Premier League:Rekordruhe im Januar

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Die Ausnahme: Gonzalo Higuain, einer der wenigen Winter-Neulinge in der Premier League, bejubelt eins von zwei Toren in seinem ersten Spiel für den FC Chelsea. (Foto: Getty Images)

Gonzalo Higuain trifft in seinem ersten Spiel für den FC Chelsea - doch er ist eine Ausnahme. Erstmals seit 2012 haben die Klubs der reichsten Liga der Welt weniger für Wintertransfers ausgegeben als im Vorjahr.

Von Ludwig Haas

Als der Innenverteidiger Virgil Van Dijk im Januar 2018 vom FC Southampton zum FC Liverpool wechselte, war der Aufruhr groß: Der Niederländer wechselte für die Rekordsumme von 79 Millionen Euro den Verein, so viel war noch nie für einen Verteidiger ausgegeben worden, so viel hatten der Klub noch nie für einen Spieler gezahlt. Nun, im Januar 2019, haben zwei Spieler den Kader des Premier-League-Tabellenführers verstärkt. Allerdings tritt man Ben Woodburn, 19, und Connor Randall, 23, wohl nicht zu nahe, wenn man behauptet, dass ihre Rückkehr nach Leihgeschäften von Sheffield und Rochdale keinen Aufruhr ausgelöst hat. Es gilt für die ganze Premier League: Die reichste Liga der Welt blickt auf einen ruhigen Januar zurück.

Zwar steht am Ende des sogenannten Deadline Days, dem letzten Tag der Transferphase, noch immer eine stolze Summe auf Seiten der Ausgaben: geschätzt und umgerechnet fast 206 Millionen Euro. Zum ersten Mal seit 2012 ist die Gesamtsumme an Transfers der Premier-League-Vereine jedoch im Winter zurückgegangen. Der teuerste Wechsel im Januar war der des Noch-Dortmunders Christian Pulisic für rund 66 Millionen Euro zum FC Chelsea; bis zum Sommer ist er allerdings an den BVB ausgeliehen. Die Millionen, die für den Amerikaner fällig werden, nehmen beinahe ein Drittel der im Januar in England ausgegebenen Gesamtsumme ein.

Für den Rückgang der Ausgaben gibt es mehrere Gründe. Einer ist laut einer Analyse der Deloitte Sports Group die Stabilisierung der Liga. Der an der Analyse beteiligte Tim Bridge beschrieb gegenüber der Nachrichtenagentur PA: "Die Klubs an der Spitze der Premier League fühlen sich etwas gefestigter, es gab zudem nicht solch große Trainerwechsel wie in den vergangenen Jahren." Für Jürgen Klopp oder Pep Guardiola trifft das zu, sie haben in Liverpool und Manchester den Kader nach ihren Wünschen umgestaltet. Dass die Topteams generell die Füße stillhielten, hat jedoch auch noch andere Ursachen. Tottenham beispielsweise ist bekannt dafür, den Kader kaum zu verändern. Nachdem die Spurs schon im Sommer niemanden verpflichtet hatten, sorgten sie mit ihrer Untätigkeit im Januar für ein Novum. Noch nie hat ein Premier League-Verein ein Jahr lang keinen einzigen neuen Spieler geholt.

Finanziell wäre bei den Spurs somit genug Budget vorhanden, würde das neu gebaute Stadion, in das sie noch in diesem Jahr einziehen wollen, nicht fast 860 Millionen Euro verschlingen - doppelt so viel wie ursprünglich geplant. Und auch bei Arsenal sieht es kaum rosiger aus. Obwohl auch die Gunners nicht gerade den Ruf haben, mit Transfergeldern um sich zu werfen, sorgten die Aussagen von Trainer Unai Emery, man könne sich nicht mehr leisten im Januar als eine Leihe, für Ernüchterung. Am Ende kam tatsächlich immerhin Denis Suarez, ausgeliehen vom FC Barcelona. Die Transfers von Yannick Carrasco aus China oder Ivan Perisic von Inter Mailand kamen nicht zustande.

Dass ein Wintertransferfenster trotzdem noch immer erfolgsversprechend sein kann, zeigt zum Beispiel der Transfer von Gonzalo Higuain, der per Leihe von Juventus Turin zum FC Chelsea wechselte. Chelsea gewann am Samstag nach zuvor zwei Niederlagen in Serie mit 5:0 gegen Huddersfield Town, der Argentinier traf bei seinem Debüt doppelt. Und Newcastle United hat zwar am Samstag in Tottenham mit 0:1 verloren, doch die Freude über etwas Aufregung im Januar hält trotzdem noch an. Klub-Besitzer Mike Ashley wurde in den vergangenen Jahren immer wieder vorgeworfen, er würde den Traditionsklub kaputtsparen. Nun hat Newcastle Miguel Almiron verpflichtet, für umgerechnet rund 24 Millionen Euro vom MLS-Klub Atlanta United. Almiron ist ein wenig teurer als einst Michael Owen im Jahr 2005 - und damit der teuerste Transfer der Klub-Geschichte.

© SZ vom 03.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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