Regionalliga:Grinsen beim Männerfußball

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Die U 23 des FC Bayern startet mit einem Kantersieg in die Saison. Beim 5:0-Erfolg gegen die Reserve des FC Ingolstadt ist der Einfluss des neuen Trainers Tim Walter bereits deutlich zu sehen.

Von Christoph Leischwitz

Ein paar Sekunden nach dem Anpfiff ging das Flutlicht an, gerade noch rechtzeitig. Nicht nur, dass es wenig später stockdunkel wurde und ein heftiges Gewitter über das Grünwalder Stadion zog. Das erste, recht frühe Tor der Saison für die U 23 des FC Bayern war damit gut ausgeleuchtet. Es wurde dann ein Spiel zwischen Starkregen und vielen lichten Momenten der Gastgeber, und mit einem letztlich etwas zu deutlichen Ausgang: Die jungen Bayern besiegten in ihrem ersten Regionalligaspiel der Saison den FC Ingolstadt II 5:0 (1:0).

Wie schon in der gesamten Saisonvorbereitung konnte U 23-Trainer Tim Walter auch beim ersten Spiel nicht auf seinen gesamten Kader zurückgreifen. Wegen der Chinareise der Profis haben auch die jungen Bayern spielfrei, doch weil die Reise erst am Sonntag beginnt, wurden bereits am Freitagabend einige Spieler geschont. So kam der 18-jährige Derrick Köhn als Linksverteidiger zum Einsatz, der erst vor anderthalb Wochen zur Mannschaft gekommen war. Nicht in der Startelf stand hingegen Milos Pantovic, mit 15 Toren erfolgreichster Angreifer der Bayern in der vergangenen Saison. Im Angriff spielte Manuel Wintzheimer, 18, von Beginn an. Er nutzte seine allererste Torchance im Männerfußball zum Führungstreffer.

Carlo Ancelotti und Willy Sagnol sehen eine starke Leistung des 18-jährigen Manuel Wintzheimer

Wintzheimer kam am Strafraumrand in halblinker Position an den Ball, drehte sich kurz, zog ab, und traf ins rechte untere Eck. "Das hat natürlich Spaß gemacht", sagte er nach dem Spiel mit einem Grinsen. Sein Trainer Tim Walter klatschte alle auf der Ersatzbank befindlichen Personen ab. Auch Carlo Ancelotti und seinem Sitznachbarn auf der Tribüne, Willy Sagnol, dem neuen Co-Trainer der Profis, dürfte die Aktion gut gefallen haben. Wintzheimer machte auch fortan ein gutes Spiel. Er dürfte gleichdoppelt davon profitiert haben, dass die Profis nach China reisen - denn an dieser Reise nimmt auch Franck Evina teil, der ansonsten vor Wintzheimer in der U23 gesetzt gewesen wäre.

Die jungen Bayern spielten vor und nach der Führung selbstbewusst und zielstrebig, Walters Handschrift war dabei schon deutlich zu erkennen: mehr Risiko nach vorne, mehr Mut zur Lücke hinten. Zwei dazu passende Szenen: Marco Hingerl hätte beinahe mit einem Heber aus rund 40 Metern das 2:0 erzielt, als Ingolstadt Torwart Fabijan Buntic mit einem Kopfball vor seinem Sechzehner die Vorlage gegeben hatte (15.). In der Abwehr blieben kleinere Unzulänglichkeiten lange unbestraft, doch dann unterschätzte Maxime Awoudja Ball und Gegner und wusste sich nur damit zu helfen, seinen Gegenspieler mit beiden Armen festzuhalten. Schiedsrichter Thomas Berg zeigte dem Münchner für die Aktion rund 25 Meter vor dem Tor die rote Karte wegen Notbremse (35.). Auf dem Weg in die Kabine rief er auch noch dem Assistenten an der Seitenlinie ein paar derbe Worte zu, sodass ihn Trainer Walter fortziehen musste.

Es blitzte, es donnerte auch, doch der Unparteiische ließ die Partie weiterlaufen. "Ich bin froh, dass er nicht unterbrochen hat", sagte Walter später. Denn seine Mannschaft hatte mit der roten Karte ihre Lethargie abgelegt. "Sie haben gedacht, es geht von alleine", sagte der Trainer. Noch vor der Pause herrschte wieder nomineller Gleichstand, als der Ingolstädter Alexander Kogler seinem Gegenspieler Adrian Fein im Mittelfeld mit gestrecktem Bein gefoult hatte (44.). "Mit ein bisschen Händchen hätte der Schiedsrichter in beiden Situationen nicht rot gegeben", sagte Walter.

"Spitzenreiter, Spitzenreiter", singen die Fans - doch der Trainer will den Sieg nicht überbewerten

Nach der Pause dominierten die Bayern - und nutzten konsequent ihre Chancen. Hingerl traf dann doch noch, statt aus 40 allerdings aus vier Metern, mit einem Abstauber (53.). Der für Wintzheimer eingewechselte Pantovic erhöhte auf 3:0 (71.), Michael Strein traf Sekunden nach seiner Einwechslung zum etwas zu hohen 4:0 (75.). "Spitzenreiter, Spitzenreiter", sangen dann die Fans auf der Gegengerade. Zumindest hatten die jungen Bayern deutlicher gewonnen als der TSV 1860 am Donnerstagabend in Memmingen (4:1), zumal dann Strein seinen zweiten Treffer erzielte (81.). Einen Sechzig-Effekt in Sachen Zuschauerzahlen hatte es im Grünwalder Stadion bei den Bayern aber nicht gegeben: Mit 735 Zuschauern lag man ungefähr im Schnitt der Vorsaison. Walter wollte dem deutlichen Sieg nicht zu viel Bedeutung beimessen. Das muss er auch nicht, denn nun hat die Mannschaft erst einmal wieder zwei Wochen Pause. Und greift dann als ungeschlagener Verfolger wieder ins Geschehen ein.

© SZ vom 15.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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