Schwimmen:Britta Steffen: Heim-EM «Motivationsschub» für Talente

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Berlin (dpa) - In Tagen wie diesen wäre Britta Steffen früher längst tief im Titelkampf-Tunnel gewesen. Keine Ablenkung mehr, voller Fokus auf die anvisierten Rennen, keine Fragen zu Medaillen und Zeiten.

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Berlin (dpa) - In Tagen wie diesen wäre Britta Steffen früher längst tief im Titelkampf-Tunnel gewesen. Keine Ablenkung mehr, voller Fokus auf die anvisierten Rennen, keine Fragen zu Medaillen und Zeiten.

Umso mehr genießt die Doppel-Olympiasiegerin von 2008 ein knappes Jahr nach ihrem Rücktritt vom Schwimmen die neue, unbeschwerte Rolle. „Auf jeden Fall bin ich absolut erfüllt, auch wenn ich manchmal erschöpft bin. Das ist ein Laster des Leistungssports, dass ich ganz viele Sachen auf einmal machen möchte. Ansonsten bin ich ziemlich glücklich, weil alles sehr rund ist“, erklärte die 30-Jährige wenige Tage vor dem Auftakt der Beckenwettbewerbe bei der EM in Berlin.

Während sich die ehemaligen Teamkollegen in Potsdam den Feinschliff holen und den Medien präsentierten, kann Schwimm-Pensionärin Britta Steffen sich auf eine neue Aufgabe abseits des Beckens konzentrieren. „Auf jeden Fall werde ich die EM vor Ort erleben, bin für das Organisationskomitee akkreditiert“, verriet sie der Nachrichtenagentur dpa. „Es wird auch ein Deutsches Haus geben, in dem ich abends als eine Art Moderatorin den Medaillengewinnern Fragen stelle. Ich wechsele wirklich auf die andere Seite. Ähnlich wie 2010, als ich in Budapest für die ARD dabei war. Ich nutze meine interne Kompetenz, um es nach außen zu tragen.“

Verbandspräsidentin Christa Thiel hatte schon bei der Eröffnungs-Pressekonferenz zur Schwimm-EM erklärt, dass Steffen „eine Rolle übernehmen“ wird. Es sei auch ein „gutes Zeichen“ gewesen, dass sie ins Trainingslager nach Sardinien mitgegangen sei, betonte Thiel, die sich mit Steffen SMS schreibt. „Das freut uns, dass sie dem Verband zur Verfügung steht.“

Auf Sardinien war Steffen als eine Art Mentorin für junge Sportler dabei - und die Weltrekordlerin könnte sich auch eine weitere Zukunft beim Verband vorstellen. „Ich bin auch da total offen. Wenn man mich fragt, mich zu engagieren, kann man sich Gedanken machen, wie kann es weitergehen“, erklärte die Lebenspartnerin von Paul Biedermann.

„Ich glaube, dass diese Heim-EM für viele junge Sportler im insgesamt ziemlich jungen Team ein Motivationsschub sein kann, auch große Leistungen zu vollbringen. Es wird für sie ein Aha-Erlebnis sein, das soll es auch sein“, sagte Steffen. „Vielen muss man einfach die Zeit geben zu reifen. Ich hoffe, dass die eine oder andere Überraschung dabei sein wird.“

Für ihren Lebenspartner Biedermann geht es nach einem Jahr Langbahn-Pause wieder um Zeiten, Platzierungen und damit auch Medaillen. Über solche Leistungssport-Parameter wird Steffen nicht mehr definiert. „Jawoll“, sagt die Erfolgsschwimmerin glücklich. „Ich habe so viel Ruhe in mir und vermisse das gar nicht. Ich brauche kein Lob, „wow, das hat sie jetzt super gemacht“. Wenn mir eine Klausur, Hausarbeit oder Vortrag sehr gut gelingt, dann ist das für mich das Allerbeste, das Allergrößte, sagt die Wirtschaftsingenieurin und Studentin für Human Ressource Management (Personalwesen).

Olympiasiegerin, Weltmeisterin, Europameisterin, Weltrekordlerin, Sportlerin des Jahres - eigentlich alles hat Steffen in ihrer besonderen Karriere erreicht. „Ich denke, dass ich es genau zum richtigen Zeitpunkt geschafft habe, abzuspringen, weil ich gemerkt habe, okay, es reicht jetzt noch zu Platz vier bei Olympia oder Rang sechs bei der WM. Aber der Aufwand, den ich betreiben müsste, um ganz vorne mitzuschwimmen, ist nicht mehr leistbar. Am Ende war es nur noch Essen, Schlafen und Trainieren“, erklärte die 30-Jährige. „Das Leben als Leistungssportlerin hat mir wahnsinnig viel Spaß gemacht, aber es war Zeit für etwas Neues.“ Ein weiteres Studium und Vorträge fordern sie schon jetzt, irgendwann steht vielleicht mal eine Doktorarbeit an. Aber erst einmal lockt auch sie die Schwimm-EM.

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