Regionalliga:Zufallstreffer

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„Ich habe gefühlt die ganze Woche telefoniert“: Schweinfurts Trainer Tobias Strobl, 32, war lange auf der Suche nach Testspielgegnern. (Foto: Heiko Becker/Imago/HMB-Media)

Der FC Schweinfurt 05 und seine komplizierte Vorbereitung auf das Pokalspiel bei Schalke 04.

Von Christoph Leischwitz

Mittlerweile haben viele Fußballer gelernt, dass Negatives ja auch immer etwas Positives beinhalten kann. Als der FC Schweinfurt 05 erfuhr, dass er ab sofort nur noch gegen Mannschaften spielen darf, die ihre Spieler einem Coronatest unterziehen, musste der Regionalligist zwar sein Testspiel gegen Bayern Alzenau absagen; dafür steht jetzt aber für den kommenden Samstag eine Partie gegen den Drittligisten FC Ingolstadt an. "Wir sehen uns perfekt gerüstet", sagt Trainer Tobias Strobl deshalb mit Blick auf das DFB-Pokalspiel der Schweinfurter gegen Schalke 04 am 13. September. Aber ist das wirklich so?

Früher, also im vergangenen Sommer, schienen zahlreiche Vereine aus Amateurligen auch deshalb für eine Pokalüberraschung zu sorgen, weil sie sich schon seit Wochen im Spielrhythmus befanden, die Profis hingegen gerade erst in die Saison starteten. Dafür, sagt Strobl, habe Schalke gerade viel größere Personalprobleme als man selbst. So wurde zum Beispiel der Ex-Bayernspieler Alessandro Schöpf positiv getestet, mehrere Profis mussten in Quarantäne. Kurioserweise hatte es erst vor zwei Jahren dieselbe Partie in der ersten Runde gegeben, Schalke mühte sich damals zu einem 2:0-Erfolg.

Selbst der Tatsache, dass der Amateur diesmal kein Heimrecht hat, kann der Trainer etwas Gutes abgewinnen: "Auf Schalke zu spielen ist doch ein Riesenerlebnis", sagt er. Die Schweinfurter hatten das Heimrecht getauscht, weil die Austragung nur eine wirtschaftliche Belastung wäre. Womöglich übernimmt Schalke sogar Anreise und Unterbringung der Franken.

Doch kompliziert ist die Sache schon, für einen Grenzgänger zwischen Profi- und Amateurfußball. So hätten die Schweinfurter zum Beispiel gerne ein bisschen früher erfahren, dass ihnen Spiele gegen Nicht-Tester untersagt sind. Sie erfuhren es erst kurz bevor sie am vergangenen Donnerstag zum ersten Mal selbst getestet wurden (alle wurden negativ getestet, was ja schon einmal sehr positiv war). "Und alle anderen, gegen die du spielen darfst, haben schon Termine. Da haben wir nur noch einen Gegner gesucht, ich habe gefühlt die ganze Woche telefoniert", erzählt der 32-jährige Coach. Fündig wurde der dann bei seinem früheren Arbeitgeber: "In Ingolstadt haben sie gesagt, dass ihnen das auch gerade ganz gut reinpasst." Ein Zufallstreffer also. Ansonsten wäre Schweinfurt zwar getestet, aber ohne weitere Testspiele nach Gelsenkirchen gefahren. Davor hatte es auch lediglich Partien auf Augenhöhe gegeben, gegen die zweiten Mannschaften von Hoffenheim (2:0) und Mainz (4:0).

Den Sommer über verlief das Training oft auf freiwilliger Basis - man wusste ja lange nicht, wie es weitergeht. Die Trainer waren vor allem damit beschäftigt, sich um "das neue Team für die neue Saison" zu kümmern. Neue Saison? Stand jetzt spielt die Regionalliga Bayern ab dem 19. September die Anfang März angehaltene Saison zu Ende. "Naja, es fühlt sich eben so an wie eine neue Saison, mit acht Weg- und acht Zugängen", sagt Strobl. Außerdem läge wegen dem Schalke-Spiel der Fokus auch noch gar nicht auf der Regionalliga. In Stein gemeißelt ist es ja aufgrund der Corona-Lage auch nicht, dass die vierte Liga tatsächlich fortgeführt wird. Mehrere Vereine sprechen sich gegen Pflichtspiele ohne Zuschauer aus.

Und so scheint auch noch beim Drittliga-Aufsteiger Türkgücü München Hoffnung zu keimen, nach Schalke fahren zu dürfen. Dort hat man den Bayerischen Fußball-Verband nämlich so verstanden, dass man selbst im Pokal antreten darf, wenn die Saison bis dahin nicht weitergeführt ist. Allerdings ist Türkgücü nach einem Beschluss aus dem Sommer bereits aus der Regionalliga-Wertung genommen und wurde als Tabellenführer zum Meister gekürt, damit die dritte Liga im September in voller Besetzung starten kann. Rein formal steht der Gegner aber tatsächlich noch nicht fest, "Vertreter aus Bayern/Bester Amateurverein - Schalke 04" heißt es im Moment im Spielplan des DFB. "Wahrscheinlich", sagt Türkgücü-Kaderplaner Roman Plesche, wollte man aber keine rechtlichen Schritte einlegen. Sonst wäre die ganze Testerei für die Schweinfurter ja auch völlig nutzlos gewesen.

© SZ vom 01.09.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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