Regionalliga:Auf Augenhöhe

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Regensburg und der FC Bayern II setzen ihr Rennen um den Titel fort. Es wird aber künftig wohl nur eine der Mannschaften in der dritten Liga spielen dürfen.

Von Christoph Leischwitz

Nach der Pressekonferenz umarmten sich Heiko Vogel und Christian Brand innig, die Trainer des FC Bayern München II und von Jahn Regensburg kennen sich aus gemeinsamen Zeiten in der Schweiz. Ihre Gestik und das, was sie nach dem Regionalliga-Spitzenspiel am Freitagabend zu sagen hatten, wirkte so, als ob sie sich bald schon wieder vermissen müssten.

Da war zum einen das Spiel selbst, das nur wenige Minuten nach dem Abpfiff offensichtlich schon nostalgische Gefühle geweckt hatte. Ein ausverkauftes Stadion und eine Partie, die man weitgehend höherklassiger verorten durfte als in Liga vier. "Sensationell. Das Spiel ist der Kulisse gerecht geworden, so darf es immer sein", fand Vogel. "Es macht Spaß, gegen solche Mannschaften zu spielen", gab Brand freundlich zurück. Gerechterweise war das Spiel 1:1 zu Ende gegangen. Das Remis konserviert die Spannung im Zweikampf an der Spitze, vielleicht ermöglicht es dem Verfolger Wacker Burghausen sogar, noch in den Kampf um die Meisterschaft in der Regionalliga Bayern einzugreifen. Außerdem waren die Trainer zufrieden, weil sie im wohl wichtigsten Spiel der Saison eine Leistungssteigerung gesehen haben. Patrick Weihrauch hatte die Bayern in einer chancenreichen Partie in der 83. Minute mit einem flachen Freistoßschuss in Führung gebracht, Oliver Hein traf in der ersten Minute der Nachspielzeit per Kopf nach einem Eckball zum Ausgleich. "Irgendwie habe ich gespürt, dass ich da hinlaufen muss, dass der Ball da hinkommt", erzählte Hein, "und dann direkt vor den jubelnden Fans auf der Hans-Jakob-Tribüne. Wahnsinn." Die Tribüne der neuen Arena war von den Fans nach einem Torwart benannt worden, der zum Spiel passend einst drei Jahre für den FC Bayern und 16 Jahre für Regensburg gespielt hatte.

Ende April, am viertletzten Spieltag, steht das Rückspiel an, doch die Trainer denken in ihrem Trennungsschmerz schon an die nächste Saison. "Schade, dass vermutlich nur eine der beiden Mannschaften in der dritten Liga spielen kann", sagte Brand. Der Jahn-Coach spielte damit auf die Aufstiegs-Regularien an, wonach allein der Meister noch eine Relegation spielt. Richtig starke Anhaltspunkte, wer nun Erster und wer Zweiter werden könnte, gibt es nach dem ersten Aufeinandertreffen nicht. Brand merkte an, dass die Bayern in der ersten Halbzeit klar besser gewesen seien, fand aber auch: "Wir haben uns am Gegner hochgezogen, waren irgendwann auf Augenhöhe und haben sie dann sogar überholt." Die mentale Stärke seiner Mannschaft mache ihn zuversichtlich. Hinzu kommt die körperliche Überlegenheit, die bisweilen auch in übertriebenen geführten Zweikämpfen zum Tragen kommt. Vogel hat zudem grob errechnet, dass "die Regensburger im Schnitt zehn Zentimeter größer" seien als seine Spieler. Brand muss zurzeit mehrere Leistungsträger ersetzen.

Vogel hingegen hat das Problem, dass einige seiner vermeintlich Besten nicht immer gut spielen. Am Freitag nahm er den unkonzentrierten, gelb-rot-gefährdeten Steeven Ribéry zur Pause vom Feld. Für ihn kam Sinan Kurt. Der hob oft nur fordernd die Arme in Richtung Mitspieler, produzierte dann mit dem Ball aber wenig Zwingendes. "Eine klare Steigerung in Sachen Defensivarbeit. Das habe ich so von ihm auch noch nicht gesehen", sagte Vogel, "und offensiv - klar, dass man von einem Spieler wie Sinan Kurt Torvorlagen und Tore erwarten darf." Jetzt biege man erstmal ab, sagt Vogel, "in Richtung Greuther Fürth". Am Dienstag steht das erste von zwei Nachholspielen an. Nur wenn der FCB II beide gewinnt, befindet sich das Team in der Tabelle auf Augenhöhe mit dem Jahn.

© SZ vom 12.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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