Ski nordisch:Frenzel und Kircheisen: Superstar und Sorgenkind

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Schonach (dpa) - Während der eine Sieg um Sieg nach Hause bringt und bejubelt wird, schaut der andere traurig, frustriert und fast entmutigt zu.

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Schonach (dpa) - Während der eine Sieg um Sieg nach Hause bringt und bejubelt wird, schaut der andere traurig, frustriert und fast entmutigt zu.

Die beiden nordischen Kombinierer Eric Frenzel und Björn Kircheisen gehen derzeit völlig verschiedene Wege, die aber schnellstens wieder zusammengeführt werden müssen, wollen die beiden Sachsen in Sotschi gemeinsam um olympisches Staffel-Gold kämpfen. In Schonach gibt es am Wochenende einen neuen Anlauf: Frenzel will seine Erfolgsserie fortsetzen, Kircheisen endlich wieder an einem Wettkampf teilnehmen und dort versuchen, die Olympia-Norm zu knacken.

Denn das gelang dem mittlerweile 30-jährigen Routinier aus Johanngeorgenstadt zuletzt nicht mehr. Aus Ramsau am Dachstein reiste er sofort ab, nachdem er die Qualifikation für den Wettkampfsprung verpasst hatte. „Björn gelingt es derzeit nicht, ein stabiles Flugsystem aufzubauen. Kommt dann noch Rückenwind dazu, hat er ein großes Problem“, sagt Bundestrainer Hermann Weinbuch. Kircheisen war im Sommer auf ein neues Bindungssystem umgestiegen und hatte in der Saisonvorbereitung richtig gute Erfahrungen gemacht. Doch vom ersten Weltcup in Kuusamo an klappte plötzlich nichts mehr.

Weinbuch will den achtmaligen WM-Zweiten, der auch zwei olympische Silbermedaillen in seinem Besitz hat und deshalb schon mal „Silbereisen“ genannt wird, nicht abschreiben. „Immer dann, wenn man Kirche totgesagt hat, ist er wieder aufgestanden. Das traue ich ihm jederzeit zu“, betont Weinbuch, weiß aber auch, dass die Zeit für den Lebensgefährten von Snowboard-Weltmeisterin Isabella Laböck langsam knapp wird. Und Schonach mit seiner kleinen Schanze für ihn auch nicht das ideale Pflaster ist. „Aber er braucht ein Erfolgserlebnis“, sagt Weinbuch.

Schon fast neidisch schaut Kircheisen da auf Eric Frenzel, der mittlerweile der unangefochtene Leader in der Nationalmannschaft ist. Eine Rolle, die man nach dem Rücktritt von Ronny Ackermann vor vier Jahren am ehesten Kircheisen zugedacht hatte. Doch Frenzel schob sich mit seinen konstanten Leistungen, den Weltmeistertiteln 2011 und 2013 sowie dem Gewinn des Gesamtweltcups im vergangenen Winter an seinem Kollegen vorbei. Und er zieht auch im noch jungen Wettkampfjahr mit seiner beeindruckenden Frühform alle anderen im Team mit. Drei Siege bei vier Einzelstarts und die klare Führung im Gesamtweltcup sprechen ebenso für den Oberwiesenthaler wie die Art und Weise, mit der er seine Konkurrenten förmlich zur Verzweiflung bringt.

„Es läuft halt ganz gut“, sagt der 25-Jährige bescheiden, wohl wissend, dass er noch nicht das obere Ende seiner Leistungsfähigkeit in dieser Saison erreicht hat. Denn der Trainingsaufbau ist - wie in den vergangenen Jahren auch - ganz auf den Saisonhöhepunkt Olympia zugeschnitten.

Erfolgsmüde wird Frenzel deshalb aber nicht. Nachdem sich die Trainer und der Athlet darauf verständigt haben, wie man mit geringem Aufwand den Gesamtweltcup dennoch nicht vernachlässigt, ist mit weiteren Husarenritten des Sachsen zu rechnen. Auch in Schonach, wo 1987 mit Hubert Schwarz zuletzt ein Deutscher den Schwarzwaldpokal gewonnen hat.

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