Ski-WM: Slalom der Frauen:"Jetzt zählt nur die volle Attacke"

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Maria Riesch hat nach dem ersten Slalom-Durchgang bereits großen Rückstand auf Marlies Schild, die Hoffnung auf eine Medaille will sie jedoch nicht aufgeben. Eine andere Deutsche fährt hingegen wie Bode Miller.

40.000 Tickets hätten verkauft werden können. Nicht am gesamten Wochenende, sondern an jedem Renntag, sowohl am Samstag als auch am Sonntag. Eine regelrechte Völkerwanderung hatte eingesetzt, in Richtung Gudiberg, viele hatte wohl die unerschütterliche Hoffnung getrieben: Soll es bei dieser WM noch zu einer deutschen Gold-Medaille reichen, dann wollen wir bitteschön auch dabei sein.

Acht Zehntel Rückstand: Maria Riesch. (Foto: AP)

Es war gewiss kein geringer Druck, der vor dem Start auf den deutschen Frauen lastete. Im Interview mit der SZ hatte Alpin-Sportdirektor Wolfgang Maier bemängelt, dass sich die hoch veranlagte Slalomgruppe im vergangenen Jahr nicht weiterentwickelt habe. "Es geht nicht nur um die WM. Es geht auch um die Zeit, die danach kommt", hatte Maier gewarnt und damit ziemlich unverhohlen angedeutet, dass er sich von jeder einzelnen deutschen Fahrerin mehr erwartet.

Vielleicht ahnte Maier da bereits, dass auch der WM-Slalom am Gudiberg nicht der gewünschte Ausreißer nach oben werden würde.

Gleich mit der Startnummer eins ging Marlies Schild an den Start. Würde es das geben, was man in der Formel 1 einen klassischen Start-Ziel-Sieg nennt? Die Österreicherin ist schließlich die große Favoritin auf Slalom-Gold, gewann in dieser Saison fünf von sieben Rennen - alles andere als ein Sieg beim wichtigsten Saisonereignis wäre eine große Überraschung.

Schild erledigte ihre Aufgabe als Startläuferin fehlerlos, fuhr vor allem im unteren Teil sehr geschmeidig und unaufgeregt. Was ihre Premierenzeit jedoch wert sein würde, musste Maria Riesch zeigen. Sie ging als Vierte an den Start, musste also reagieren, auf einem Kurs, der ausgerechnet von DSV-Techniktrainer Christian Schwaiger gesetzt wurde.

Schnell wurde deutlich, dass Marlies Schild nicht nur fehlerfrei, sondern auch sehr schnell gefahren war. Bereits zur ersten Zwischenzeit hatte Riesch eine halbe Sekunde Rückstand, verkantete kurz beim Übergang in den flacheren Teil, war im Ziel erstmals konsterniert, als ein Rückstand von 80 Hundertstel Sekunden aufleuchtete. "Acht Zehntel sind nicht gerade wenig", sagte Riesch hinterher, "aber es ist gewiss nicht unmöglich, das aufzuholen."

Ski-WM: Slalom der Frauen
:Im Stangenwald

Marlies Schild absolviert zwei fehlerfreie Läufe und gewinnt Gold im Slalom. Maria Riesch bleibt ein undankbarer Platz, die anderen deutschen Läuferinnen enttäuschen.

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Andere Fahrerinnen waren im ersten Durchgang deutlich besser unterwegs als Riesch. Die starke Finnin Tanja Poutiainen fuhr hinter Schild mit 21 Hundertstel Rückstand auf den zweiten Rang, hinter ihr liegt mit Kathrin Zettel eine weitere Österreicherin (+ 61 Hundertstel).

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Knapp vor Maria Riesch drängte sich auch noch die Schwedin Maria Pietilä-Holmner, so dass die Deutsche nur als Fünfte des ersten Laufs ab 13.30 Uhr in den zweiten Durchgang starten wird.

Die anderen Deutschen haben mit der Medaillenvergabe nichts mehr zu tun. Susanne Riesch fuhr zu verunsichert, um richtig angreifen zu können und kam mit 2,19 Sekunden Rückstand ins Ziel. Christina Geiger kam nach einem schweren Fehler im oberen Teil fast zum Stehen und sammelte bis zum Schluss 3,71 Sekunden Rückstand. Fanny Chmelar machte keine großen Fehler, ist mit 2,38 Sekunden Rückstand jedoch ebenfalls weit von den Medaillenrängen entfernt.

Die wildeste Fahrt legte Katharina Dürr hin. In kurioser Manier, wie man sie sonst nur von Bode Miller kennt, stürzte sie sich in den Hang, verpatzte gleich den ersten Linksschwung, entwickelte nichts, was an einen Rhythmus erinnern könnte. Im Ziel hatte sie satte 3,99 Sekunden Rückstand - zu viel, um im zweiten Durchgang starten zu dürfen.

Einzig Riesch hat die Hoffnung auf eine gute Platzierung noch nicht aufgegeben. "Aus dieser Position heraus zählt nur die volle Attacke", sagte Riesch, bevor sie sich wieder auf den Weg hinauf zum Start machte: "Da gibt es nur ein Konzept: Entweder es geht auf, oder nicht."

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