SC Freiburg:Der vierte Streich

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Schütze des Freiburger Führungstores beim 2:1 gegen Augsburg: Maximilian Philipp. (Foto: Michael Kienzler/Bongarts/Getty)

Vorne Joker, hinten Glück: Freiburg baut beim 2:1 gegen den FC Augsburg seine Heimserie aus, weil der SC dort gefestigt und selbstsicher auftritt. Umso erstaunlicher, dass alle vier Begegnungen in der Fremde verloren gegangen sind.

Von Christoph Ruf, Freiburg

Ob ihm die Serie seiner Elf nicht unheimlich werde, wurde Freiburgs Trainer nach dem 2:1 gegen Augsburg gefragt. Schließlich hatte der Sportclub den vierten Heimsieg der Saison in Serie eingefahren, ligaübergreifend sind es sogar zehn Siege. "Unheimlich?", fragte Christian Streich verwundert zurück, "wenn man immer gewinnt, wird einem nicht unheimlich. Wenn man zehn Mal hintereinander verliert, fühlt man sich unheimlich."

In Freiburg ist die Gefühlslage insgesamt derzeit diffus. Noch im Sommer gab es intern Zweifel, ob man als Aufsteiger in der ersten Liga mithalten könne. Dass mal wieder zwei, drei Spieler, die man eigentlich schon fast verpflichtet hatte, kurz vor knapp doch zur zahlungskräftigeren Ligakonkurrenz wechselten, hat das Gefühl eher noch verstärkt, letztlich doch der Hase im Hase-und-Igel-Spiel zu sein. Nun, da Freiburg bereits zehn Zähler Abstand zu Platz 17 hat, macht sich dezenter Optimismus breit. Zwar ist Streich vom Naturell her einer, der niemals ausschließen würde, dass es demnächst zehn Niederlagen in Serie hageln wird. Doch eigentlich haben sie das Gefühl, dass sie diesmal die Werkzeuge selbst in der Hand haben, mit denen sich eine geglückte Saison basteln lässt.

Dass Freiburgs Offensive eingespielt ist, wurde gegen Augsburg ja erneut bewiesen. Maximilian Philipp schoss den ersten, Nils Petersen den zweiten Treffer, zusammen mit Florian Niederlechner haben die drei Offensiven schon acht Tore erzielt. So viel schossen Freiburger Stürmer in den vergangenen Dekaden auch, allerdings in der gesamten Spielzeit. Petersen, der wieder nur als Joker eingesetzt wurde, gab sich nach dem Spiel staatstragend. Natürlich stehe er lieber in der Startelf, "aber als Auswechselspieler ist man in der Bredouille, wenn die Mannschaft so oft gewinnt".

Doch das Augsburg-Spiel war diesmal auch in Sachen Gesamtstatik erfreulich. Verlor man in Hoffenheim und Köln auch deshalb, weil der talentierte, aber junge Caglar Söyüncü drei Gegentore verschuldete, blieb der SC diesmal stabil. Halil Altintop gelang der 1:2-Anschlusstreffer, und wäre Augsburgs Joker Julian Günther-Schmidt bei seinem Ligadebüt nicht offensiv so jugendlich zu Werke gegangen wie Söyüncü defensiv gegen Hoffenheim, dann hätte er den Ball kurz vor Schluss zum 2:2 ins Tor geschossen - statt viele Meter drüber. Ansonsten aber gelang es den fleißigen Freiburgern fast immer, Augsburger Konter abzufangen. Dementsprechend routiniert wurde der hart umkämpfte Sieg kommentiert: "Außerhalb des Spielfelds zittern die Leute mehr als wir selbst", sagte Mittelfeldmann Onur Bulut.

Umso erstaunlicher, dass eine Mannschaft, die zu Hause so gefestigt und selbstsicher wirkt, in der Fremde in bislang vier Spielen noch keinen einzigen Punkt geholt hat. Die Spiele in Berlin, Köln, Dortmund, und Hoffenheim gingen allesamt verloren. Dass vier Heimsiegen vier Auswärtsniederlagen gegenüberstehen, sei schon kurios, gab Streich zu: "Es gibt einen kleinen Unterschied, wie wir auswärts auftreten, aber der ist nicht so groß, wie es wirkt."

Ähnliches lässt sich für die Augsburger sagen, die nach dem starken Heimspiel gegen Schalke auch in Freiburg einen guten Eindruck hinterließen, allerdings das Pech hatten, dass die beiden einzigen Aussetzer prompt zu Gegentoren führten: "Da haben wir aktiv mitgeholfen", ärgerte sich Trainer Dirk Schuster. "Beim ersten Tor haben wir Philipp trotz einer klaren Zuordnung völlig aus den Augen verloren."

Ansonsten allerdings wirkte die Augsburger Mannschaft kompakt, stand defensiv sicher und spielte auch offensiv ordentlich - vor allem, wenn man in Rechnung stellt, dass mit Alfred Finnbogason, Raul Bobadilla und Caiuby gleich drei Offensive verletzt ausfielen.

© SZ vom 24.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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