Rio 2016:Olympia wackelt gewaltig

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In der Vergangenheit halfen schöne Bilder, um die Stimmung bei Olympia zu drehen. Auch diesmal? (Foto: Getty Images)

Dopingdebatten? Demonstrationen? Früher halfen emotionale Bilder, um die Stimmung bei Olympia zu drehen. Das könnte diesmal schwierig werden.

Kommentar von René Hofmann

Kurz bevor im Maracana-Stadion die Eröffnungsfeier begann, wurde vor dem Maracana-Stadion Tränengas gezündet. Es galt Anti-Olympia-Meinungsträgern. Die brasilianische Polizei verfolgt im Umgang mit Demonstranten nicht wirklich eine sensible Linie.

Kurz bevor im Maracana die Eröffnungsfeier begann, wurde auch der nächste Doping-Aufreger bekannt: Die brasilianische Anti-Doping-Agentur hatte die Medaillenkandidaten des Gastgeberlandes in jüngster Zeit einfach gar nicht mehr getestet. Womöglich auf Druck von staatlichen Stellen. Was vor nicht allzu langer Zeit noch ein veritabler Skandal mit weltweit heftigsten Schlagzeilen gewesen wäre - in der immer noch wallenden Empörung über das Staatsdoping der Russen und dem Umgang des IOC mit diesem ging er erst einmal ein wenig unter.

Ach ja, und dann war da ja auch noch der ehemalige Schwimmer Alexander Popov. Das russische IOC-Mitglied raunte in Richtung des Briten Sebastian Coe, der in seiner Funktion als Präsident des Internationalen Leichtathletik-Verbandes allen russischen Sportlern aus der Disziplin wegen des gigantischen Betrugs in dem Land geschlossen das Startrecht in Rio verwehrt hat: "Wir sehen es überhaupt nicht gerne, wenn Leute ihre Nasen in unsere Angelegenheiten stecken."

Ein IOC-Mitglied, das im Stile eines Mafia-Paten droht

Popov, ein viermaliger Olympiasieger, weiter: "Ich hoffe, er wird seine Entscheidung eines Tages nicht bereuen." Ein IOC-Mitglied, das dem Träger des Olympischen Ordens im Stile eines Mafia-Paten droht. Was IOC-Präsident Thomas Bach dazu einfällt? Dessen Sprecher beruhigt. Die Kommentare seien doch noch "zivilisiert" gewesen.

Die Sommerspiele in Rio haben begonnen. Die Party zur Eröffnung war bunt, mitreißend und wohltuend ungigantisch. Am Tag der ersten Entscheidungen war das Wetter schön. Die olympische Bildermaschine hat zuverlässig den ersten Schwung emotionaler Bilder ausgestoßen. In der Vergangenheit hat das immer gereicht, um die Stimmung zu drehen. Ob das in Rio aber dieses Mal wieder funktioniert?

Auf den ersten Metern fühlt sich dieses olympische Reise an wie eine Busfahrt über die mit Bremskuppen übersäten Straßen der Metropole: Wenn es einmal läuft und sich alle ein wenig zurücklehnen, kommt - rumms - garantiert die nächste Schwelle und der ganze Bus wackelt gewaltig.

© SZ vom 07.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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