Robert Lewandowski:Alles richtig gemacht- sogar beim Hinfallen

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Mit dem Fuß auch ganz gut: Robert Lewandowski (rechts) erzielt sein zweites Tor im Rückspiel gegen die versteinerten Portugiesen. (Foto: Bernd Mueller)

Warm Robert Lewandowski so wertvoll ist für den FC Bayern.

Von Benedikt Warmbrunn

Kurz bevor der FC Bayern endgültig ins Halbfinale stürmte, fiel Robert Lewandowski hin. Ein kleiner Schubser, mehr nicht. Doch der Stürmer hatte den Boden noch gar nicht richtig berührt, da stand er schon wieder, mit so viel Schwung war er durch den Strafraum des FC Porto gerannt. Um ihn herum verwirrte Verteidiger. Und Jérôme Boateng. Kopfball, zweizunull.

Der Dienstagabend, das 6:1 (5:0) des FC Bayern im Viertelfinal-Rückspiel der Champions League gegen den FC Porto, das war der Abend, an dem Robert Lewandowski sogar alles richtig machte, wenn er hinfiel.

Schon zur Halbzeit warteten am Spielfeldrand die Ersatzspieler des FC Bayern auf den Angreifer. Sebastian Rode empfing Lewandowski mit einem respektvollen Handshake. Gianluca Gaudino mit einer ehrfürchtigen Halbumarmung. Pepe Reina mit einem kräftigen Klaps auf dem Hinterkopf, und liebevoller werden Fußballer untereinander nicht.

Zwei Tore hatte Lewandowski zur Halbzeit bereits erzielt, er hatte sich in jeden Zweikampf hinein gerammt, er hatte Bälle abgeschirmt, er hatte sich umtreten lassen; außerdem hatte er eben einen Treffer, den von Boateng, vorbereitet, indem er die gegnerischen Verteidiger irritierte. Vor allem aber hatte er, Robert Lewandowski, bewiesen, warum er in Spielen wie diesen als Angreifer des FC Bayern aufläuft.

Der Klub hat vor der Saison zwar keine Ablösesumme für Lewandowski ausgegeben, er hatte sich aber ein langes öffentliches Gefeilsche mit Borussia Dortmund geliefert, an dessen Ende es nicht nur um den zukünftigen Verein des Stürmers ging, sondern auch um den Wert eines Wortes; beide Vereine erzählten unterschiedliche Versionen, wer wem was versprochen hatte. Oder eben nicht.

Geholt hatte der FC Bayern Lewandowski jedoch nicht für die Bundesliga, wo er in 27 Spielen bisher 16 Tore erzielt hat. Sondern für die Champions League, für den Wettbewerb, in dem Lewandowski vor zwei Jahren Dortmund mit vier Toren gegen Real Madrid ins Finale geschossen hatte. Für den FC Bayern allerdings traf der polnische Nationalstürmer in seinen ersten neun internationalen Einsätzen nur dreimal, nicht einmal spielentscheidend. Im Hinspiel, beim 1:3 in Porto, hatte er einmal das Außennetz getroffen. Mehr nicht.

Im Rückspiel jedoch musste Lewandowski dann also nur hinfallen, um zu demonstrieren, wie wertvoll er für die Mannschaft sein kann. Nicht als Stürmer. Sondern als Mitspieler.

Es lief die zehnte Spielminute, der FC Bayern musste noch mindestens zwei Tore schießen, da zeigte Lewandowski in einer Szene all seine Qualitäten. An der Mittellinie nahm er den Ball an, blockte ihn mit seinem Körper ab, behielt aber gleichzeitig die Übersicht, um präzise in den Lauf von Thomas Müller zu spielen. Müller rannte, Müller schoss, Porto-Torwart Fabiano parierte. Und dann stand da schon wieder Lewandowski für den Abstauber. Der Ball prallte gegen den Pfosten.

Vier Minuten später, nach Thiagos Führungstreffer, schnappte sich Lewandowski sofort den Ball, sprintete an die Mittellinie. Dann drückte er mit den Händen beruhigend Luft nach unten. Ein Trick.

Der FC Bayern stürmte natürlich dennoch weiter, und Lewandowski stürmte ganz vorne. Immer wieder ließ er sich zurückfallen, um Bälle abzuschirmen, um zu warten, um Angriffe vorzubreiten. Und immer wieder stand er wenig später im Strafraum. So wie in der 27. Minute, als er nach einem Lupfer von Müller zum 3:0 traf.

Beim vierten Tor allerdings, beim Treffer von Thomas Müller, da hatte Lewandowski wirklich keinen Anteil. Danach schnappte er sich nicht einmal den Ball.

In einer Mannschaft der Unersättlichen war er besonders unersättlich

In dieser unersättlichen Mannschaft des FC Bayern am Dienstag fiel Lewandowski dennoch weiterhin als besonders unersättlich auf. Die 40. Minute, ein Zuspiel von Müller, Lewandowski blockte, guckte, dann schoss er den Ball Maicon durch die Beine, das fünfte Tor.

Im zweiten Durchgang ließ es Lewandowski wie die gesamte Mannschaft etwas gemütlicher angehen, er blockierte weiter ein bisschen, später half er auch in der Defensive. Einmal schoss er den Ball außerdem noch von der Strafraumgrenze (79.), der Schuss ging knapp vorbei. Zu dem Zeitpunkt konnte er an diesem Abend ohnehin schon nichts mehr falsch machen.

"Es war unglaublich", sagte Lewandowski später. "Viele haben ja schon gesagt, wir schaffen das nicht. Aber wir sind der FC Bayern." Und Lewandowski ist dort angekommen

© SZ vom 22.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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