RB Leipzig - SC Freiburg (15.30 Uhr):Sechs Kicker und ein Zocker

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Leipzig hat sich auf dem Transfermarkt eher zurückgehalten und ist zuletzt durch Verkäufe und die Wechselverbote für Leistungsträger aufgefallen. Zum Branchenliebling taugen sie deshalb wohl trotzdem nicht.

Von Katharina Brumbauer, Leipzig/München

Nun also doch noch: vergangene Woche konnte er am Cottaweg endlich vorgestellt werden - der lang ersehnte, spektakuläre Transfer dieses Sommers bei RB Leipzig. Sein Name: Cihan Yasarlar. Der gebürtige Berliner will für RB Leipzig Tore schießen - allerdings nicht im Stadion. Yasarlar, 24, ist deutscher Meister in der virtuellen Bundesliga im Konsolenspiel "Fifa" . "Ich freue mich riesig für den Champions League Verein RB Leipzig FIFA spielen zu dürfen", sagte Yasarlar. Er liebe die offensive Spielweise, zudem werde er hart trainieren und das "professionelle Umfeld des Vereins nutzen, um nationale und internationale eSports-Titel nach Leipzig zu holen". Yasarlar ist Leipzigs erster E-Sportler.

Nun ist es zwar nicht so, dass sich RB Leipzig nicht eben auch für jenes Terrain auf dem Rasen punktuell verstärkt hätte vor seiner zweiten Bundesliga-Saison und seiner Premiere in der Champions League. Da wäre beispielsweise Konrad Laimer, für rund sieben Millionen Euro aus Salzburg gekommen. Oder Jean-Kévin Augustin, der Mittelstürmer aus Paris, den die Franzosen für 13 Millionen Euro ziehen ließen, als die Neymar-Millionen noch nicht im Umlauf waren. Dazu zog es den Linksaußen Bruma von Galatasaray Istanbul nach Leipzig, sowie den 23-jährigen Torwart der Young Boys Bern, Yvon Mvogo. Ibrahima Konaté vom FC Sochaux und Philipp Köhn aus Stuttgart kamen gar ablösefrei.

Sechs Neue für rund 37 Millionen Euro, einerseits. Doch im Vergleich zur Konkurrenz, national und international, könnte man sagen, dass die Leipziger sich auf dem Transfermarkt beinahe zurückgehalten haben. Und das soll wohl so bleiben.

"Im Moment ist es eher nicht wahrscheinlich, dass wir noch etwas machen"

Nachdem am Freitag der in der vergangenen Saison nicht wirklich zum Zuge gekommene Schotte Oliver Burke Leipzig in Richtung West Bromwich Albion verließ, erklärte Sportdirektor Ralf Rangnick: es soll keine weiteren Transfers mehr geben. "Im Moment ist es eher nicht wahrscheinlich, dass wir noch etwas machen", sagte Rangnick in der Pressekonfrenz vor dem Bundesliga-Heimspiel gegen Freiburg (Sonntag, 15.30 Uhr).

Dabei hält sich hartnäckig das Gerücht, der Slowene Kevin Kampl, den Rangnick noch aus Salzburg kennt, könnte als Ersatz für Burke von Bayer 04 Leverkusen nach Leipzig wechseln. In Anbetracht der Aussage des RB-Sportdirektors kann dieser Transfer aber bezweifelt werden. Und auch Leverkusens Trainer Heiko Herrlich sagte am Freitag zur Personalie Kampl: "Mein Kenntnisstand ist, er möchte hierbleiben".

Trotz der augenscheinlichen Zurückhaltung der Leipziger und der Weigerung, ihren heiß umworbenen Leistungsträger Naby Keita und Emil Forsberg die Freigabe zu einem Wechsel zu erteilen, sind die Leipziger nun nicht unbedingt das Vorbild der Branche. Gladbachs Manager Max Eberl kritisierte etwa vor gut zwei Wochen in der Welt: "RB Leipzig braucht scheinbar kein Geld einzunehmen. Das zeigt ja schon ein einfacher Blick auf das Transferdefizit der letzten vier Jahre: RB gab, wie man hören konnte, etwa 150 Millionen Euro für Spieler aus und nahm im Gegenzug kaum etwas ein". Rangnicks Antwort ließ nicht lange auf sich warten: "Jeder Klub kann grundsätzlich Nein sagen. Und wahrscheinlich hätte das jeder Klub, der sportlich ambitioniert ist, genauso gemacht wie wir", sagte der 59-jährige vergangene Woche der Welt am Sonntag.

Am Sonntag sollen diese Ambitionen dann auch erstmals in der Saison auf dem Rasen zu sehen sein. "Wir wollen wieder eine sorgenfreie Saison spielen und brauchen dazu die drei Punkte gegen Freiburg", sagte Rangnick, nach dem 0:2 gegen Schalke zum Auftakt ist Leipzig noch sieglos. Danach hat Rangnick noch eine Woche Zeit, um den Kader vielleicht doch noch zu verstärken. Oder Cihan Yasarlar bleibt der vorerst letzte Zugang in diesem Sommer. Am Sonntag jedenfalls soll er in der Halbzeit den Fans vorgestellt werden. Die meisten kennen ihn noch nicht.

© SZ vom 27.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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