Ski-Alpin:Verweht am Zauberberg

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Verwehter Riesenslalom: Die Piste am Semmering am Montag. (Foto: Erich Spiess/dpa)

Der alpine Skiweltcup ist unbehelligt von Diskussionen über offene Skigebiete - doch Wind und Wetter sorgen für Absagen in Österreich und Italien.

Von Felix Haselsteiner, Semmering/München

Gegen 13.30 Uhr am Montagnachmittag wurde am Semmering zur ultimativen Maßnahme gegriffen, die in Österreich wirklich nur dann zum Einsatz kommt, wenn gar nichts mehr geht: Die Gondelbahn wurde angehalten. Zu stark war der Wind geworden, der über die Riesenslalom-Strecke wehte, auf der die Weltcup-Frauen eigentlich den zweiten Durchgang des ersten Rennens zwischen den Jahren fahren sollten. Der wurde kurz nach dem Gondel-Stop, als schon die Werbebanden über die Strecke flogen, abgesagt - und das Ergebnis des ersten Durchgangs annulliert.

So blieb der 28. Dezember in der alpinen Skiwelt komplett ergebnislos, weil am Vormittag auch schon der Super-G der Männer in Bormio abgesagt werden musste. Das schlechte Wetter machte auch den Veranstaltern in Italien einen Strich durch die Rechnung. Dort wäre ein Rennen inmitten gesperrter Skigebiete einer der wenigen Lichtblicke für den Skisport gewesen - nun bleibt nur die Hoffnung für besseres Wetter für den Super-G am Dienstag und die Abfahrt am Mittwoch.

Am Semmering, seit jeher auch unter dem verwunschenen Namen "Zauberberg" bekannt, darf man gerade eigentlich sogar als Normalsterblicher Skifahren, sofern die Gondel nicht gerade wegen Sturm anhalten muss und solange man eine FFP2-Maske trägt. Die offenen Skigebiete sorgen im dritten österreichischen Lockdown für Diskussionen. Am Semmering, an der Grenze zwischen der Steiermark und Niederösterreich, war am Sonntag gar die Rodelwiese gesperrt worden, weil zu viele Menschen sich nicht an die Abstandsregeln hielten. Der Profi-Skisport ist von alldem weitgehend unbehelligt, bislang zumindest. Zuträglich dürfte es den Zuschauerzahlen vor dem Fernseher selbst in Österreich nicht sein, dass der Freiluftsport Skifahren inzwischen häufiger mit partymachenden Super-Spreadern in Ischgl als mit gesunder sportlicher Ertüchtigung in Verbindung gebracht wird.

Dass die Österreicher darüber hinaus auch sportliche Probleme haben, zeigte sich im ersten Durchgang am Semmering. Als 14. kam Katharina Liensberger als beste Österreicherin ins Ziel, mit 1,97 Sekunden Rückstand auf die führende Slowakin Petra Vlhova. Es ist noch nicht lange her, da wäre ein solches Ergebnis zur Rennhälfte in den alpenländischen Blättern eine Titelgeschichte gewesen, mittlerweile ist das ÖSV-Frauenteam allerdings daran gewöhnt, im Weltcup die zweite Geige zu spielen. Zu allem Überfluss fallen bei den Österreicherinnen auch noch in Speed-Expertin Nicole Schmidhofer (Riss aller drei Bänder im Knie) und Bernadette Schild (Kreuzbandriss) zwei Kandidatinnen für Überraschungen langfristig aus.

Es ist stattdessen aktuell Vlhova diejenige, die den Weltcup dominiert und wohl auch am Semmering beste Chancen auf ihren vierten Saisonsieg gehabt hätte. "Mein Gefühl war nicht so perfekt", sagte die Slowakin nach ihrem ersten Lauf, der jedoch ausreichte, um 22 Hundertstel Vorsprung auf die Italienerin Marta Bassino herauszufahren. Vlhova wird auch im Slalom am Dienstag die Favoritin sein, wenn am Zauberberg doch noch ein Rennen stattfinden soll -falls man in Österreich nicht doch zu ultimativen Maßnahmen greifen muss.

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