangene Olympia-Saison ausgelassen und damit auch ein Zeichen gegen den Mager-Wahn in ihrem Sport setzen wollen.

Am Sonntag stehen für Frauen (12 Uhr) und Männer (16 Uhr/ARD und Eurosport) weitere Einzelspringen beim "Frühstart" an. Weil der Weltverband dem Auftakt der Fußball-WM aus dem Weg gehen wollte, terminierte er die ersten Saisonspringen früh wie nie. In Polen springen Männer und Frauen ohne Kunstschnee wie beim Sommer-Grand-Prix auf Matten.

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