Ski alpin:Vorzeitig erloschen

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Durch tiefe Furchen: Marina Wallner beim Slalom Anfang Januar in Zagreb - ihrem letzten Auftritt im alpinen Ski-Weltcup. (Foto: Slavko Midzor/Pixsell/Imago)

Skirennfahrerin Marina Wallner beendet mit 26 Jahren ihre Karriere - ihr Körper ist nach vielen Verletzungen und Rückschlägen ausgelaugt. Trotzdem blickt die Athletin vom SC Inzell dankbar auf ihre Zeit im Spitzensport zurück.

Von Johannes Knuth

Jürgen Graller, der österreichische Cheftrainer der deutschen Skirennfahrerinnen, ist bekannt für seine, nun ja, zupackenden Urteile. Eine seiner höchsten Auszeichnungen ließ er einmal seiner Slalom-Hoffnung Marina Wallner zukommen. Die, befand Graller, stürze sich immer "mit Feuer am Oasch" in die Rennen. Außerdem verfüge Wallner, "mein Happy-Girl", über die Gabe, das Betriebsklima und auch ihre eigene Stimmung stets auf angenehmer Temperatur zu halten. Man darf also davon ausgehen, dass der Chefcoach vor Kurzem nicht übermäßig happy war.

Denn da stellte die Athletin vom SC Inzell ihre Abschiedsbotschaft in die Sozialen Netzwerke ein. Der Skisport, schrieb sie, habe ihr über zehn Jahre "unendlich viele positive Erlebnisse, Erfahrungen und Freude" bereitet. Die vielen Verletzungen und Rückschläge hatten ihr allerdings auch die Motivation geraubt, und tatsächlich war nicht zu übersehen, dass Wallner zuletzt nur noch mit wenig Feuer am Oasch fahren konnte. So endete auch eine Profi-Vita, die von unerfüllten Hoffnungen erzählt: Wallner ist 26, kein Alter, in dem sich viele Alpine zurückziehen.

2014 gewann sie drei Medaillen bei den Junioren-Weltmeisterschaften

Wallner debütierte 2013 im Weltcup, 2014 gewann sie drei Bronzemedaillen bei der Junioren-WM, im Slalom, in der Kombination und mit dem Team. Im Deutschen Skiverband (DSV) hofften sie, dass es da ein Talent an die Weltspitze ziehen könnte, im Sog von Maria Höfl-Riesch, der dreimaligen Olympiasiegerin, die im selben Winter ihre Karriere beendete und eine große Lücke im deutschen Technik-Ressort hinterließ. Und Wallner hatte zumindest kein Problem damit, dass man ihr Erwartungen aufschnallte. Wenn man sie fragte, ob sie einmal in den Kreisen der Henrik Kristoffersens und Mikaela Shiffrins mitmischen könnte, die bei Junioren-WMs ähnlich erfolgreichen waren, lachte sie und sagte: "Ich werde hart arbeiten, dann ist das schon möglich."

Die Begabung war in jedem Fall da, 2017 wurde sie bei einem Weltcup-Slalom Siebte, im Jahr darauf 19. bei den Winterspielen und Fünfte mit dem Team. Es blieben ihre größten Erfolge, zwei Kreuzbandrisse warfen sie weit zurück, vor zwei Jahren erlitt sie eine Lebensmittelvergiftung ("Ich habe mich 40 Jahre älter gefühlt", sagte sie damals). Später wurde bei ihr auch noch Pfeiffersches Drüsenfieber diagnostiziert. "Da hast du kein Allheilmittel wie nach einem Kreuzbandriss", sagte Cheftrainer Graller zuletzt im Gespräch, "da müssen sich viele Prozesse im Körper regenerieren." Das gestaltete sich zäh, Wallner wurde im November noch mal 24. im Slalom, bei ihrem letzten Weltcup in Zagreb verpasste sie den zweiten Lauf. Für das Technik-Team des DSV, in dem es in den vergangenen Jahren schleppend voranging, ist es ein weiterer Verlust, auch wenn zuletzt - vereinzelt - Athletinnen wieder aufzeigten.

Wallner kann das nun entspannter verfolgen, sie will sich demnächst zur Physiotherapeutin ausbilden lassen. "Eine Tür schließt sich und eine Neue öffnet sich", teilte sie mit. Zuversichtlich, happy, wie immer.

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