Fifa:Sorokin statt Mutko

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Unerwünscht: Russlands Multifunktionär Witalij Mutko darf nicht mehr für das Council des Fußball-Weltverbands kandidieren - wegen möglicher Interessenskonflikte. (Foto: Maxim Shipenkov/dpa)

Der Gastgeber der WM 2018 entwickelt einen neuen Plan für die Besetzung des Fifa-Councils: Witalij Mutko darf nicht mehr kandidieren, Russland möchte sich dennoch einen Platz sichern.

Von Johannes Aumüller, Moskau/Frankfurt

Nachdem der Vize-Premier und Multifunktionär Witalij Mutko nicht für das neue Council des Fußball-Weltverbands zugelassen worden ist, arbeiten die Strategen in Moskau an einem Plan, wie sie sich dennoch einen Platz in dem wichtigen Gremium sichern können. Aus dem Umfeld des nationalen Fußballverbandes (RFS) war am Donnerstag zu vernehmen, dass statt Mutko nun Alexej Sorokin, Cheforganisator der WM 2018, Mitglied des Councils werden soll. Die Agentur R-Sport zitierte Sorokin dazu so: "Theoretisch ist meine Kandidatur möglich. Wenn der RFS meine Kandidatur beschließt, wäre das für mich eine große Ehre. Aber das Wichtigste ist für uns, dass wir den Platz im Council nicht verlieren."

Für den nächsten WM-Gastgeber Russland wäre es in der Tat ein immenser Prestigeverlust und ein strategischer Nachteil, nicht mehr in dem mächtigen Gremium vertreten zu sein. Der langjährige Sportminister und vor wenigen Monaten zum Vize-Premier aufgerückte Mutko gehörte dem Fifa-Council - beziehungsweise dessen Vorgänger-Organ, dem Fifa-Exekutivkomitee - seit 2009 an. Er war kürzlich durch das zuständige Review Committee des Weltverbandes jedoch nicht mehr zur Wiederwahl zugelassen worden. Der Hintergrund war nicht seine Rolle im dokumentierten Staatsdopingsystem, sondern weil er als russisches Regierungsmitglied in Interessenskonflikte geraten könnte.

Nun könnte also Alexej Sorokin nachrücken. Der 44-Jährige gilt als geschmeidiger und eher untypischer russischer Funktionär. Er durchlief die Diplomatische Akademie des Außenministeriums, ehe er im Sport Karriere machte und nun als Cheforganisator der WM 2018 firmiert. Passenderweise präsidiert das Organisationskomitee noch immer: Mutko.

In jedem Fall dürfte es eine Weile dauern, bis Sorokin (oder ein anderer Vertreter Russlands) den begehrten Platz einnehmen kann. Der Europäische Fußballverband (Uefa) darf vier Mitglieder fürs Council neu bestimmen, die Wahl erfolgt auf dem Kongress der Konföderation in Helsinki am 5. April. Nach dem Ausschluss Mutkos sowie dem Rückzug des Isländers Geir Thorsteinsson stehen für diese vier Positionen aber nur noch drei Kandidaten zur Verfügung. Eine Nachnominierung ist nach Angaben eines Sprechers nicht möglich, da die Frist schon abgelaufen ist. Von daher soll es im Laufe des Jahres einen weiteren Kongress geben, bei dem die Uefa den vakanten vierten Platz vergeben würde. Dann wird sich wohl Sorokin bewerben - und dürfte es eine spannende Frage sein, ob sich andere Föderationen gegen die russischen Pläne stellen.

© SZ vom 24.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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