Ski Nordisch:Ganze Sprünge

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Mir zarten Chancen bei der Heim-WM: Langläuferin Katharina Hennig. (Foto: Philipp Brem/Gepa Pictures/Imago)

Außer im Springen haben die Deutschen noch viel Aufbauarbeit vor sich. Im Februar treffen sich alle Disziplinen zur WM in Oberstdorf.

Von Volker Kreisl

Die drei Abteilungen haben das ganze Jahr über nicht allzu viel miteinander zu tun. Sie gehören zwar demselben Verband und derselben Sportart an, sie vertreten die besten Deutschen in der Sparte Ski nordisch, sind aber meistens in anderen Teilen Europas und der Welt unterwegs. Skispringer, Langläufer und Kombinierer haben ihr eigenes Glück und ihre eigenen Sorgen. In diesem Jahr aber gibt es diese große Klammer. Die Nordisch-WM ab 23. Februar in Oberstdorf. Dort war schon 2005 ein Ski-Fest, und es ist trotz aller Einschränkungen auch 2021 der Höhepunkt des Winters. Großes will man vollbringen, Großes ist aber im deutschen Nordisch-Sport relativ.

Die Skispringer haben mit Markus Eisenbichlers Sieg und Karl Geigers zweitem Platz zum Saisonauftakt gezeigt, dass sie am ehesten Titel oder Podestplätze erringen können. Das müsste natürlich noch bestätigt werden, Technik, Sprungkraft und gute Laune deuten aber darauf hin, dass die Leistungen stabil sind. Wie leicht diese andererseits aus dem Lot geraten könnten, zeigt der erste Corona-Fall des Sprungwinters. Drei Österreicher (Trainer Widhölzl und die Springer Schlierenzauer und Aschenwald) sind in Quarantäne, das A-Team verzichtet auf den Wettkampf in Ruka/Finnland. Auch die Konkurrenz versucht daraus zu lernen, wie überhaupt der Sport an sich eine permanente Schule ist.

Bei den Deutschen bilden die restlichen Nordisch-Teams noch ungewisse Projekte. Die Skispringerinnen müssen sich nach jüngsten Rückschlägen erst wieder finden. Die Langlaufabteilung hängt die Ziele tief, nicht aus Vorsicht sondern aus Klarsicht. Der langfristige Aufbau wird zum großen Oberstdorf-Fest nicht abgeschlossen sein, was aber auch beruhigend ist; in diesem Sport braucht ein ehrlicher Formaufbau eben viel Zeit. Allerdings - seinen Staffeln traut Bundestrainer Peter Schlickenrieder durchaus Podestplätze zu, im Einzel hat Katharina Hennig zarte Chancen.

Bleibt der wohl spannendste Teil der Oberstdorf-Vorbereitung, zu besichtigen wohl schon an diesem Wochenende in Kuusamo: die Sprungform der Kombinierer, denen wegen zu kurzer Weiten auf der Schanze im vergangenen Winter all ihre Loipenstärke nichts nutzte. Olympiasieger und Weltmeister aller Art waren sie noch davor, doch vergangenen Winter gelang allein Vinzenz Geiger ein Weltcup-Sieg. Sprungtrainer Ronny Ackermann trat zurück, der Österreicher Heinz Kuttin übernahm, sein ganzheitlicher Ansatz wurde von Geiger, Eric Frenzel und anderen gelobt. Man habe sich zu sehr "an Details aufgehängt", sagte Frenzel, was alle blockierte. Dabei geht es im Skispringen doch nie ums Aufhängen, sondern ums Loslassen. Im Winter '21 vor allem in Oberstdorf.

© SZ vom 26.11.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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