Radsport:Dritter Titel für Martin - «Highlight meiner Saison»

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Florenz (dpa) - Tony Martin streckte bei der Zieldurchfahrt am Nelson Mandela Forum triumphierend drei Finger in die Höhe. Danach sank er erschöpft auf den Asphalt, streckte alle Viere von sich, schloss die Augen und feierte seinen WM-Hattrick erst einmal im Stillen.

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Florenz (dpa) - Tony Martin streckte bei der Zieldurchfahrt am Nelson Mandela Forum triumphierend drei Finger in die Höhe. Danach sank er erschöpft auf den Asphalt, streckte alle Viere von sich, schloss die Augen und feierte seinen WM-Hattrick erst einmal im Stillen.

Der 28 Jahre alte Wahlschweizer aus Cottbus hatte sein Versprechen wahr gemacht und sicherte sich bei den Rad-Weltmeisterschaften in Florenz den dritten Zeitfahr-Titel in Folge.

„Das war das Highlight meiner Saison. Auf diesen Moment habe ich das ganze Jahr hingearbeitet“, sagte Martin nach dem Rennen. „Als ich aus der Altstadt mit 40 Sekunden Vorsprung kam, habe ich auf den letzten fünf Kilometern keine Schmerzen mehr gefühlt“.

Über 57,9 Kilometer - Martin konnte sich in seiner Karriere an kein längeres Zeitfahren erinnern - ließ er der hochkarätigen Konkurrenz am Mittwoch nicht die Spur einer Chance. Mehr als eine dreiviertel Minute hinter ihm kam Zeitfahr-Olympiasieger Bradley Wiggins als Zweiter ins Ziel.

Martin fuhr auf der fast gänzlich flachen Strecke zwischen Montecatini Termine und Florenz Bestzeit mit 1:05:36 Stunden. Der Cottbuser, der als Titelverteidiger als letzter von 79 Startern auf die Strecke gegangen war, verwies den Tour de France-Sieger von 2012, Wiggins (+46,09 Sekunden), auf den Silberrang. Für den vierfachen Weltmeister Fabian Cancellara (Schweiz) blieb mit 48,34 Sekunden Rückstand nur Rang drei und Bronze. „Tony war heute ein anderes Level“, lobte Wiggins den Weltmeister, der an ihm erfolgreich Revanche für London genommen hatte.

„Bereits am Berg ist es für Tony gut gelaufen. Das war heute alles optimal. Auf der Länge der Strecke hatte er die meiste Kraft und war im Finale klar der Stärkste von allen“, freute sich sein Omega-Teamchef Jan Schaffrath, der Martin im Wagen auf seiner Triumphfahrt begleitete.

„Mein erster Titel in Kopenhagen vor zwei Jahren war der Schönste, aber das heute kommt dem Gefühl sehr nahe. Der zweite Platz wäre eine Enttäuschung gewesen“, erklärte der Lausitzer, der seinen erneuten Triumph im Fahrer-Hotel mit seiner Mutter und Freunden feiern wollte.

Der alte und neue Titelträger, der die Blumen der Siegerehrung gleich an seine Mutter weiterreichte, hatte sich den Vorsprung kontinuierlich erarbeitet. Bei der ersten Zwischenzeit nach der einzigen nicht nennenswerten Steigung lag Martin noch hinter dem direkt vor ihm gestarteten Cancellara. Dann drehte er den Spieß um und führte mit 13 Sekunden, dann mit fast 29 Sekunden. Im Finale konnte er den Vorsprung noch vergrößern.

Topfavorit Martin, der bei der WM-Generalprobe bei der Vuelta noch eine Niederlage gegen Cancellara einstecken musste, ließ seinen optimistischen Worten im WM-Vorfeld Taten folgen. „Ich will Gold“, hatte er schon vor Wochen erklärt. Er war auf dem für seine Fähigkeiten optimalen Kurs eine Klasse für sich und sicherte sich in Florenz seine zweite Goldmedaille innerhalb von vier Tagen. Zum WM-Auftakt hatte Martin maßgeblichen Anteil am erneuten Titelgewinn seiner Pharma Omega-Quickstep-Mannschaft im Teamzeitfahren.

Am vierten WM-Tag bescherte Martin dem Bund Deutscher Radfahrer (BDR) damit die erste WM-Medaille dieser Titelkämpfe. Die beiden übrigen BDR-Starter im Zeitfahren enttäuschten: Ex-Weltmeister Bert Grabsch, der noch keinen neuen Vertrag für 2014 hat, fuhr in 1:09:17 auf Rang 20. Patrick Gretsch aus Erfurt wurde in 1:10:50 sogar nur 38. Allerdings hatte er einen Sturz zu verkraften, als ihm in einem Kreisverkehr das Vorderrad wegrutschte.

Die nächsten wichtigen Termine sind für Martin eher unangenehmer Natur. Nach der Peking-Rundfahrt muss er sich im Oktober einer Kahnbein-Operation unterziehen. Danach sollte eigentlich das Projekt „Neuer Tony“ beginnen. Der Zeitfahrspezialist wollte abnehmen und sein Training gänzlich umstellen, um in Zukunft in den großen Rundfahrten auch im Gesamtklassement punkten zu können. So hatte er es bei der Tour angekündigt.

Inzwischen rückt er aber ab davon. „Ich will meine Zeitfahrfähigkeiten nicht hergeben - Olympia ist mein nächstes ganz großes Ziel. Ich denke jetzt nicht an Optionen das Gesamtklassement betreffend“, sagte er nach dem Rennen.

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