Schwimmen:Goldjubel von Koch: «Geiles Rennen» - Staffel Fünfte

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Brustschwimmer Marco Koch zeigt stolz seine Goldmedaille. (Foto: Martin Schutt)

Kasan (dpa) - Als für Weltmeister Marco Koch und erstmals seit sechs Jahren wieder die deutsche Hymne erklang, sangen Trainer und Schwimmkollegen auf der Tribüne lautstark mit. Der Goldmedaillengewinner selbst genoss den größten Tag seiner Karriere so wie erwartet: still, cool und ohne Tränen.

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Kasan (dpa) - Als für Weltmeister Marco Koch und erstmals seit sechs Jahren wieder die deutsche Hymne erklang, sangen Trainer und Schwimmkollegen auf der Tribüne lautstark mit. Der Goldmedaillengewinner selbst genoss den größten Tag seiner Karriere so wie erwartet: still, cool und ohne Tränen.

„Ich habe es nicht so mit dem Weinen. Ich freue mich doch, warum soll ich da weinen? Ich habe es einfach genossen“, erklärte der lässige Weltmeister über 200 Meter Brust und winkte den Teamgefährten zu seiner linken Seite zu. „Es ist so geil mit der Mannschaft hier.“

Am 29. Geburtstag konnte Paul Biedermann in Kasan die Freistil-Staffel über 4 x 200 Meter trotz einer Energieleistung als Schlussschwimmer nicht mehr zu Bronze führen. Am Ende reichte es beim Sieg von Großbritannien nur zu Platz fünf in 7:09,01 Minuten, Gratulationen gab es von dem Quartett an den Champion. „Großartig. Niemand hat es mehr verdient als Marco“, erklärte Einzel-Bronzemedaillengewinner Biedermann.

Wieder Marco Koch! Bei der WM 2013 verhinderte seine Silbermedaille eine Nullnummer der Beckenschwimmer, bei der Heim-EM verzückte er die Berliner Fans mit dem EM-Titel. „Traumhaft, atemberaubend, es war superschön“, schwärmte Koch dann zwischendurch doch kurz, um aber gleich wieder alle drumherum zu erden. Denn mit der Zeit war der Darmstädter nicht zufrieden. „Leider kein Weltrekord“, erklärte Koch mit Blick auf die drei Jahre alte Marke von 2:07,01 durch den Japaner Akihiro Yamaguchi. Lohn gab es auch ohne Weltrekord: Der penibel auf seine Ernährung achtende Koch gönnte sich in Kasan eine Fastfood-Ausnahme. Bei 20 000 Dollar WM-Preisgeld wäre auch ein edleres Lokal drin gewesen.

Nachdem Koch in 2:07,76 Minuten mit einem Vorsprung von 0,29 Sekunden auf den Amerikaner Kevin Cordes gewonnen hatte, setzte sich Koch auf die Leine, zeigte seine starken Muskeln und ließ sich nach dem ersten deutschen Beckentitel bei einer WM seit dem von Britta Steffen vor sechs Jahren in Rom rücklings ins Becken fallen. „Der Weltmeistertitel, einfach super“, frohlockte Trainer Alexander Kreisel. Ein paar Meter neben dem Becken wartete er auf seinen heranstürmenden Schützling und umarmte ihn fest: Ich habe zwei Züge vor dem Ziel gewusst, dass es Gold ist. Es war noch kein perfektes Rennen, aber trotzdem genial. Der Weltrekord ist möglich.

Wer seine und Kochs Analysen nach dem Rennen hörte, hätte nicht bei jeder Aussage erwartet, den ersten deutschen Weltmeister auf dieser Strecke und seinen Trainer (Ich war nervöser als er) vor sich zu haben. Nächstes Jahr, ließ Koch die erstaunten Zuhörer aufhorchen, wolle er dann auch mal richtig schnell schwimmen. „Wenn ich sagen würde: Boah, geil, Weltmeister, was soll ich noch anders machen, dann brauche ich nächstes Jahr nicht nach Rio fahren“, erklärte der trainingsfleißige Koch.

Am Tag nach dem Stimmungsdämpfer mit Platz vier der Weltjahresbesten Franziska Hentke über 200 Meter Schmetterling wollte sich nach dem Gänsehautmoment durch Koch auch die Staffel für das Finale „noch mal zusammenraufen“, wie Biedermann betonte. Christoph Fildebrandt rückte anstelle von Florian Vogel in das Quartett, das auch durch den riskanten Wechsel schnell den Anschluss an die Medaillenränge verlor. Da konnte Biedermann auch nichts mehr retten.

Neben dem Riesenjubel für Koch freute sich Chefbundestrainer Henning Lambertz vor knapp 10 000 Zuschauern auch über Finaleinzüge von Sarah Köhler über 800 Meter Freistil und von Jenny Mensing über 200 Meter Rücken. Die Verantwortlichen dürfen durchatmen: Insgesamt hat der Deutsche Schwimm-Verband dank der dritten Becken-Plakette durch Koch sein Minimalziel von sieben Medaillen erreicht.

International war es auch ein Abend der Australier: Die 21-jährige Bronte Campbell entthronte über 100 Meter Freistil in 52,52 Sekunden ihre am Freitag auf Rang drei platzierte größere Schwester Cate Campbell. Landsmann Mitchell Larkin schlug in 1:53,58 Minuten über 200 Meter Rücken in Abwesenheit von Titelverteidiger Ryan Lochte aus den USA als neuer Weltmeister an. Die Japanerin Kanako Watanabe holte sich in 2:21,15 Minuten WM-Gold über 200 Meter Brust. Kurios: Bronze gab es gleich für drei zeitgleiche Schwimmerinnen.

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