Schwimmen:Per Instagram zur Dopingsperre

Lesezeit: 3 min

Fatale Präsentation: Die Lochtes mit Infusion. (Foto: Ryanlochte/Instagram/dpa)
  • Nach Rio 2016 musste er zehn Monate wegen einer Lüge pausieren, nun bekommt Schwimmer Ryan Lochte eine Dopingsperre von 14 Monaten.
  • Im Mai hatte er auf Instagram ein Foto gepostet, das ihn zeigt, wie er eine Infusion bekommt. Die sind aber nur in begrenztem Umfang erlaubt.
  • "Das ist eine neue Regel und nicht so verbreitet", sagt Lochte. Sie war aber bereits seit 2005 in den Anti-Doping-Regularien in einer ersten Version vorhanden.

Von Saskia Aleythe, München

Ryan Lochte hat in seinem Leben schon sehr viel erzählt, unter anderem in seiner eigenen Reality-Show. Die wurde zwar schon 2013 eingestellt, auffindbar sind aber noch heute Sequenzen, in denen der US-Schwimmer unter anderem mit einem plötzlichen Blackout während eines Gesprächs auffällt. "Es ist, als wäre da eine hüpfende Banane in meinem Kopf", sagt Lochte, "und ich kann nur denken: Mann, da sind hüpfende Bananen in meinem Kopf!" Was auch ein Teil der Erklärung sein könnte, warum Lochte nun von der Anti-Doping-Agentur der USA (Usada) für 14 Monate gesperrt worden ist.

"What would Ryan Lochte do?", hieß seine Show damals - was würde Ryan Lochte tun? Eine Folge, wie man Anti-Doping-Regeln beachtet, war nicht dabei; ist ja auch ein sperriges Thema für einen amerikanischen Trash-Sender. Wobei Lochte mit seiner neuesten Geschichte auch dafür eine Aufbereitung angeboten hat: Im Mai besuchte der 33 Jahre alte Olympiasieger mit seiner Frau eine Klinik, nahm Platz auf üppigen Ledersesseln, hinter ihm ein Tropf, der seine Armbeuge intravenös mit einer Flüssigkeit versorgt. Und dann: Zack, Bananen-Moment! Er lässt sich fotografieren und postet das Bild bei Instagram, versehen mit den Worten: "Athletenerholung mit ein bisschen #ivdrip". Infusionen also, die die Wada bei erlaubten Substanzen zulässt, aber nur in begrenztem Umfang - und den hatte Lochte überschritten; eine ärztliche Ausnahmegenehmigung lag dafür nicht vor. Per Instagram zur Doping-Sperre also - das würde Lochte also tun.

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Es habe sich dabei lediglich um Vitamine gehandelt, erklärte Lochte nun bei einer Pressekonferenz, bei der er schuldbewusst schniefte. Seine Frau und sein Kind seien krank gewesen, und er habe sein Immunsystem schützen wollen, um nicht auch zu erkranken. "Da waren keine verbotenen Substanzen in der Infusion", sagte Lochte, der sich zwar einsichtig zeigte ("es gibt Regeln, und denen muss man folgen"), aber auch immer wieder einstreute: "Ich habe es einfach nicht gewusst, und viele andere Athleten wissen es auch nicht. Es ist eine neue Regel und nicht so verbreitet." Was bei genauerer Betrachtung eine interessante Andeutung darstellt.

Es ist nicht so, als hätte die Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) erst kürzlich Infusionen verboten - eine allgemeine Klausel dazu ist schon seit 2005 im Anti-Doping-Code festgehalten. Diese Klausel wurde in den Folgejahren präzisiert. Seit 2013 ist das Hinzuführen von Substanzen, die nicht auf der Dopingliste stehen, auf 50 Milliliter pro sechs Stunden begrenzt, seit 2018 auf höchstens 100 Milliliter innerhalb von zwölf Stunden.

Ryan Lochte hat zwölf Olympia-Medaillen gewonnen, 27 WM-Medaillen und hält noch heute den Weltrekord über 200 Meter Lagen. Als Sportler, der viermal an Olympischen Spielen teilgenommen hat und sein ganzes Leben lang eigentlich nach Anti-Doping-Regeln hätte leben müssen, hätte Lochte in den vergangenen 13 Jahren schon mal mit den Regularien in Kontakt kommen müssen. Auf der Seite der amerikanischen Anti-Doping-Agentur Usada sind sie für jeden nachlesbar, unter anderem steht dort auch eine Erklärung, warum die Verbote vorliegen. Mit Hilfe von Infusionen können Bluttests verändert werden (und damit zum Beispiel Epo-Doping verschleiert), sie können auch zum Einsatz kommen, wenn belastete Urinproben maskiert werden sollen.

Durch die Sperre verpasst Lochte nun die US-Meisterschaften, die von Mittwoch an ausgetragen werden, vor allem aber auch die Schwimm-WM 2019 in Südkorea, erst Ende Juli 2019 wird er wieder antreten können. Schon die WM im vergangenen Jahr lief ohne Lochte ab, auch da war er gesperrt, wegen ähnlich kurioser Umstände. Während der Olympischen Spiele in Rio 2016 hatte seine Mutter einem TV-Sender erzählt, Lochte sei mit weiteren Olympia-Schwimmern an einer Tankstelle ausgeraubt worden. Lochte bestätigte diese Version, ganz der Wahrheit entsprach sie allerdings nicht: Die Schwimmer waren betrunken an der Tankstelle aufgekreuzt und hatten sich daneben benommen. Was man seiner Mutter dann halt eher ungern erzählt. Lochte verlor einige Sponsoren durch den Fall, als er später bei einer Tanzshow auftrat, stürmten Demonstranten die Bühne. Langweilig wird es bei ihm eher selten.

"Ab einem gewissen Punkt in einer Sportkarriere stehst du immer unter Beobachtung. Ich musste das auf die harte Tour lernen, vor allem seit Rio und jetzt das", sagte Lochte bei seiner Pressekonferenz zur Dopingsperre noch. Fast schon bedauernd, dass bei 960 000 Followern auf Instagram so ein schnuckliges Infusions-Foto nicht einfach mal Privatsache bleiben könne. Vielleicht hüpfte in dem Moment aber schon wieder eine Banane durch seinen Kopf.

© SZ vom 25.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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