Skirennfahrerin Maria Höfl-Riesch:"Ich bin ein bisschen angefressen"

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"Über die Welle drüber und drauf": Skirennfahrerin Maria Höfl-Riesch. (Foto: dpa)

Nach dem verpatzten Super-G im kanadischen Lake Louise weist Maria Höfl-Riesch die Schuld ihrem Trainer Tom Stauffer zu: Er habe falsche Anweisungen gegeben. Der Coach rechtfertigt sich und nennt Höfl-Rieschs Kritik eine Trotzreaktion.

Vielleicht war es ganz gut, dass Maria Höfl-Riesch nach dem "sehr ärgerlichen" Ende eines zuvor traumhaften Weltcup-Wochenendes einen langen Heimflug vor sich hatte. Im Flieger von Kanada zurück nach Hause hatte die 29-Jährige genügend Zeit, ihr aufgebrachtes Gemüt zu kühlen. "Ich bin ein bisschen angefressen", sagte sie nach dem Super-G in Lake Louise, bei dem sie nach ihren beiden Abfahrtssiegen den möglichen Hattrick wegen eines einzigen Fehlers verpasste.

Das Dumme aus Höfl-Rieschs Sicht: Sie selbst trug daran höchstens eine Teilschuld. Ausgerechnet einer ihrer Trainer soll für den Patzer verantwortlich gewesen sein. "Ich habe da ein bisschen falsche Infos gehabt", sagte sie über das Malheur am letzten Übergang, das sie den 27. Sieg im Weltcup kostete und sie auf Platz 19 zurückwarf. Bei der Besichtigung für das Rennen habe sie sich "schon gedacht: die Welle wird spannend, weil das Tor relativ schnell danach kam".

Kurz vor ihrer Fahrt, die sie mit Startnummer 19 aufnahm, habe sie dann aber von einem der Coaches die Information bekommen: "Über die Welle drüber und drauf." Sie sollte also erst nach der Bodenwelle wieder Druck auf den Ski geben. "Aber das war definitiv zu spät", sagte sie. Sie sei über besagte Welle drübergeschossen und habe "gar keine Chance mehr gehabt, an das Tor hinzukommen". Ein Ausflug in den Tiefschnee, der sie fast zwei Sekunden kostete, war die Folge.

"Das ist wirklich sehr ärgerlich", schimpfte Höfl-Riesch und fand bald den Schuldigen: "Bei Nummer 19 sollte das eigentlich nicht mehr passieren, da sollte der Trainer genügend gesehen haben, dass er sagen kann, wie man das fahren muss."

Cheftrainer Tom Stauffer wies die Anschuldigung zurück. Viktoria Rebensburg habe die gleiche Vorgabe gehabt wie Höfl-Riesch, sagte er dem Sportinformationsdienst. Rebensburg kam mit der Welle einigermaßen zurecht und belegte einen guten siebten Platz. "Die Maria ist da mit einer ganz anderen Geschwindigkeit hingekommen, total schnell", sagte Stauffer: "Da wäre schnelles Reagieren notwendig gewesen."

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Bei Temperaturen um minus 30 Grad kann Maria Höfl-Riesch ihren ersten Sieg der neuen Saison feiern. In Lake Louise gibt Lindsey Vonn zwar ihr Comeback, bleibt aber harmlos. Aksel Lund Svindal hängt in Beaver Creek die Konkurrenz ab. Die beiden deutschen Starter kommen nicht unter die Top 30.

Doch Höfl-Riesch reagierte ja zu spät. Wegen falscher Informationen? "Ich weiß nicht, ob es mit einem anderen 'Course Report' anders ausgegangen wäre", meinte Stauffer: "Es ist schwierig zu sagen, was genau da los war, da müssen wir nochmal das Video studieren ..."

Stauffer rechnet bei Höfl-Riesch nach dem Knatsch von Lake Louise mit einer Trotzreaktion bei der Rückkehr nach Europa. In St. Moritz, wo am Wochenende gleich der nächste Super-G sowie ein Riesenslalom ausgetragen werden, "war die Maria immer schnell", sagte er. Dass es erneut so kommen wird, daran glaubt auch Höfl-Riesch selbst. Zu gut hat sie sich in Lake Louise präsentiert.

Während sich ihre Rivalin Lindsey Vonn (USA) nach einer erneuten Knieverletzung sehr langsam ans Renntempo herantastete, dominierte die Partenkirchnerin in den beiden Abfahrten die Konkurrenz. Mit Blick auf Sotschi, wo in zwei Monaten die Olympia-Abfahrt ansteht, eine beruhigende Erkenntnis. Auch im Super-G hatte sie geglänzt.

"Es war gut zu sehen, dass ich schnell bin. Und das ist das Wichtigste." Insgesamt sei es "trotzdem ein super Wochenende" gewesen, betonte sie: "Ich weiß, dass ich gut in Form bin, dass ich den Grundspeed habe." Da sollte der Zwist von Lake Louise doch schnell vergessen sein.

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