Schwimmen:Oldies Maurer & Lurz: Alter schützt vor Leistung nicht

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Berlin (dpa) - Im Fall von Angela Maurer gehört es zur Würdigung ihrer Leistungen unbedingt dazu ihr Alter zu erwähnen. Mit nun 39 Jahren zählt die Mainzerin zum Auftakt der Schwimm-EM in Berlin hinter Rekordweltmeister Thomas Lurz wieder einmal zu den heißesten deutschen Edelmetall-Kandidatinnen.

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Berlin (dpa) - Im Fall von Angela Maurer gehört es zur Würdigung ihrer Leistungen unbedingt dazu ihr Alter zu erwähnen. Mit nun 39 Jahren zählt die Mainzerin zum Auftakt der Schwimm-EM in Berlin hinter Rekordweltmeister Thomas Lurz wieder einmal zu den heißesten deutschen Edelmetall-Kandidatinnen.

„Ich kann oft eine Medaille ergattern, weil ich taktisch cleverer bin als die Jüngeren. Wenn man körperlich fit ist und sich gut fühlt, kann das Alter nicht die Grenze sein“, sagt die Polizeibeamtin und antwortet vor dem 10-Kilometer-Rennen im Freiwasser am Mittwoch lachend auf die Frage, ob sie ihr Alter spürt, mit einem herzhaften „Nein!“.

Die älteste EM-Teilnehmerin hat mit Rekordchampion Lurz (34) eine Gemeinsamkeit. Beide waren auch schon bei der EM 2002 in der Hauptstadt dabei und holten jeweils eine Silbermedaille. Damals aber im Templiner See bei Potsdam. Zwölf Jahre später spürt auch Gold-Kandidat Lurz sein Alter „gar nicht“. Er fühle sich „so wie vor zehn, 15 Jahren auch. Es ist nicht so, dass ich frühmorgens kaum noch aus dem Bett komm'.“

Dem Olympia-Zweiten und zwölffachen Weltmeister ist in oft verdreckten Gewässern bei seinen Wettkämpfen so ziemlich alles entgegengekommen: Treibgut, tote Tiere oder auch Paletten mit rostigen Nägeln. „Im Wettkampf ist mir das völlig wurscht. Da ist es egal, ob das Wasser grün, blau oder schwarz ist. Ob da 'ne Euro-Palette rumliegt, ist egal, da muss man halt drüberschwimmen. Das stört mich gar nicht und interessiert mich nicht mehr“, sagt der Würzburger mit der Weisheit des Alters.

Eine neue Erfahrung sammelte Lurz im vorigen Jahr, als er bei der WM in Barcelona in seinem ersten Rennen über 25 Kilometer gewann, trotz offener Wunden, die im Salzwasser schmerzten. Während des damaligen Rennens über knapp fünf Stunden dachte er immer wieder: „Warum tue ich mir das an?“ Er freute sich während der Tortur auch über kleine Dinge: „Wenn man bei der Verpflegung eine kleine Cola kriegt, das ist dann das Highlight.“ Zwischendurch hatte er mit sich selbst „Mitleid ohne Ende“, will aber die Grenzerfahrung nicht missen. „Man sieht zu, wozu der Körper fähig ist und was der Kopf ausmacht“, sagt der Mann, der sich selbst als eher untalentiert ansieht.

Aber Lurz ist diszipliniert wie kaum ein anderer. „Erfolg ist immer ein guter Motivator, wo man den inneren Schweinehund überwinden kann. Ich habe genauso einen inneren Schweinehund wie andere auch. Aber man muss die Disziplin zur Gewohnheit machen“, sagt der Familienvater. Für ein Würzburger Mode-Unternehmen (s. Oliver) ist er im Gesundheitsmanagement tätig und hält auch Vorträge vor gestressten Führungskräften. „Auch Geschäftsführer müssen sich zweimal 45 Minuten die Woche Zeit für Ausdauersport nehmen, das musst du in den Alltag integrieren. Wie ein Leistungssportler eben auch.“

Lurz und Maurer eint das letzte große Karriereziel: Olympia 2016 in Rio - auch wenn beide ihren Start noch offiziell offen lassen. Maurer hofft dann mit über 40 auf ihr erstes olympisches Edelmetall, Lurz will dann nach Bronze 2008 und Silber 2012 den letzten noch fehlenden Erfolg zur finalen Karrierekrönung. Dass das Wasser in Bucht von Rio eher einer Kloake gleicht, ist Angela Maurer egal: „In Südamerika wissen wir, dass wir braune Brühe haben und auch mal krank werden, aber das kann einem auch hier passieren.“

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