Skispringen:Luftsprung der Frauen

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Katharina Althaus. (Foto: Jonathan Nackstrand/AFP)

"Ein Traum geht in Erfüllung": Das Frauen-Teamspringen soll nun doch bei der Ski-Nordisch-WM in Seefeld in Tirol ausgetragen werden.

Von Volker Kreisl

Wer überraschend etwas geschenkt bekommt, fragt nicht, warum, sondern sagt danke. Und wer generell Geschenke oder Aufmerksamkeiten nicht erwartet, freut sich besonders. "Ich wäre am liebsten in die Luft gesprungen", sagte Österreichs Skispringerin Daniela Iraschko-Stolz diese Woche, "ein Traum geht in Erfüllung."

Ursache für den Gefühlsausbruch war die unvermittelt verbreitete Meldung des Organisationskomitees, dass das Frauen-Teamspringen nun doch bei der Ski-Nordisch-WM in Seefeld in Tirol einen Platz im Programm erhalten hat. Am Mittwoch, 26. Februar, dem Tag nach dem Einzelwettbewerb, wird nun auch ein Medaillensatz an die drei besten Sprung-Teams vergeben. Ein Wettkampf, den sich die Athletinnen seit Jahren wünschen, so sehr, dass Iraschko-Stolz noch vor knapp einem Jahr behauptet hatte, keinen Teamwettbewerb auszutragen wäre ein herber Rückschlag für den Frauensprungsport, und "für Österreich einfach nur traurig".

Was wie die plötzlichste Einführung einer neuen WM-Entscheidung in der Geschichte des olympischen Sports wirkt, hat natürlich eine längere Geschichte, die sich um Gleichberechtigung dreht. Sie beginnt mit der Hartnäckigkeit der ersten Skispringerinnen in den Nullerjahren, die den Chef des Weltverbands Fis davon überzeugten, dass Skispringen wie andere Sportarten für Frauen auch nicht gefährlicher ist als für Männer. Sie erstritten erst eine Weltcupserie, dann einen Einzel-Wettkampf bei der großen Nordischen WM, einen Mixed-Wettkampf und ein Olympiaspringen. Fehlten noch große Mannschaftswettkämpfe. Einer bei Olympia ist noch nicht sicher, aber bei der WM findet die Premiere nun in Seefeld auf der 109-Meter-Schanze statt.

Genehmigt wurde die von der Fis schon im Juni 2018. Begründet haben die Organisatoren die lange Wartezeit damit, dass erst jetzt die nötigen Maßnahmen abgeschlossen seien: "Inzwischen sind an der Seefelder Schanze durch eine neue Infrastruktur die nötigen Kapazitäten vorhanden", heißt es. In Sportlerkreisen wird dagegen vermutet, dass die lange Wartezeit auch mit Finanzierungsfragen zusammenhänge, OK-Direktor Christian Scherer sagt aber, es sei darum gegangen, unabhängig vom Wetter zu werden: "Erst die Kombination aus neuem Flutlicht, Windnetz und einer Überdachung des Übergangs- und Startbereichs hat den Wettkampf möglich gemacht." Gerechnet wird mit zehn Mannschaften und jeweils vier Springerinnen, fünf Teams haben Podestchancen. Auch wenn es nur einen hohen Favoriten auf das erste Mannschaftsgold gibt, nämlich Deutschland.

Hier warben die Trainer besonders früh mit Aktionstagen und Probierkursen um Schülerinnen, trainierten flächendeckend und systematisch, und jetzt hat Bundestrainer Andreas Bauer ein Team mit drei Springerinnen unter den besten zehn der Welt - und dazu noch eine Vierte, auf Platz elf. Katharina Althaus, Juliane Seyfarth, Carina Vogt und Ramona Straub haben auch Podestchancen im Einzel. Als Team führen sie haushoch vor dem Rest, für den nun in Seefeld, egal wie es ausgeht, ein weiterer Traum in der Entwicklung ihres Sportes in Erfüllung gehen wird.

© SZ vom 02.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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