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Augsburgs U23 kämpft als Letzter gegen den Abstieg und erlebt im Winter den dritten Trainerwechsel seit Mai.

Von Christian Bernhard

Am Samstag stand er da also wieder: An der Seitenlinie, ganz nah am Spielfeld und den Spielern. Seit 2014 ist Manuel Baum Cheftrainer des Nachwuchsleistungszentrums (NLZ) beim FC Augsburg, als einer der Verantwortlichen für den gesamten Jugendbereich der Schwaben ist er nicht für eines, sondern für viele Teams zuständig. Zumindest vorübergehend verantwortet der frühere Unterhaching-Trainer nun auch die U23 in der Regionalliga Bayern.

Vergangene Woche beurlaubte der FCA Tobias Luderschmid, 34, der die Mannschaft erst im Sommer übernommen hatte. Drei Siege in 18 Spielen waren für die U23 des Bundesligisten zu wenig - wie die Profis steckt auch der Nachwuchs im Abstiegskampf. Bis in der Winterpause ein neuer Trainer kommt, übernimmt Baum.

Das Debüt des 36-jährigen Landshuters konnte sich sehen lassen. Gegen die zweite Mannschaft des 1. FC Nürnberg, die in der Tabelle Platz drei belegt, holte die U23 des FCA am Samstag trotz eines frühen 0:2-Rückstands noch einen Punkt (2:2). Mit der Einstellung seiner Spieler war Baum denn auch zufrieden, jeder habe sich völlig verausgabt, sagte er. Doch der Punktgewinn kann in der aktuellen Ergebniskrise des FC Augsburg nur ein Anfang sein. Die Bundesligaprofis sind mit nur sechs Punkten aus zwölf Spielen Tabellenletzter, das U23-Team hat in der Regionalliga Bayern enttäuschende 15 Punkte in 19 Spielen geholt und ist damit ebenfalls Ligaletzter. Enttäuschend war bisher vor allem das Defensiv-Auftreten der Mannschaft, 37 Gegentore und nur ein Zu-Null-Spiel sind nicht das, was von der Reserve eines Bundesligisten erwartet wird. Speziell in der ersten Spielhälfte kassierte der FCA II zahlreiche Gegentore und geriet oft in Rückstand, so auch beim 2:2 gegen Nürnberg. An diesem Hauptproblem will Baum jetzt ansetzen: Das Augenmerk liege im Training jetzt erst einmal auf dem Defensivverhalten, wegen dem die Mannschaft alleine in den letzten vier Spielen 13 Gegentore zugelassen hat. "Nach vorne", findet Baum, "haben wir genügend Qualität."

Baum ist bereits Augsburgs dritter U23-Trainer innerhalb weniger Monate. Erst im Mai stellte der Verein kurz vor dessen Vertragsende Dieter Märkle frei, der die Augsburger U23 zwei Spielzeiten lang im vorderen Bereich der Regionalliga-Tabelle platziert hatte; Luderschmid, der zuvor den Landesligisten TSV Nördlingen trainiert hatte, übernahm. Und nun also Baum. Der frühere Drittligatrainer der SpVgg Unterhaching gilt als akribischer Analytiker, der gern konzeptionell arbeitet und sich intensiv mit taktischen Fragen auseinandersetzt. Luderschmid hatte während seiner kurzen Amtszeit betont, dass die U23 eine "völlig neue Spielphilosophie" verfolge, die von Baum vorgegeben werde. Die Umsetzung klappt bislang offenbar nicht so gut. Oder ist es das Konzept, das nicht zur Mannschaft passt? "Wir wollen in der Defensive sämtliche Pressing-Arten spielen können, um weniger ausrechenbar zu sein", erklärt Baum. Daneben will er "nach Balleroberung ein schnelles Umschaltspiel, schnelle Konter" sehen und einen flexiblen Spielaufbau durch fließende Positionswechsel. Umsetzen sollen das technisch starke sowie lernwillige Spieler mit hoher Eigenmotivation. Der Anspruch ist also hoch, doch Baum will die aktuellen Probleme der U23 nicht als Visitenkarte des NLZ betrachten. Er verweist auf die guten Platzierungen zahlreicher Augsburger Jugendmannschaften von der U19 abwärts und mahnt davor, die sportliche Misere der U23 auf den Rest der Jugendarbeit zu übertragen. Er sei "überzeugt, dass es wieder besser wird".

Wer nun in der Winterpause die Mannschaft übernimmt, ist noch nicht entschieden. Im Verein werde über "sehr viele" Namen diskutiert, sagt Baum, der derzeit den früheren FCA-Profi Dominik Reinhardt als Hospitanten im Team hat. Ein Thema ist auch, den einen oder anderen neuen, erfahrenen Spieler zum Team zuholen, das eines der jüngsten der Liga ist. Im wichtigen Spiel beim Tabellen-15. Aschaffenburg fehlen aber erst einmal drei aus der Startelf gegen Nürnberg. Niklas Künzel, Jonathan Scherzer und Tim Rieder sind jeweils gelbgesperrt.

© SZ vom 18.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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