SC Freiburg:Essen, reden, schlafen

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Vorlage des Wochenendes: Baptiste Santamaria bereitet akrobatisch das erste Freiburger Tor vor. (Foto: Ronald Wittek/Getty)

Die Breisgauer verteidigen gegen Gladbach eine gute Serie und hätten sogar einen Sieg verdient gehabt. Borussia-Trainer Marco Rose denkt bereits an ein belastungsdosiertes Vorbereitungsprogramm für das Spiel bei Real Madrid.

Von Christoph Ruf, Freiburg

Wenn der SC Freiburg in den vergangenen Jahren auf Borussia Mönchengladbach traf, gab es selten Diskussionen darüber, wer der Favorit sei. Umso überraschender las sich am Samstagabend die aktualisierte Heimbilanz des SC gegen die Borussia, die mittlerweile zehn Siege und drei Remis am Stück für die Südbadener ausweist. Am Samstag gelang in einer sehenswerten Partien ein 2:2. Und dieser eine Punkt war angesichts einer starken Freiburger Leistung, zwei Pfostenschüssen und jeder Menge Chancen sogar fast eine zu magere Ausbeute, wie Trainer Christian Streich betonte: "Wir hatten 22 Torschüsse, davon vier, fünf Riesenchancen. Ich bin mit der Leistung total zufrieden, mit dem Ergebnis aber nicht, weil es nicht das widerspiegelt, was wir auf den Platz gebracht haben."

Tatsächlich hatte abseits aller statistischen Pro-Freiburg-Kontinuität am Samstag auch eine andere Serie Bestand. Schließlich gehörten schon in der Vergangenheit die meisten Duelle zwischen den beiden Mannschaften zu den unterhaltsameren Spielen der Saison. Das war auch am Samstag wieder so, als in einer wilden Schlussphase auf Freiburger Seite Vincenzo Grifo und Nils Petersen (78./84.) und auf Gladbacher zweimal Patrick Herrmann (84./90.) jeweils den 3:2-Siegtreffer für ihr Team auf dem Fuß hatten. Und auch zuvor hatten beide Mannschaften keinen Anlass geboten, die Zuschauer zu langweilen.

Von "intensiven" Spielen ist ja meist dann die Rede, wenn um jeden Meter gekämpft wird und die Freunde des Rasen-Umpflügens auf ihre Kosten kommen. Im Schwarzwaldstadion gab es hingegen ein intensives Spiel zu sehen, an dessen Ende nur drei gelbe Karten und kaum mehr Fouls standen. Umso intensiver wurde stattdessen Fußball gespielt. Den Weg in den gegnerischen Strafraum suchten sowohl die Gladbacher, bei denen Christoph Kramer auf der ungewohnten Position des Innenverteidigers gefiel, als auch die Freiburger - und zwar durchgängig über die feine Klinge: kurze Verweildauer am Ball, schnelle Pass-Stafetten, Seitenverlagerungen und hohes Tempo.

Gladbach trifft sehenswert - den Höhepunkt liefert jedoch Santamaria

Dass dieser Ansatz belohnt wurde, konnte neutrale Beobachter nur freuen: Nach einer dieser flinken Kombinationen - mit lehrbuchreifem Direktspiel über Matthias Ginter und Lars Stindl - traf Gladbachs Breel Embolo zum 1:0 (23.) für Gladbach. Auch dem zweiten Treffer der Gäste - einem Gewaltschuss von Torjäger Alassane Plea zum 2:2 (50.) - ging eine tolle Kombination voraus, die Florian Neuhaus mit einem Querpass auf Plea schließlich in die richtigen Bahnen lenkte. Das zwischenzeitliche Freiburger 2:1 (49.) durch einen von Vincenzo Grifo verwandelten Foulelfmeter nahm sich da fast schon unverschämt unspektakulär aus.

Der ästhetische Höhepunkt der Partie wurde zudem von einem Spieler beigesteuert, der dafür nicht ausreichend belohnt wurde: Dem im Sommer verpflichteten Franzosen Jean-Baptiste Santamaria gelang beim Freiburger Ausgleichstreffer zum 1:1 (32.) ein Kabinettstückchen, als er sich im Anschluss an eine Ecke einen hohen Ball mit rechts filigran auf den linken Fuß legte und danach per Seitfallzieher ins Tor schoss. Zumindest dachte man das auf den ersten Blick. Tatsächlich gab es aber nur einen Assist für den Franzosen, denn sein Kollege Philipp Lienhart hatte in der Mitte dem Ball mit den Haarspitzen noch eine entscheidende Richtungsänderung verpasst.

Als alle weiteren Chancen vergeben und alle Pfosten des Stadion getroffen waren, wussten beide Trainer noch nicht so richtig, wie sie das 2:2 emotional einordnen sollten: "Am Ende musst Du froh sein, dass du nicht noch 2:3 verlierst", sagte Streich wegen der großen Chancen am Schluss für Gladbachs Herrmann, "aber das wäre total unverdient gewesen." Beim Kollegen Marco Rose und der Borussia ging der Blick schon kurz nach Abpfiff wieder nach vorne: Bereits am Mittwoch geht es bei Real Madrid ums Weiterkommen in der Champions League. Da dürften es die geplagten Borussia-Spieler gerne gehört haben, dass Rose als Vorbereitung auf die "unglaubliche Herausforderung Real" ein Programm für die nächsten Tage skizzierte, das nach erträglicher Belastung klang: "Schnell ins Bett gehen, vorher gut essen. Dann wieder gut essen. Darüber reden, was heute nicht gut war. Dann Wieder gut essen und wieder gut schlafen", empfahl der Gladbacher Trainer.

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