Regionalliga:Liebe auf die Probe gestellt

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Absteiger Unterhaching kommt im ersten Regionalligaspiel zu einem 2:2. Die Fans müssen sich ans neue Team gewöhnen.

Von Christian Hetzenauer, Unterhaching

Haching in der Regionalliga - die Fans des Drittligaabsteigers dürften wohl noch einige Zeit benötigen, um sich an diese Kombination zu gewöhnen. Die Mannschaft musste es bereits, denn am Freitag stand für Unterhaching die erste Partie in der neuen Liga an.

Vor dem Anpfiff der Partie im Sportpark zwischen der Spielvereinigung und dem zweiten Team von Ingolstadt wollte der Stadionsprecher auf eine "tolle Aktion hinzuweisen": Trikots aus der Vorsaison in Liga drei gab es am Fanshop zu erwerben. "Original getragen von unseren Spielern. Und das für gerade einmal 50 Euro. Sicher eine super Sache." Der Haken am Ganzen: Die Mannschaft aus der vergangenen Spielzeit gibt es so nicht mehr.

Der Abstieg in die Regionalliga brachte auch eine radikale Veränderung des Kaders mit sich. Gleich 19 neue Spieler wurden verpflichtet oder aus dem Nachwuchsbereich in die Profimannschaft hinauf befördert. Bekannte Gesichter wie Fabian Götze, der Bruder des WM-Finaltorschützen oder Pascal Köpke, der Sohn des Bundestorwarttrainers verliehen dem ehemaligen Bundesligisten vergangene Saison noch ein wenig Prominenz - jetzt sind sie nicht mehr dabei. Alleine im Sturm sind alle sechs Angreifer neu. Für Trainer Claus Schromm sicher keine leichte Aufgabe - ebenso für die Fans: Wie würde man bei dem Saisonauftakt auf die nahezu komplett neue Mannschaft reagieren?

Knapp 1200 Zuschauer kamen laut Stadionsprecher offiziell ins Stadion - auch wenn diese Zahl stark bezweifelt werden dürfte, blieben doch Ost- und Nordtribüne mit Ausnahme von Ordnern komplett leer. Und dennoch: Die treuesten Fans der Spielvereinigung bleiben dem Klub erhalten. Kaum war das Spiel angepfiffen, ließen sich auch Sprechchöre aus Richtung Südkurve vernehmen. 30 bis 40 Mitglieder der Fanszene Haching hatten sich an ihrem Stammplatz postiert, um ihre bewährten Lieder zu trällern. Dass der Abstieg inklusive Kaderumbau nicht spurlos am Fanlager der Spielvereinigung vorübergegangen ist, zeigte sich trotzdem: Ballverluste der eigenen Mannschaft wurden schnell kritisiert - Fehlpässe süffisant kommentiert. "Der kann doch nichts", hörte man dann es dann des Öfteren aus der Haupttribüne rufen. Besonders nach der unverdienten Führung der Gäste durch Ammari (24.) paarte sich dann auf den Rängen Wut mit Enttäuschung.

Der Ausgleich des tapfer kämpfenden Absteigers durch Piller (33.) schien aber vieles zu bewirken. Plötzlich wurde es wieder laut, die Fans applaudierten bei gelungenen Spielszenen - auch wenn ihnen häufig nicht der Name des entsprechenden Akteurs einfiel. Der Himmel über dem Stadion verdunkelte sich, eine symbolische Wirkung hatte das aber nicht: Denn trotz einer strittigen roten Karte für das Heimteam und dem erneuten Rückstand (Ilhenacho/74.) schienen Fans und Team endgültig wieder zueinander gefunden zu haben. Lautstark wurde Unterhaching von den Fans nach vorne gepeitscht - mit Erfolg: Kurz vor dem Schlusspfiff markierte Kiomourtzoglou den Ausgleich zum 2:2 (87.). Nach dem Ende applaudierten die Fans den Spielern - und umgekehrt.

"Den Punkt haben wir den Fans zu verdanken. Er geht klar an die Südkurve und Haupttribüne", sagte Unterhachings Trainer Schromm nach Abpfiff. "Wahnsinn, wir sind jetzt in der Regionalliga und die Fans machen trotzdem super Stimmung", berichtete der finale Torschütze zum 2:2 und ein Eigengewächs der Hachinger, Orestis Kiomourtzoglou.

Der erste Abend in der tieferen Liga brachte zwar nur ein Remis, aber für die Fans schien sowieso etwas Anderes viel wichtiger: Die neugewonnene Liebe zum umgebauten Team. Vielleicht mag ja jetzt auch jemand das Regionalliga-Trikot kaufen.

© SZ vom 19.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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