Skicross:Bronze mit Verspätung

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Flug durch die Nacht: Daniela Maier, Dritte am Montag beim Weltcup in Arosa. (Foto: Daniel Goetzhaber/Gepa/Imago)

Daniela Maier darf nach einer Einigung vor dem Schiedsgericht Cas ihre Olympiamedaille aus Peking behalten.

Von Barbara Klimke

Der Schnee schmolz, ein Sommer kam und ging, und immer noch wusste Daniela Maier nicht, ob sie nun Olympiadritte der Winterspiele von Peking war. Erst jetzt, zu Beginn eines neuen Winters, hat sie Gewissheit erlangt: Die Skicrosserin Daniela Maier, 26, vom SC Urach darf ihr Bronzemedaille nach einer monatelangen juristischen Hängepartie behalten. Der internationale Sportgerichtshof Cas hat am Dienstag, acht Monate nach dem Finale von Zhangjiakou, eine Einigung in der komplizierten Angelegenheit erzielt. Auch ihre Schweizer Konkurrentin Fanny Smith, mit der Maier um den dritten Platz gestritten hatte, ist Bronzegewinnerin.

Es ist ein salomonisches Urteil in einem Schiedsgerichtsverfahren, in dem Daniela Maier, der Deutsche Skiverband (DSV) sowie der Deutsche Olympische Sportbund auf der einen Seite standen und Fanny Smith, Swiss Ski und der Internationale Skiverband auf der anderen. Der Fall war komplex: Die Schweizerin Smith war am 17. Februar in den chinesischen Bergen zunächst auf dem dritten Platz ins Ziel gerast, einen Rang vor Maier. Die Jury bestätigte damals allerdings nur Gold und Silber sofort. Nach einem minutenlangen Videostudium wurde Smith der dritte Platz wieder aberkannt. Laut Jury hatte sie auf der Zielgeraden ihre deutsche Kontrahentin durch einen Schritt nach links behindert. Der Schweizer Verband legte Einspruch ein. Eine Berufungskommission der Fis trat zusammen und hob das Juryurteil auf. Jetzt war Smith wieder Dritte und Maier Vierte. Dagegen wiederum protestierte die deutsche Delegation.

Eine Aberkennung des dritten Platzes war allerdings nicht automatisch gleichbedeutend mit dem Verlust der Olympiamedaille, weil die Zuständigkeit bei zwei Organisationen liegt: Fis und Internationalem Olympischen Komitee. Paradoxerweise wurde Maier von der Fis monatelang als Vierte geführt, in der Olympiastatistik als Dritte. In dem gütlichen Cas-Verfahren unter Leitung des Einzelschiedsrichters Ulrich Haas wurde nun eine Annäherung aller Parteien erzielt.

"Die Athletinnen begrüßen es, dass der Internationale Ski- und Snowboardverband Fis auf die außergewöhnliche Situation Rücksicht genommen und eine vom Geist des Sports getragene Lösung ermöglicht hat", teilte der DSV angemessen dankbar mit. Die Fis, so hieß es weiter, drücke ihre Anerkennung aus für die "bemerkenswerten Bemühungen der Athletinnen um eine Lösung der Angelegenheit im Geiste des Fair-Play". Der Weltverband hat seine Rangliste angepasst, und das IOC verleiht zwei Bronzemedaillen.

Daniela Maier zeigt sich unterdessen im neuen Winter in hervorragender Form. Drei Tage nach dem dritten Platz im Weltcup stieg sie am Montag in Arosa/Schweiz erneut auf das Siegerpodest. Platz drei, natürlich.

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