René Adler:Der Körper als Stoppschild

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Früher zwischen den Pfosten, heute zwischen Profis und ihren neuen Klubs: Der ehemalige Nationaltorhüter René Adler steigt in die Spielervermittlung ein. (Foto: Arne Dedert/dpa)

Der frühere Nationaltorwart René Adler beendet seine Karriere - und spricht offen über sein Innenleben als Profi.

Von Benedikt Warmbrunn

Im Frühjahr 2010 vertraute Bundestrainer Joachim Löw drei Torhütern: Tim Wiese, René Adler, Manuel Neuer. Wer die Nummer zwei war und wer die drei, das war ein paar Monate lang unklar, sicher aber war: Die Nummer eins ist Adler. Es waren die Monate in der Karriere des damals in Leverkusen beschäftigten Torwarts, in denen er so stark war wie nie zuvor; bei einem 1:0 gegen Russland hatte er mit seinen Paraden dazu beigetragen, dass sich Deutschland für die WM 2010 qualifizierte, für jenes Turnier also, bei dem sich die DFB-Elf auf der Weltbühne als eine frische, begeisternde Mannschaft präsentieren sollte.

Es waren aber auch die Monate, in denen der damals 25 Jahre alte Adler nicht mehr den eigenen Ansprüchen genügte.

Im April 2010 brach er sich gegen den VfB Stuttgart die Rippe, er versuchte dennoch, sich durchzuquälen, er wollte unbedingt die WM spielen, bald stand er wieder im Tor. Es war zu früh, es war zu viel. Anfang Mai sagte er die WM-Teilnahme ab. "Ich bin davon überzeugt, dass mein Körper damals mit den Verletzungen darauf reagiert hat, dass ich mir zusätzlich zu diesem Druck von außen auch selbst einen immensen innerlichen Druck gemacht habe", sagte der inzwischen 34 Jahre alte Adler nun dem stern. Der Rippenbruch sei "das Stoppschild meines Körpers" gewesen. Seitdem hört er auf seinen Körper, weswegen der Torwart von Mainz 05 auch beschlossen hat, nach dieser Spielzeit aufzuhören: "Das Vertrauen in den Körper ist einfach nicht mehr da." In der Bundesliga hatte er zuletzt im April 2018 gespielt, ihn plagten häufig kleine und große Verletzungen.

René Adler, der immer schon als ein nachdenklicher, reflektierter Fußballprofi galt, sagte nun außerdem: "Meine Ängste und Zweifel waren meine größten Treiber. Aber sie haben mich auch daran gehindert, alles aus meinem Talent rauszuholen. Meine Erwartung war höher."

Rausgeholt hat Adler aus sich 269 Bundesliga-Spiele für Leverkusen, den HSV sowie Mainz, dazu zwölf Länderspiele. Und ein paar Monate lang war er so stark und gesund, dass er die deutsche Nummer eins war, sogar vor Manuel Neuer.

© SZ vom 02.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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