Jahrestag seines Ski-Unfalls:Schumacher ist als öffentliche Figur verschwunden

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Erinnerungen an einen der Besten überhaupt: Michael Schumacher in Mercedes-Arbeitskleidung. (Foto: AFP)
  • Michael Schumacher ist seit seinem tragischen Unfall auf Skiern vor fünf Jahren aus der Öffentlichkeit verschwunden.
  • Seine Familie schirmt ihn erfolgreich ab - kaum jemand weiß, wie es ihm wirklich geht.

Von René Hofmann

Fünf Jahre ist der Unfall nun her, und die Frage ist immer noch die gleiche: Wie geht es ihm? Am 29. Dezember 2013, um kurz nach elf Uhr, stürzte der siebenmalige Formel-1-Weltmeister Michael Schumacher beim Skifahren in Méribel in Frankreich. Er stürzte - knapp neben der markierten Piste - derart unglücklich, dass er trotz überschaubarer Geschwindigkeit so heftig mit dem Kopf gegen einen aus der dünnen Schneedecke lugenden Felsen prallte, dass sein Ski-Helm barst. Eilig wurde der damals 44-Jährige mit dem Helikopter weggebracht und in der Universitätsklinik in Grenoble notoperiert. Offizielle Diagnose: ein schweres, zeitweise lebensbedrohliches Schädel-Hirn-Trauma.

Monatelang lag der einstige Rennfahrer in einem künstlichen Koma. Im Juni 2014 dann die bisher letzte offizielle Äußerung seiner Familie zu seinem Gesundheitszustand: Der Patient sei nicht mehr im Koma, er habe das Hospital verlassen und werde die "lange Phase der Rehabilitation" nun fortsetzen. Seit Herbst 2014 geschieht das dem Vernehmen nach in Gland, wo die Schumachers direkt am Genfer See seit Längerem ein Anwesen besitzen. Was das aber genau bedeutet: Kann er laufen? Kann er sprechen? Kann er sich sonst irgendwie mitteilen? Die Welt weiß es nicht. Und dafür gibt es vor allem einen Grund: Schumachers Familie möchte nicht, dass Details zirkulieren - was einer Logik folgt, die Schumacher auch während seiner Zeit als Rennfahrer schon immer anwandte.

Schon damals gab es im Grunde zwei Michael Schumachers: den öffentlichen, der sich alle zwei Wochen auf den Rennstrecken der Welt voller Vehemenz mit seinen Gegnern maß. Und den privaten, der tunlichst darauf achtete, dass ihm und den Seinen niemand zu nahe kam. Die Brandmauer zwischen den beiden Welten war Michael Schumacher wichtig. Sie war ein bewusst errichteter Schutzwall, der die Sphären eindeutig trennte: auf der einen Seite alles Professionelle, in dem Schumacher stets mit einer außerordentlichen Hingabe nach Perfektion in jedem noch so kleinen Detail und einer mitunter erschreckenden Rücksichtslosigkeit nach Siegen und noch mehr Siegen strebte, auf der anderen Seite alles Persönliche, das keiner erspähen sollte.

Eine Schwäche zu zeigen - das kam in Schumachers Berufsbild nicht vor. Rennfahren: Für ihn bedeutete das, alles aufzubieten, um die anderen hinter sich zu lassen, als Fahrer, aber auch als Team. Eine Erkältung einzugestehen kam für ihn deshalb stets so wenig infrage, wie nach einem verkorksten Rennen mit dem Finger auf die Ingenieure zu deuten, die vielleicht im entscheidenden Moment die falschen Reifen hatten aufziehen lassen.

Inzwischen ist fast ein wenig in Vergessenheit geraten, wo dieser Michael Schumacher herkam. Er kam keineswegs aus der Mitte der Gesellschaft, eher von einem der Ränder. Der Vater betrieb die Kartbahn in Kerpen-Manheim, die Mutter den Kiosk an der Strecke. Wenn der junge Michael Schumacher neue Reifen für sein Kart haben wollte, musste er sich die vom Müll ziehen. Wortwörtlich aus dem, was andere wegwarfen, formte er sich seine Karriere. Wer das weiß, versteht, wieso der Motorsport für ihn stets ein Kampf blieb, ein existenzieller. 91 Formel-1-Siege hat ihm diese Einstellung eingebracht, sieben WM-Titel. All das sind Rekorde, bis heute. Und es wirkt wie eine an Dramatik kaum zu überbietende Volte des Schicksals, dass ausgerechnet dieser Überlebenskämpfer von einem so alltäglichen Ausrutscher auf Skiern derart aus der Bahn geschleudert wurde.

Am 3. Januar wird Michael Schumacher 50 Jahre alt. Schon als Sportler hat er außergewöhnlich viele Menschen auf außergewöhnliche Art bewegt. Als öffentliche Figur gibt es ihn nun nicht mehr. Aber das hat das Interesse keineswegs abebben lassen. Im Gegenteil. Wie es ihm wirklich geht? Die Welt wird es wohl nie erfahren.

© SZ vom 29.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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