Relegation im Davis Cup:Kohlschreiber bringt DTB-Team in Führung

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Deutlich überlegen: Philipp Kohlschreiber (Foto: dpa)

Philipp Kohlschreiber holt in der Relegation gegen Brasilien den ersten Punkt für das Davis-Cup-Team. Die Form der US Open muss er dabei nicht abrufen, um den ersten Schritt zum Klassenerhalt zu machen.

Seiner Pflichtaufgabe entledigte sich Philipp Kohlschreiber ohne großen Glanz und doch effektiv. Mit einem nie gefährdeten 6:3, 7:5, 6:4 gegen Außenseiter Rogerio Dutra Silva brachte Kohlschreiber das deutsche Davis-Cup-Team in der Relegation gegen Brasilien 1:0 in Führung und nährte die Hoffnungen auf den Klassenerhalt in der Weltgruppe.

"Ich wollte früh draufgehen, das hat aber nicht so gut geklappt", sagte Kohlschreiber nach der Partie, "im Davis Cup funktioniert nicht immer alles so wie sonst." Die Erwartungen hatte er deutlich gespürt: "Ich habe zu viel mit mir selbst gesprochen, das passiert manchmal, wenn ich nervös bin. Als es mir aufgefallen ist, habe ich es abgestellt und bin wieder lockerer geworden."

Der Sieg war fest eingeplant

Den Druck gab Kohlschreiber an Florian Mayer weiter, der am Nachmittag in Neu-Ulm auf die brasilianische Nummer eins Thomaz Belluci trifft. Beide Einzelpunkte hatte Bundestrainer Carsten Arriens fest eingeplant, sowohl Dutra Silva als auch Belluci zählen nicht zur Weltspitze. Nach Verletzungen und Formkrisen liegen beide Brasilianer außerhalb der Top 100 und mögen das Spiel auf Hartplatz und unter dem Hallendach deutlich weniger als Sandplatz-Tennis in südamerikanischer Hitze.

Dafür zählt das Doppel Bruno Soares/Marcelo Melo zu den Ausnahme-Erscheinungen auf der Tour und geht am Samstag favorisiert ins Duell mit den deutschen Davis-Cup-Neulingen Martin Emmrich/Daniel Brands (Magdeburg/Deggendorf). Kohlschreiber durfte sich also keinen Ausrutscher erlauben. Bei einer Niederlage wäre der erste Abstieg seit neun Jahren bereits am ersten Tag gefährlich nahe gerückt.

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:Doppelt ist besser als allein

Kein Erfolg, kein Geld. Das Tennisspielen hätte Martin Emmrich beinahe aufgegeben, im Einzel kam er in der Weltrangliste nie über Platz 604 hinaus. Nun ist er im Doppel der beste Deutsche - und spielt erstmals im Daviscup.

Von Matthias Schmid

Mit beinahe 30 Jahren und den Erfahrungen aus nunmehr 18 Davis-Cup-Einzeln ließ sich Kohlschreiber nicht verunsichern, auch wenn er weit unter seiner Form der US Open blieb. Dort hatte er dem späteren Champion Rafael Nadal im Achtelfinale einen Satz abgenommen, das gelang später nur noch Novak Djokovic im Finale. Gegen Dutra Silva, die Nummer 127 im Ranking, fehlten Kohlschreiber odt die Präzision und die Konsequenz in seinem Angriffstennis.

Trotzdem war der Weltranglisten-25. überlegen. Spielte Kohlschreiber konzentriert, drückte er Dutra Silva weit hinter die Grundlinie und schloss den Ballwechsel am Netz ab. Der Brasilianer hielt mit Kampf und Leidenschaft dagegen - und wer weiß, wie die Partie ausgegangen wäre, wenn sie vor heißblütigen Fans in Sao Paulo oder Rio de Janeiro auf einem langsamen Sandplatz ausgetragen worden wäre?

Bühne für die Präsidenten

In Neu-Ulm hielten sich die Zuschauer jedoch zurück, große Stimmung kam beim deutlichen Spielverlauf nicht auf. Die 4400 Zuschauer fassende Halle füllte sich langsam. Unter den Nachzüglern befanden sich auch die 18 Präsidenten der Landesverbände, die am Samstagvormittag die Bühne Davis Cup für ihre Interessen nutzen wollen.

Vor dem Doppel findet im deutschen Teamhotel eine außerordentliche Mitgliederversammlung statt. Die Landesvertreter des Deutschen Tennis Bundes (DTB) fordern einen Passus für die, der die Kompetenzen des Präsidiums um Karl Altenburg deutlich beschneidet. Die Auseinandersetzung verspricht spannender zu werden als Kohlschreibers Pflichtsieg zum Auftakt des Abstiegskampfes.

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