Regionalliga:Seltsamer Zeitpunkt

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Türkgücü München trennt sich überraschend von Geschäftsführer Hettich - womöglich geht es um die sportliche Heimat.

Von Christoph Leischwitz

Am Samstag um kurz vor zwölf Uhr verabschiedete sich Robert Hettich von der Mannschaft. Es tat ihm leid, dass er das nicht persönlich tun konnte, die Spieler hatten zwei Tage trainingsfrei, und so musste er das über eine WhatsApp-Gruppe tun. Einige der Spieler des Fußball-Regionalligisten Türkgücü München dürften aus allen Aufstiegswolken gefallen sein.

Die Presseerklärung, die eine Stunde später verschickt wurde, warf viele neue Fragen auf. Der scheidende Geschäftsführer Hettich wurde unter anderem so zitiert: "Da Hasan Kivran und ich uns einig waren, die Zusammenarbeit ab dem Sommer nicht weiter fortzusetzen, haben wir uns auf eine sofortige Auflösung verständigt." Mit anderen Worten: Weil man die Zusammenarbeit beenden möchte, hat man sie noch früher beendet.

Über die genauen Gründe wollte Hettich auch am Telefon keine Auskunft geben. Nur so viel: Trainer Reiner Maurer wird seine Arbeit fortsetzen. "Der ist ein Vollprofi, für ihn zählt nur der Aufstieg", sagte der 44-Jährige. Präsident Kivran, der sich im offiziellen Statement für Hettichs Arbeit bedankte, war am Wochenende nicht zu erreichen. Dass dessen Arbeit in der Tat "maßgeblich" (Kivran) zu den Erfolgen der jüngsten Zeit beigetragen hat, ist unumstritten: Hettich hatte den Kader des zweifachen Aufsteigers für diese Saison zusammengestellt, den Ex-1860-Trainer Maurer zurück nach München geholt und war erst vergangenen Sommer zum Geschäftsführer befördert worden. Türkgücü führt mit acht Punkten Vorsprung die Liga an und kämpft ab dem nächsten Wochenende um den direkten Aufstieg in den Profifußball.

Rein sportlich läuft also alles prima, insofern erfolgt die Trennung zu einem seltsamen Zeitpunkt. Sie könnte mit der Frage nach der sportlichen Heimat im Profifußball zu tun haben. Der DFB hatte kürzlich bekanntgegeben, dass maximal zwei Drittliga-Teams im Grünwalder Stadion ihre Heimspiele austragen dürfen. Allerdings beanspruchen die U23 des FC Bayern, der TSV 1860 und der designierte Regionalliga-Meister Türkgücü das Stadion für sich. Nach SZ-Informationen hat Türkgücü im Lizenzierungsantrag, der an diesem Montag beim DFB eingehen muss, das Grünwalder als Spielstätte eingetragen. Ein Gespräch von Vertretern der Klubs mit Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) zum Stadionstreit ist nach SZ-Informationen erst für die Zeit nach der Kommunalwahl am 15. März anberaumt.

© SZ vom 02.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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