SC Freiburg:Seufzend ins Wochenende

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Entscheidend beteiligt am Freiburger Treffer: Nils Petersen (links, mit Bremens Maximilian Eggestein) hätte auch gerne selbst ein Tor geschossen, doch es kamen einfach zu wenige Bälle bei ihm an. (Foto: Tom Weller/dpa)

Bremen ist beim SC Freiburg unterlegen - und holt doch im dritten Spiel in Serie einen Punkt. Die eigentlich zugelassenen 3800 Zuschauer müssen wegen der gestiegenen Infektionszahlen zu Hause bleiben.

Von Christoph Ruf, Freiburg

In der 81. Spielminute wurde es kurz emotional: "Noch zehn Minuten, da geht was!", brüllte Bremens Abwehrspieler Marco Friedl über den Platz. Er lieferte damit leider eine falsche Prognose. In einem Spiel, in dem weder vor noch nach der 81. Minute in den Strafräumen sonderlich viel ging, trennten sich der SC Freiburg und Werder Bremen 1:1 (1:1), was den einen Trainer allerdings ungleich mehr nervte als den anderen: "Wir kommen vier, fünf Mal durch gutes Positionsspiel und Präzision zur Grundlinie durch und machen dann kein Tor", ärgerte sich Freiburgs Christian Streich. Hingegen hatte Kollege Florian Kohfeldt, bei dem die vergangene Seuchensaison Wunden hinterlassen hat, eher das große Ganze im Blick: "Ein Sieg wäre heute nicht völlig vermessen gewesen. Aber auch so können wir nach vier Spielen sagen, dass der Start punktemäßig gelungen ist."

Friedls frommen Wunsch, dass für sein Team in der Schlussphase noch mehr drin sein sollte als der siebte Saisonpunkt, konnte man übrigen deshalb so gut auf der Haupttribüne verstehen, weil jene bis auf einige Beobachter mit Arbeitskarte verwaist war. Die Partie, für die alle ursprünglich vorgesehenen 3800 Karten verkauft worden waren, musste wegen gestiegener Infektionszahlen kurzfristig ohne Zuschauer stattfinden, weshalb Freiburgs Vereinsarchivar die Ticketinhaber zerknirscht bat, eines der nun wertlosen Tickets einem noch zu bauenden SC-Museum als Exponat zur Verfügung zu stellen. An das Spiel selbst dürften sich in einigen Jahren beim Rundgang durch ein Museums nicht mehr viele Fans erinnern.

Den 29 eingesetzten Spielern (und erst recht den beiden an der Linie hoch engagierten Trainern) konnte man zwar keinen fehlenden Einsatz attestieren. Außer dem schön herausgespielten 1:0 durch Philipp Lienhart (16.) und dem Bremer 1:1 durch einen Foulelfmeter von Niklas Füllkrug (25.) gab es jedoch nicht viel Sehenswertes. Zwei brachiale, aber unplatzierte Bremer Distanzschüsse von Nick Woltemade und Kevin Möhwald entschärfte SC-Keeper Florian Müller. Freiburg hingegen hatte zwar ein leichtes Chancenplus, setzte die Bälle dabei aber meist neben oder übers Tor. Immerhin einmal verlief ein SC-Angriff zielgerichteter. Doch der schöne Treffer von Jonathan Schmid wurde wegen einer vorangegangenen Abseitsstellung von Roland Sallai nicht gegeben (19.).

Auch Nils Petersen, der sich nach Kräften bemühte, mit weiteren Ruhmestaten auch ohne Fans seinen Status als Zuschauerliebling zu untermauern, konnte nichts ausrichten, es kamen schlicht zu wenige Bälle bei ihm an. Freiburgs Dauertorschütze hat von 2012 bis 2014 selbst in Bremen gespielt, er ist gut befreundet mit dem ehemaligen Kollegen Clemens Fritz, der heute Werders Scouting-Abteilung leitet.

Seinem heutigen Trainer Streich hatte Petersen vor ein paar Tagen attestiert, er habe ihn "taktisch besser gemacht", was dieser mit dem Kompliment erwiderte, Petersen habe schon 2015 bei seinem Wechsel nach Freiburg "im Strafraum alles mitgebracht, da ist er außergewöhnlich, einer der Besten in der Bundesliga". Das jedoch konnte Petersen diesmal nicht nachweisen. Dass er auch außerhalb des Strafraums seine Qualitäten hat, bewies er dafür beim einzigen Freiburger Treffer, als er einen Ball von Sallai schön auf Lucas Höler verlängerte, der den Ball zu Lienhart brachte, der dann prompt traf. Eine lange Ereigniskette, an der Petersen entscheidend beteiligt war, führte also zum 1:0.

Doch das reichte weder dem Mann, der seit 2016 jedes Jahr zweistellig traf, noch dem SC-Trainer, um nach dem Spiel gut gelaunt ins Wochenende zu gehen: "Wir müssen mehr Torgefahr erzeugen", seufzte Streich. "Da sind alle gefordert. Nicht nur Nils Petersen."

© SZ vom 19.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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